AFS-Alumna Brigitte auf der Reise in ihr Austauschjahr in den USA.

Brigitte reiste 1963/64 aus dem Saarland nach Orange, Virginia. Was daraus entstand, ist eine Familie, die noch immer sehr international agiert und in verschiedenen Ländern der Welt verstreut ist. Aber hier möchten wir Brigittes AFS-Geschichte von Anfang an erzählen.

Auf der Überfahrt mit der SEVEN SEAS 1963 von Rotterdam nach NY lernte ich meinen späteren Ehemann kennen. Ich war als Landratte aus dem Saarland nicht seetauglich, fütterte ständig die Fische und er rettete mich mit Zwieback auf dem Seekranken-Deck! In NY wurden wir dann getrennt, er „mein Däne“ zog weiter nach North Dakota und ich nach DC/ Virginia. Aber der Kontakt riss nicht ab: Von dem damals sehr wenigen Taschengeld wurden viele Briefmarken gekauft und wir schrieben uns das ganze Jahr über die wunderschönsten Briefe, die alle unsere Erlebnisse in der neuen Welt, der neuen Schule usw. beinhalteten.

Damalige Überfahrt von Deutschland in die USA für den Schüleraustausch.

Wiedersehen sollten wir uns dann im Weißen Haus in Washington. Dort gab es für uns AFSer*innen einem Empfang im Garten, zu dem Präsident Johnson einlud. Es war nicht das große Wiedersehen, das wir uns erhofft hatten, denn wir hatten uns beide in der Zwischenzeit verändert. Ich war sehr enttäuscht. Fand er sah so dumm „amerikanisch“ aus.

Zurück in der Heimat funkte es jedoch ein weiteres Mal zwischen uns, als mich „der Däne“ in Saarbrücken in den Sommerferien 1964 besuchte. Es funkte so sehr, dass ich meinen Aufenthalt in einer „Klosterschule“ in Geradmere (Frankreich) abgebrochen habe, und kurz danach nach Hamburg zog, um näher an Dänemark zu sein. Bereits nach einem halben Jahr verlegte ich meinen Wohnsitz jedoch als Au-Pair nach Dänemark, und gleich danach bekam ich einen Job bei einer Speditionsfirma in Kopenhagen. Logisch, ich blieb in Dänemark und heiratete meinen Dänen und wir bekamen zwei Kinder in sehr kurzen Abständen. Meine Tochter konnte es irgendwann nicht mehr aushalten, so viel über unsere USA-Erlebnisse zu hören. Sie wollte NIE in die USA. Doch wie es der Zufall so will: Sie lernte während ihres Studiums in Wien einen Deutsch/Italiener kennen. Gemeinsam lebten sie erst in Luxembourg, dann London und heute in Connecticut. Mein amerikanisch/dänischer Enkel studiert im 2. Jahr in Aarhus, Dänemark und hat ein Stipendium für San Diego, Kalifornien bekommen.

Der Traum von mir und „meinem Dänen“ zerplatzte übrigens nach 13 Jahren. Ich hatte mich in der Zwischenzeit, dank der Zeit der Emanzipation der Frauen, weiterentwickelt. Ich fand eine sehr gute Arbeitsstelle als Fremdsprachen-Sekretärin (34 Jahre lang bis zur Pension) und die Scheidung war nicht zu vermeiden Das war eine sehr große Enttäuschung für mich, zumal ich wegen der großen Liebe nach Dänemark gekommen war.

5 Jahre später geschah jedoch ein Wunder: Ich lernte meinen jetzigen Mann kennen, der im Ausland lebte und arbeitete. Wir hatten eine wunderschöne Fernbeziehung und ich besuchte ihn in allen Ländern, in denen er stationiert war. Das passte sehr zu meinem Leben (auch heute noch nach 37 glücklichen Jahren zusammen).

AFS hat mein Leben total verändert und ich bin noch heute sehr stolz darauf, dabei gewesen zu sein. Ich habe Freundschaften geschlossen, die noch heute sehr wertvoll sind. Ich war bei sehr vielen Reunion dabei und habe durch all die Jahre einen regen Kontakt mit meinen Freundinnen von der Orange-County-High School in Orange, Virginia. Viele haben mich auch in DK besucht. Aktuell freue ich mich sehr auf unsere 60-jährige High-School Reunion am 20. Juni in Charlottesville.

AFS-Alumna Brigitte feiert High-School Reunion

AFS-Alumna Brigitte mit ihrer damaligen Gastfamilie.

Abschließend will ich zum „ichweissnichtwievielten“ Mal betonen, wie sehr mein AFS-Aufenthalt in den USA mein Leben auf schönste Weise verändert hat. Ich bin froh, dass meine Mutter trotz allem nicht die Briefe vom AFS damals 1963 in den Papierkorb geworfen hat. Sie wollte meine Reise verhindern. Stattdessen lebte ich ein Leben in einer Kleinstadt in Virginia mit besten Gasteltern und den besten Freund*innen und das sollte meinen Weg für immer beeinflussen.

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