AFS inspiriert und verbindet – ein Leben lang! Dies trifft auf uns in besonderer Weise zu. Zumindest unser halbes Leben sind wir durch AFS bereits miteinander verbunden. Wir, das sind Nicolás aus Chile und Marlene aus Deutschland. Wir waren auf unterschiedlichen Teilen der Erde zuhause, aber uns verband als Teenager der Wunsch und der Mut uns in das Abenteuer Schüleraustausch zu stürzen. Wir hatten keine Ahnung, wie sehr diese Erfahrung unser weiteres Leben beeinflussen würde.
Nico hatte den Wunsch nach Frankreich zu gehen, da er Koch werden wollte und besonders an der französischen Küche interessiert war. Marlene war es wichtig, in ein Land zu gehen, wo sie eine neue Sprache lernen würde. Gelandet sind wir 2007 schließlich beide in bella Italia, ganz im Süden, auf Sizilien. Dort hat AFS zwei wundervolle Gastfamilien für uns gefunden. Und bei Nico war die Wahl tatsächlich auf eine Gastronomenfamilie im Landesinneren gefallen. Marlene landete in einer jungen Familie mit Kleinkindern in Catania – perfekt um spielerisch und ohne Scheu in die italienische Sprache einzutauchen.
Aufgefallen ist der blonde Chilene Marlene bereits bei der gemeinsamen Landung am Flughafen in Catania. Hier kamen wir Austauschschüler*innen nach dem Willkommens-Camp in Rom gemeinsam an und wurden von unseren Gastfamilien in Empfang genommen. Marlene fiel Nico ein paar Wochen später beim Orientation-Camp in Palermo auf. Wir suchten daraufhin immer wieder die Nähe zueinander und lernten uns besser kennen. Gefunkt hat es schließlich bei einem gemeinsamen Ausflug mit unseren AFS-Freund*innen.
Das Austauschjahr ging leider viel zu schnell zu Ende und wir mussten uns am Flughafen in Rom voneinander verabschieden, ohne zu wissen, ob und wann wir uns jemals wiedersehen würden. 
Die Distanz zwischen unseren Wohnorten war schließlich immens groß und die Möglichkeit, uns gegenseitig zu besuchen war vorerst aus verschiedenen Gründen nicht gegeben. Wir blieben jedoch in Kontakt. Nico erzählte Marlene viel über Chile und machte ihr sein Heimatland anhand von Bildern schmackhaft. Marlene sendete ihm zum Geburtstag ein Paket mit Rezept und Zutaten für eine Schwarzwälder Kirschtorte – seiner Lieblingstorte. Während Marlene noch für das Abi paukte, wuchs in ihr der Wunsch eine Reise nach Südamerika zu machen und bei dieser Gelegenheit all ihre AFS-Freund*innen in den verschiedenen Ländern dort zu besuchen. Sie buchte schließlich einen Hinflug nach Santiago de Chile und für 6 Monate später den Rückflug aus Caracas in Venezuela. Nico holte Marlene vom Flughafen ab und wir spürten sofort wieder die gleiche Verbundenheit wie bei unserem letzten Treffen vor 2,5 Jahren. Nico studierte damals bereits in Valparaiso Bauingenieurwesen (er hatte sich zwischenzeitlich gegen die Kochausbildung entschieden bzw. verfolgte diese Leidenschaft mehr im Privaten) und Marlene zog vorübergehend in dessen WG ein.
Während der vorlesungsfreien Zeit reisten wir gemeinsam durch das Land und Marlene lernte Nicos Familie kennen. Anstatt nach ein paar Monaten wie geplant ihre Südamerika-Reise fortzuführen, zogen wir nach dem Sommer in eine gemeinsame Wohnung in Viña del Mar. Wir wollten unserer Liebe eine Chance geben. Marlene buchte ihren Rückflug kurzerhand um und dehnte ihren Aufenthalt in Chile auf 1 Jahr aus. Aufgrund massiver Studierendenproteste in Chile fand monatelang kein Universitätsbetrieb statt. Wir nutzten die Zeit um zu reisen und Pläne für die Zukunft zu schmieden. Wir beschlossen gemeinsam nach Deutschland zu gehen und dort zu studieren. Gesagt getan, Nico lernte während eines Jahres Deutsch und wir schrieben uns beide in Regensburg zum Studium ein.
Seitdem sind 11 Jahre vergangen. Wir leben immer noch zusammen in unserer Wahlheimat Regensburg, haben uns hier in der Berufswelt etabliert und sind zwischenzeitlich eine kleine Familie geworden. Vor rund einem Jahr kam unser kleiner Sonnenschein Felix zur Welt.
Während die AFS-Community am 16.09.2023 in Hamburg das 75. Jubiläum von AFS Deutschland feierte, gaben wir uns am Strand in Sizilien vor unseren (Gast-)Familien und Freunden aus aller Welt das Ja-Wort. Unser Sohn Felix saß während des Hochzeitsessens mit all seinen Omas und Opas am Tisch. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern hat er nämlich gleich 4 Großeltern – aus Deutschland, Chile und Sizilien.
Wir sind AFS und dem Schicksal unglaublich dankbar dafür, dass unsere Wege über Grenzen hinweg und zueinander geführt haben.
