AFS Interkulturelle Begegnungen und CISV building global friendship – 2013 bis heute

„Mama, ich mag lieber zu Hause bleiben und nicht mit auf den Ausflug!“ – höchste Zeit einen AFS-Schüler bei uns aufzunehmen!

Gastfamilie mit zwei Gastsöhnen und -tochter.

Die Rechnung ging auf: unser 14jähriger Sohn war wieder gerne bei Familienaktivitäten dabei. Der 16jährige Jorge aus Argentinien tauschte für 10 Monate seine zwei Drillings-Brüder gegen unseren 14jährigen Sohn Julius und unsere 11jährige Tochter Viktoria. Unsere Kinder waren vorbildlich: die Spülmaschine wurde ungefragt ausgeräumt, aufgeräumt und Blätter zusammen gefegt– Jorge sollte ja schließlich lernen, auch Arbeiten im Haus zu übernehmen, also musste man ein gutes Vorbild sein! Erst später sagte uns Jorge, dass er es sehr befremdlich fand, ein eigenes Zimmer zu haben. Er kannte es nur, mit seinen Brüdern ein Zimmer zu teilen.

Die ersten zwei Monate wechselte die Familiensprache häufig auf Englisch, irgendwann sprachen wir deutsch, erwarteten aber noch keine Antworten auf Deutsch. Bald nach Weihnachten sprach Jorge zunehmend deutsch.

Schon davor versicherte er uns, er werde NIE mit einer Mütze zum Fußballtraining gehen… was hat er sich gefreut, als der Nikolaus ihm eine schwarze Mütze in den Stiefel steckte!

Gastfamilienausflug mit einem Porsche.

Bei jedem Porsche kam aus Jorges Mund ein ehrfurchtsvolles „Ohhh!“. Na, da war es selbstverständlich, dass wir uns für seinen 17. Geburtstag als Überraschung einen Porsche ausgeliehen haben. Der Besitzer des Autohauses fand die Idee so toll, dass er uns sogar seinen eigenen Porsche auslieh. Als Erinnerung daran durfte Jorge viele Fotos und einen kleinen Matchbox-Porsche mit zurück nach Argentinien nehmen.

Unsere Familie ist gleichzeitig sehr aktiv bei CISV building global friendship, einem Verein, der internationale Camps und Begegnungen organisiert, die Zielsetzungen sind ähnlich wie bei AFS. Tatsächlich präsentierte Jorge dann auch Argentinien bei unserer lokalen Reihe „Die Welt bei uns in Lörrach“, war bei einer Familienbegegnung mit CISV Alsace dabei und fuhr dann auch in ein internationales Youthmeeting nach Mailand.

Besonders in seiner Abschiedswoche haben wir weit über 100 Empanadas zubereitet, um sich überall zu verabschieden. Er war erstaunt, dass man die auch vegetarisch füllen kann!

Schon als er noch da war, entschied sich unsere Tochter für ein Auslandsjahr bei einer CISV Familie in Strasbourg. So kam es, dass wir einen neuen Gastbruder für unseren Sohn suchten. Jorge suchte mit aus: es wurde Ruben aus Paraguay! Zufällig wohnte Rubens Familie nur 100 km entfernt von Jorges Familie.
Auch Ruben verstärkte dann die Fußballmannschaft unseres Sohnes, besuchte nicht nur das örtliche Gymnasium, sondern auch viele Partys und Straßenfeste, war aktiv in unserer Gemeindejugend und ging auch mit ihnen auf ein Lager.

Gasteltern mit internationalen Gastkindern.

Wir liebten unsere gemeinsame Challenge: ich kaufte mir einen Museumspass für das Dreiländereck und wir planten in dem Jahr alle 40 Museen unserer Region zu besuchen. Haben wir nicht ganz geschafft, aber ich hatte endlich jemand, der gerne mit mir ins Museum ging!

Manchmal kamen auch andere AFS-Schüler mit, Highlight war der Kochabend mit allen 7 bei uns: jeder sollte etwas Landestypisches kochen. Ich weiß nicht, ob das die größere Herausforderung für die Köche oder für die mutigen Esser war – Gulasch ohne Gewürze isst man nicht jeden Tag…! Wir hatten aber eine Menge Spaß miteinander.

An seinem Geburtstag besuchte uns tatsächlich seine Familie – Käsefondue, paraguayisches Tanzen mit einer Weinflasche auf dem Kopf, gemeinsames Trinken von Terere, Besuch auf einer alten Burgruine und tausende von „que lindo“s später sagten wir nicht nur zu, dass auch der kleinere Bruder von Ruben im Folgejahr zu uns kommen durfte, sondern wir haben auch das Versprechen gegeben, die Familie in Südamerika zu besuchen.

Und – schwupp! – war das Jahr auch vorbei.

Im Folgejahr fuhr zunächst unser Sohn 4 Wochen zu seinen Brüdern nach Argentinien und Paraguay, im Jahr danach wir alle 4 nochmal. Wir sahen viel vom Land, spielten mit allen unseren Kindern unser Lieblingsspiel „Brandy dog“ und hatten eine wunderbare Zeit. Seitdem lerne ich übrigens Spanisch an der Volkshochschule und schreibe mir mit den anderen Mamas hin und wieder…

2017 kam dann noch Liz aus USA. Auch mit ihr haben wir noch Kontakt. Wir hatten die Challenge, aus jedem europäischen Land ein Essen zuzubereiten. Sie lebt inzwischen in Mexiko.

Großer Zeitsprung in den August 2024:

Jorge ist inzwischen Arzt und lebte in Wien. Als ich ihn fragte, ob er nicht ein internationales CISV Camp diesen Sommer mit unserer Tochter staffen möchte, sagte er schnell zu. Unsere Kinder leben schon seit einigen Jahren nicht mehr bei uns, wir haben den Teil des Hauses zu einer WG ausgebaut. Jorge wird im November dort einziehen, um ein Praktikum bei einem Mediziner hier zu absolvieren. Wir freuen uns darauf!

Ruben ist inzwischen Wirtschaftsingeneur und war spontan auch im August eine Woche bei uns. Er ist auf der Suche nach einem Job in Deutschland.
Ungute Umstände in ihren Heimatländern haben sie dazu gebracht, ihren Lebensmittelpunkt nach Europa zu verlagern. Wir freuen uns, dass wir daran beteiligt waren, eine Basis dafür legen zu können.

Birgit, Gastmutter aus Lörrach
im September 2024

 

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