Celine, Thailand, 2017, Schuljahr im Ausland mit AFS-Thailand-Stipendium:

Als ich am ersten Tag nach meinem Arrival Camp aus dem Auto meines Advisors gestiegen bin, war ich einfach nur überwältigt. Ich wurde von einer großen Familie empfangen, die mindestens genauso aufgeregt war wie ich. Das sollte also die Familie sein, von der ich in den nächsten fünf Monaten ein Teil sein werde. Keine zwei Minuten später habe ich auch schon die erste thailändische Tradition kennen lernen. Mir wurde von jedem Familienmitglied ein weißes Band um mein Handgelenk gebunden und ich habe viele Glückwünsche für die kommende Zeit mit auf den Weg bekommen.

In den ersten Wochen habe ich mich gefühlt wie ein Kleinkind, das im Dunkeln tappt. Ich hatte keine Ahnung wie ich die alltäglichsten Dinge angehen sollte und einige meiner Fragen haben auch des öfteren für die ein oder anderen Lacher gesorgt. Solche Fragen wie „Was ziehe ich an, wenn ich duschen gehe?“ oder „Wie ziehe ich die Socken von meiner Schuluniform an?“ sind nur die Spitze des Eisbergs.

Ich hab mich von Anfang an super mit meiner Klasse verstanden

Die Anfangszeit in der Schule war deutlich einfacher. Ich hab mich von Anfang an super mit meiner Klasse verstanden und alle waren sehr Hilfsbereit. Generell würde ich sagen sind Klassengemeinschaften hier deutlich enger und man muss ich keine Sorgen machen mit wem man zum Beispiel zum Mittagessen geht. Auch die Lehrer, sowohl ausländische als auch Thais, versuchen einen so gut es geht einzubinden, wenn man in ihrem Unterricht einigermaßen zuhört. Wenn man in der Schule auch an anderen Fächern interessiert ist, die nicht auf dem eigentlichen Stundenplan seiner Klasse stehen, ist es auch kein Problem einfach nachzufragen, ob man daran teilnehmen kann. So hat sich für mich auch ergeben, dass ich jeden Tag eine Stunde Japanisch von meiner Lehrerin beigebracht bekomme.

Mittlerweile habe ich mich auch ziemlich gut eingelebt und hab mich an den Alltag hier gewöhnt. Und ich würde nie mehr auf die Idee kommen das tolle Essen und meine Familie gegen ein Haus mit warmem Wasser mitten in der Stadt zu tauschen.

Richtig tiefe Beziehungen zu meinen Freunden und vor allem zu meiner Schwester haben sich, aber erst entwickelt als ich langsam angefangen habe einigermaßen Thai zu verstehen und zu Sprechen. Das war für mich die große Eintrittskarte in mein hundertprozent normales Leben als Schüler in Thailand.

Generell bin ich noch nicht so viel gereist wie einige andere Austauschschüler, aber das habe ich auch gar nicht erwartet, ich bin ja schließlich Schüler und kein Tourist. Den ein oder anderen Ausflug habe ich mit meiner Familie aber auch unternommen. Vor allem am Anfang meines Jahres war ich zum Beispiel in Ubon in einem super großen und schönen National Park. An diesem Wochenende durfte ich die atemberaubende Natur Thailands erleben und es war der erste Ausflug den ich zusammen mit meiner Familie verbringen konnte. Der zweite Ausflug, den ich bis jetzt gemacht habe ging mit meiner Familie nach Surin. Die Elefantenstadt im Isaan. Dort war ich auch mit meiner Familie und meinem Cousin, der super gerne super viel über die thailändische Kultur erzählt hat.

Der Sportsday – das schulische Highlight

Ich würde mal behaupten, dass die meisten Austauschschüler als schulisches Highlight den Sportsday nennen würden. Der Sportsday beziehungsweise die Sportsweek ist eine Woche im Jahr, in der die verschiedenen Abteilungen der Schule (jede Abteilung hat ihre eigene Farbe zugeteilt) in unterschiedlichen Sportarten gegeneinander antreten. Zu diesen Sportarten zählen nicht nur die Standarts wie Fußball, Basketball und Volleyball sondern auch sowas wie Cheerleading oder Pompom. Das ist eine auch so etwas wie Cheerleading, sehr traditionell mit Kostümen und dem traditionellen Thaitanz Ramthai.

Auch bei mir ist das ein ganz großer Punkt auf der Liste der Dinge die ich erlebt habe. Auch an den Tagen davor habe ich zum Beispiel ganz spontan für unser Team Basketball gespielt. Wir haben zwar haushoch verloren aber Spaß hat es trotzdem gemacht.

Am eigentlichen Sportsday, dem Tag an dem die Finale stattfanden, gab es auch eine große Parade, die in traditionellen Kostümen durch die Stadt zog. Auch ich durfte an dieser Teilnehmen und nachdem ich kurz nachgefragt hatte durfte ich sogar Miss Grand werden, was bedeutet, dass ich eines der schönsten Kostüme der Parade tragen durfte. Danach habe ich mir noch mit meinen Freunden die restlichen Wettbewerbe angeschaut. Am Ende des Tages gab es noch ein sehr cooles Konzert von unserer Schulband.

Freizeit und Freunde

Unter der Woche bleibt thailändischen Jugendlichen oft nicht viel Zeit für Freizeitaktivitäten, weil die Schule doch relativ spät erst endet und viele danach noch Nachhilfe haben. Am Wochenende geht man gerne in Malls oder ins Kino. Da unsere Stadt relativ klein ist, fährt man dafür auch gerne mal mit den Eltern der Freunde in die nächst größere Stadt. Auch sich einfach bei Freunden zuhause zu treffen und einfach zu chillen ist ganz normal und oft auch mit einem Ausflug ins nächste Café oder auf den Volleyballplatz verbunden, wenn man nicht gerade zu weit weg wohnt. Allerdings muss man sich auch darauf einstellen, dass man die Wochenenden, gerade in den ersten 3 Monaten, zuhause mit seiner Familie verbringt. Was bei Jugendlichen in Thailand auch sehr beliebt ist, ist K-Pop. Es gibt praktisch niemanden, der nicht Fan von mindestens einer koreanischen Gruppe ist und diese sind dann auch oft beliebte Gesprächsthemen.

Die Feiertage hier werden auch anders verbracht als ich erwartet hatte. Weihnachten existiert hier logischerweise nicht wirklich, aber sehr vermisst habe ich es auch nicht. Bei 30 Grad im Schatten kommt man einfach nicht wirklich in Weihnachtsstimmung. Dafür wird aber an Silvester meistens in der Familie und manchmal auch unter Freunden gewichtelt oder man gibt sich einfach so untereinander kleine Geschenke. Silvesterpartys, wie es sie oft in Deutschland gibt, sind hier auch nicht so angesagt. Es wird eher im Kreise der Familie gefeiert und gut gegessen. Neujahr war für mich auch so der Punkt, an dem ich das erste Mal realisiert habe, dass ich hier nicht ewig bleiben werde und dass die Zeit hier viel zu schnell vergeht.

Thailand – mein zweites zu Hause

Ich bin super froh, dass ich all das erleben darf und durfte. Auch wenn ich einiges nicht so erwartet hatte, bin ich sehr oft überrascht worden positiv sowie negativ und ich denke, dass genau solche Situationen, in denen ich unvorbereitet ins kalte Wasser geschmissen wurde, mich als Menschen geformt haben und ich die Chance hatte mein eigenes Verhalten und meine eigene Kultur von einer anderen Seite zu betrachten. Bevor ich hierher geflogen bin, habe ich mich oft gefragt wie ein Schüleraustausch jemanden verändern soll. Ich dachte immer, ich wäre schon relativ selbstbewusst und selbstständig. Auch wenn das auch eine wichtige Rolle in der Veränderung durch einen Schüleraustausch spielt, denke ich ist es eher die Tatsache, dass man sich intensiv mit der eigenen Kultur und den eigenen Verhaltensweisen auseinander setzt, welchen man ja sein ganzes Leben lang gefolgt ist und sie nie in Frage gestellt hat.

Ich bin sehr froh, dass ich all diese Erfahrungen machen, neue Freunde finden und eine wundervolle zweite Familie kennenlernen durfte. Thailand ist innerhalb von 6 Monaten mein zweites Zuhause geworden. Diese Erfahrungen konnte ich nur machen, weil ich das Glück hatte ein Stipendium von AFS Thailand zu erhalten, und ich bin mir sicher, dass diese Erfahrungen nicht nur mich als Person sondern auch mein weiteres Leben beeinflussen werden. Vielen Dank.

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