Natalie, Südafrika, 2010:

„Vom Ski- und Schlittenfahren begeistert“ – so lautete die Überschrift zu einem Interview mit meiner Austauschschülerin Lieze, das am Tag ihrer Abreise in der Zeitung erschien. Einmal meinte sie, sie liebe den Schnee, weil die Welt dadurch soviel heller und schöner sei, aber wenn es hier nur nicht so kalt wäre…

Nach einer Weile hatte sie sich aber an die Kälte gewöhnt, wie an so viele Dinge, die in Deutschland anders sind, als in ihrem Heimatland Südafrika. Wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen, Lieze und ich, und auch meine Familie und Freunde erlebten viele schöne Momente während ihres Aufenthalts. Zum Beispiel als wir ihr im Urlaub in der Schweiz das Skifahren beigebracht haben und abends in der Hütte dann heiße Schokolade tranken. Oder an Weihnachten, als wir zusammen Weihnachtslieder sangen und Lieze mit uns ein richtig deutsches Weihnachten verbrachte. Für mich war es eine besondere Erfahrung, mit jemandem acht Wochen fast unablässig zusammen zu sein, den man davor nur per E-mailkontakt kannte. Am Anfang mussten wir uns natürlich erst kennen lernen und Gemeinsamkeiten und Gesprächsthemen finden.

Die Zeit mit Lieze

Lieze war eher ruhig und schüchtern, daher war es manchmal schwer herauszufinden, wie es ihr geht oder was sie mag und nicht mag. Aber jetzt sind wir wirklich gute Freunde geworden und die Vorfreude auf meine Zeit bei Liezes Familie ist riesig. Die zwei Monate, und da sind wir uns alle einig, gingen viel zu schnell rum. Ich fand es sehr schön, dass wir trotz der kulturellen Unterschiede so gut zueinander gepasst haben. Ein bisschen schade war, dass Lieze schwer zu motivieren war, was das Deutsch lernen anging. Daher war es für sie in der Schule oft langweilig. Ich versuchte, ihr die Themen auf Englisch zu erklären aber auch das, stellte sich als schwierig heraus, da mir Vokabeln zu bestimmten Themen fehlten.

Lieze sprach also fast nur Englisch und ich denke, dadurch war es manchmal nicht einfach, Kontakte zu knüpfen. Einige, die vielleicht nicht so gut Englisch konnten, trauten sich nicht mit Lieze über den Smalltalk hinaus zu reden, oder sie wollten, dass ich es übersetzte. Trotzdem, und das hat mich sehr gefreut, gab es auch viele, die Lieze mit offenen Armen empfingen und sich darum bemühten, dass sie alles versteht und von sich erzählt.

Andere Sicht auf Deutschland

Gleichzeitig fing ich auch an, Deutschland und mein Leben hier mit anderen Augen zu sehen. Es ist etwas Besonderes und nicht selbstverständlich, dass man in Deutschland die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann, weil es sicher ist und man keine Angst zu haben braucht. Oder, dass man hier von Krankheiten wie Aids nicht so sehr bedroht ist, wie in manch anderen Ländern. Ich war mir nie bewusst, wie viele Sehenswürdigkeiten es vor allem hier in Baden-Württemberg gibt, und dass sie wortwörtlich sehenswürdig sind. Lieze wollte Deutschland kennenlernen und ich habe es mit ihr zusammen neu kennengelernt. Es hat außerdem riesig viel Spaß gemacht, das Leben in Deutschland einer anderen Person zu zeigen.

Nun ist Lieze seit etwa zwei Wochen wieder daheim in Südafrika. Erst war es ein komisches Gefühl, wieder allein morgens zur Schule zu fahren und mittags nicht mit ihr zu kochen oder zusammen lustige Dinge zu unternehmen. Das Haus war irgendwie leerer. Aber dadurch rückt auch meine Abreise im Sommer näher und ich freue mich auf unser Wiedersehen. Ich werde ebenso zwei Monate in Südafrika verbringen, das auch die „Regenbogennation“ genannt wird. Ich will mich aufmachen zu einer Reise zum anderen Ende des Regenbogens und ich bin sicher, dass mich dort ein Schatz voll neuer Erfahrungen und Erlebnissen erwartet. Ich freu mich wirklich sehr darauf.

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