Zixin, China, 2010/2011
Ich bin Zixin (Steven) Li, ein Austauschschüler aus China. Ich möchte gern für euch über meine Erfahrungen in meinen ersten Monaten in Deutschland berichten.
Gastfamilie
Ich wohne in Lich, einer kleinen Stadt mit etwa 3000 Einwohner in Hessen, die für das Licher Bier bekannt ist. Mein Gastvater ist ein Ingenieur für Maschinenbau und Programmierung. Er hilft mir manchmal, Mathe und Pysik zu lernen. Er hat eine Trainingmaschine für die Pilotenausbildung gebaut, wofür ich mich sehr interessiere. Meine Gastmutter ist eine Köchin, die chinesisches Essen kochen kann. Ich freue mich darüber, dass ich nicht wie manche andere Austauschüler ungewöhnliches Essen essen muss. Ich habe auch eine Gastschwester. Sie ist 15 Jahre alt und geht mit mir jeden Tag zur Schule. Ab und zu treffe ich mich mit ihren Freundinnen, um mehr deutsche Leute kennenzulernen. Ich spiele mit meiner Gastfamilie nicht nur deutsches Schach, sondern auch chinesisches Schach, dessen Regeln ich ihnen erzählt habe. Im letzten Herbst habe ich Äpfel in unserem Garten geerntet und das erste Mal im Leben Apfelsaft gemacht. Im Urlaub waren wir am Bodensee. Ich bin dort geschwommen.
Schule
Ich gehe zur 11. Klasse (Einführungsphase 1 bis 2) der Liebigschule in Gießen. Daher muss ich immer mit dem Zug fahren. Die Schule ist das strengste Gymnasium der Stadt. Aber Naturwissenschaften bzw. Mathe, Physik und Chemie sind relativ leicht für mich. In der letzten Woche habe ich z.B. ohne Wörterbuch die beste Note meiner Klasse zum mathematische Thema Differenzialforschung bekommen. Ich lerne auch Powi (Politik-und-Wirtschaft) und Geschichte. Jedoch schreibe ich davon keine Klausur. Als Fremdsprache lernt man in der chinesischen Schule nur Englisch. Ich versuchte, Französisch, Latein oder Spanisch hier zu lernen, aber es gab leider keinen Grundlagenkurs. Mein Klassenlehrer, Herr Koch, hat mir viele Übungen der deutschen Grammatik und zwei Bücher über deutsche Geschichte gegeben.
Neues entdecken
AFS hat für uns im ersten Monat einen kostenlosen Deutschkurs organisiert. Dadurch habe ich 6 Austauschschülerinnen aus den USA, Italien, Thailand, Paraguay und Venezuela kennen gelernt. Manchmal gehen wir zusammen einkaufen oder trinken Kaffee. Wir haben für einander die Führungen der eigener Städte gemacht, damit wir eine Möglichkeit haben, mehr Sehenswürdigkeiten in unserem Gebiet besichtigen zu können. Vor Weihnachten besuchten wir das Kinderheim in Lich. Darüber habe ich einen Bericht für das Licher Wochen Blatt geschrieben. Am Silvester liefen wir Schlittschuh, was ich noch nie erlebt hatte und die Freundinnen mir beigebracht haben. Bei AFS habe ich zweimal am Camp teilgenommen, während dessen wir uns mit alle Austauschschüler und Betreuer in Hessen unterhalten konnten. Ab 10.03 werde ich im Rahmen des Midstays in Wolfsburg und deren Umgebung für fast drei Wochen bleiben, um eine andere Region in Deutschland zu entdecken.
China-Germany Youth Association for Intercultural Exchange
Ich habe mit einigen chinesischen Austauschschülern einen gemeinnüzige Verein gebildet, der „China-Germany Youth Association for Intercultural Exchange“ genannt wird. In meiner Klasse haben wir einen Chinatag vorbereitet. In dieser Veranstaltung erzählten wir über unser Schulleben und das chinesische Neujahr. Anschließend kochten alle Schüler in der Küche Frühlingsrollen und gebratene Nudeln. Wir organisieren jetzt ein Brieffreundeprojekt und haben schon mehr als 40 Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländer gefunden. Unsere interkulturelle Aktivitäten hatten ausgezeichnete Auswirkungen, die „Gießener Allgemeine“ hat darüber ausführlich berichtet. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen hat mich eingeladen, im April zur ihr zu kommen und über Kultur und Bildung zu diskutieren.
Reisen
Das Reisen ist ein wichtiger Bestandteil meines Aufenthalts in Deutschland. Frankfurt ist nur 60 Kilometer weg von Lich, darum fuhr ich sehr häufig dahin, wo ich 7 Museen und Galerien besucht habe. Ich war in Helderburg, Wiesbaden, Marburg und Kassel. Im Mai und Juni werde ich mit AFS noch nach Paris und Berlin fahren. Ich spiele Tischtennis in einem Verein und habe Tai-Chi für ein paar Wochen von einer Nachbarin aus Taiwan gelernt, bei deren Laden ich auch ein Praktikum gemacht habe. Seit letzten Monat habe ich an einem Deutschkurs in der Volkshochschule teilgenommen. Ich habe fast kein Deutsch in China gelernt, aber meine Lehrerin hat gesagt, dass meine Deutschkenntnisse jetzt Niveau B1 in Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen erreichen könnte.
Ich werde versuchen, mehr deutsche Sprache und Kultur zu lernen und meinen deutschen Freunden mehr über die chinesische Kultur zu erzählen.
Geschrieben von: Zixin aus China, 2010/2011