Britta, Indien, 2014, Schuljahr im Ausland mit Robert Bosch-Stipendium:

Ich möchte mich zuerst einmal ganz herzlich bei der Robert-Bosch-Stiftung bedanken, da ich durch ihre Förderung das Auslandsjahr verwirklichen konnte. Das Teilstipendium hat mir und meiner Familie die Finanzierung erleichtert, sodass ich mein Jahr hier in Indien in vollen Zügen genießen kann, ohne mir um etwas Sorgen zu machen.

Neue Dinge entdecken

Inzwischen sind schon sechs Monate von meinem Auslandsjahr vorbei und ich bin immer noch dabei, mich in das Land zu verlieben. Es gibt immer neue Dinge zu entdecken und etwas Aufregendes zu erleben. Ich weiß manchmal gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Das war besonders am Anfang schlimm, da es so vieles und vor allem total Fremdes gab, dass man sich anschauen will.

Meine Ankunft hier in Indien Anfang Juli letzten Jahres war das Aufregendste, was ich je erlebt habe. Richtig realisiert, dass ich ein Jahr von zu Hause weg sein werde, habe ich erst nach der Sicherheitskontrolle am Frankfurter Flughafen. Die Freude auf das Bevorstehende, vor allem der Flug (ich bin noch nie zuvor geflogen oder außerhalb Europas gewesen) mit Freunden, die genauso aufgeregt waren, war riesig.

Nach ca. sieben Stunden Flug waren wir endlich in Indien. Alleine die Aussicht auf Delhi bei Nacht war atemberaubend und ich konnte es in dem Flugzeug zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr aushalten. Bis wir jedoch aus dem Flugzeug und dem Flughafengebäude herausgekommen sind, verging fast noch eine weitere Stunde. Wir waren alle etwas müde, da wir kurz nach Mitternacht gelandet sind und manche, so wie ich, die Nacht zuvor nicht schlafen konnten. Jedoch wurde schon der Weg zum Hotel zum ersten Abenteuer- nachts durch Delhi.

Die nächsten Tage verbrachte ich mit allen anderen Austauschschülern aus der ganzen Welt im Arrival Camp in Delhi. Wir haben viel gelernt über Indien und was wir uns vorstellen können in dem Jahr. Dabei sind wir uns alle näher gekommen und es wurden sehr viele Freundschaften geschlossen. Der Abschied fiel uns allen schwer, alleine der Gedanke, alle erst wieder in einem Jahr zu sehen.

Mein neues zu Hause

In Indore, meinem Zuhause für das nächste Jahr, wurden wir alle von unseren Gastfamilien am Bahngleis abgeholt. Auf dem Weg nach Hause hatte ich auch gleich eine typisch indische Fahrt in der Rikscha, da meine Gastfamilie kein eigenes Auto besitzt.

In der ersten Zeit war alles noch so neu für mich und es hat eine ganze Weile gedauert, bis  ich mich an alles gewöhnt hatte. Jedoch bereiten mir selbst heute nach sechs Monaten immer noch bestimmte Dinge Schwierigkeiten, wie zum Beispiel der Linksverkehr und allgemein der indische Verkehr, der immer chaotisch und unübersichtlich ist.

Auch die Schule ist im Vergleich zu Deutschland komplett anders. Aber alle waren sofort richtig nett zu mir und ich habe sehr schnell viele Freunde gefunden, auch wenn es immer wieder peinlich war, nach dem Namen zu fragen, denn ich kann mir einfach keine Namen merken, vor allem nicht 100 auf einmal!

Mit meiner Gastfamilie bin ich am Anfang auch sehr gut ausgekommen, aber da sie keine Kinder in meinem Alter hatten, sondern nur eine dreijährige Tochter, konnte ich nicht viel machen. Ich saß die meiste Zeit in meinem Zimmer, da ich nicht alleine raus durfte, und meine Gasteltern arbeiten waren. Das Meiste, was ich von der Stadt gesehen habe, war von meinem Schulbus aus. Trotzdem habe ich versucht, mich anzupassen und das Beste daraus zu machen.

Dennoch habe ich nach einiger Zeit den Rat meiner Freundin befolgt und habe mit AFS gesprochen, die sofort nach einer Lösung gesucht haben. Mitte Oktober konnte ich meine Familie wechseln und bin seitdem sehr glücklich.

Divali, das größte Fest

In der ersten Woche habe ich mit meiner Familie Divali gefeiert, das größte Fest im Jahr. Es war ein einmaliges Erlebnis und die Lichter an den Häusern erinnern an Weihnachten zu Hause in Deutschland. In den nächsten Wochen habe ich meine Familie besser kennengelernt und wir haben viele Dinge unternommen seitdem. Erst letztens sind wir über Weihnachten nach Pachmarhi gefahren, ungefähr 400 km entfernt von Indore. Wir haben in den wenigen Tagen sehr viele schöne Orte gesehen und ich habe natürlich ganz viele Fotos von allem gemacht.

Aber auch vorher bin ich mit meiner Familie zu sehenswerten Orten gefahren, wie Sanchhi, Mandu und Maheshwar, wo ich einen handgemachten Saree gekauft habe. Es ist immer wieder ein Erlebnis, bedeutende Orte einer anderen Kultur zu sehen, und ich bin sehr froh, mich für Indien für mein Auslandsjahr beworben zu haben, da die Kultur im Vergleich zu Deutschland doch sehr unterschiedlich ist.

Auch mit AFS haben wir inzwischen ein paar Dinge unternommen, zum Beispiel das Mid-Stay-Camp und eine gemeinsame Thanksgiving Feier.

Dennoch war bisher nicht alles so gut. Es gibt leider immer noch viele Tage, an denen ich nur zuhause sitze, aber in Indien sind die Regeln bezüglich des Rausgehens etwas strenger als in anderen Ländern.

Was bisher jedoch mein größtes Problem ist, ist das Erlernen der Sprache. Nicht nur die Schrift ist schwer, sondern auch die Aussprache. Hindi hat sehr wenig mit der deutschen Sprache gemein, weshalb es schwierig für mich ist, Hindi zu lernen. Dabei war aber auch ein Problem, dass ich das erste halbe Jahr keinen Unterricht hatte und alles selber gelernt habe oder wenn Freunde mir ein paar Wörter beigebracht haben. Inzwischen aber habe ich Unterricht und lerne die Sprache mit großer Begeisterung.

Ich würde direkt nochmal nach Indien gehen

Ich könnte mir kein besseres Land vorstellen, mein Auslandsjahr zu verbringen.  Einerseits ist das Land wunderschön, aber auch alles andere ist super. An das Wetter muss man sich zwar erst gewöhnen, aber wenn man nicht direkt Sport machen muss, hält man es ganz gut aus. Jedoch habe ich die heißeste Zeit noch vor mir im April/Mai.

Auch die andere Kultur ist sehr interessant. Die Kultur ist viel mehr mit dem täglichen Leben verbunden als in Deutschland und ich habe eine unvergessliche Zeit und freue mich, ein Teil dieser Kultur zu sein.

Wenn ich noch einmal ein Auslandsjahr machen könnte, würde ich direkt nochmal nach Indien gehen, da ich mich in das Land und in die andere Kultur verliebt habe. Auch werde ich zurück in Deutschland AFS und vor allem Indien promoten, denn Indien ist nicht das typische Land für ein Auslandsjahr und ich freue mich darauf, meine Geschichten von meiner Zeit hier zu erzählen.

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