Lehramtsstudentin Franziska sammelt in den USA wertvolle Unterrichtserfahrungen. Sie ist eine der ersten Teilnehmerinnen unseres Teach USA Programms. Dieser staatlich geförderte Freiwilligendienst bietet Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, wie bei einem klassischen Schüleraustausch, tief in die Kultur eines Landes einzutauchen – auch noch während eures Studiums. Außerdem könnt ihr euch als Lehrkraft ausprobieren, um euch für euer Referendariat zu wappnen.
Franziskas Aufenthalt als Lehrerin in den USA ist bald vorbei, die 10 Monate seien „wie im Flug vergangen“. Erfahrt in unserem Interview, was sie erlebt, gelernt und gelehrt hat, warum ihre Schüler und Schülerinnen Maoam im Unterricht essen und wie Franziska die gute alte Kunst des Briefeschreibens wiederbelebt.
Warum hast du dich für das Teach USA Programm entschieden?
„Für mich persönlich ist Teach USA das perfekte Programm – ich kann wertvolle Unterrichtserfahrungen sammeln und gleichzeitig die USA kennenlernen. Letzteres ist als zukünftige Englischlehrkraft wie mich natürlich super. Ich wollte unbedingt abgleichen, ob das Bild von den USA, das ich in der Schule und von den Medien vermittelt bekommen habe, wirklich authentisch ist. Den Themenbereich USA, der im Englischunterricht natürlich eine große Rolle einnimmt, kann ich zukünftig mit meinen eigenen Erfahrungen und Materialien aus dem Land ergänzen.“
Wie geht es dir aktuell?
„Mein Einsatz in den USA ist bald vorbei und bisher kann ich nur Positives berichten. Meine Gastfamilie hat mich sehr herzlich empfangen und mich gut ins amerikanische Leben integriert. Auch meine Arbeit in der Schule macht mir seit Tag Eins großen Spaß. Ich unterrichte sowohl Mittel-, als auch Oberstufe und die meisten meiner Schüler und Schülerinnen haben große Lust Deutsch zu lernen. Zum Glück haben mir die Lehrkräfte, denen ich assistiere, viele Freiräume gegeben, sodass ich viel selbst unterrichten und ausprobieren durfte.“
Welche Vorteile hat das Teach USA Programm im gegenüber einem normalen Auslandssemester?
„Ich habe mich gegen ein „herkömmliches“ Auslandssemester entschieden, da nur wenige in die USA angeboten werden und es leider oftmals Komplikationen mit der Anrechnung von Credits gibt. Mit Blick auf meinen zukünftigen Beruf war es für mich sowieso interessierter, auch mal ein anderes Schulsystem kennenzulernen.“
Außerdem bin ich sehr froh, dass mein Programm fast ein ganzes Jahr geht. Ich habe erst mit mir gerungen, ob ich mich bewerben soll, weil es eine wirklich lange Zeit ist. Aber im Endeffekt bin ich mehr als froh, es gemacht zu haben. Dadurch, dass ich so lange hier bin, habe ich fast alle wichtigen Feiertage mitbekommen. Die waren immer sehr unterhaltsam, da die Amerikaner meiner Erfahrung nach bei Festen lieber klotzen als kleckern und allein mit Dekorationen und Essen alles geben. Insgesamt ist die Zeit hier extrem schnell vorbeigegangen, sodass ich gar keine Gelegenheit hatte, Heimweh zu kriegen.
Auch im Hinblick auf meine Erfahrung in der Schule war der längere Aufenthalt genau die richtige Entscheidung, da es ja auch einige Zeit dauert, bis man zu den Schülern und Schülerinnen eine Beziehung aufgebaut hat.
Erzähl uns doch gerne mehr über die Arbeit als Lehrkraft in den USA – was konntest du für deinen weiteren Werdegang mitnehmen?
„Im Rahmen meines Einsatzes in der Schule durfte ich ganz viele wertvolle Erfahrungen sammeln, die mir auf jeden Fall in Zukunft zugutekommen werden.
Durch das Hospitieren und Mithelfen bei verschiedenen Lehrkräften konnte ich mir verschiedene Methoden und Techniken abgucken. Besonders hilfreich fand ich gewisse Tipps und Tricks und Geplauder aus dem Nähkästchen von den erfahrenen Lehrkräften, die schon so einige (Ausnahme)-situationen in der Schule gemeistert haben. Dadurch, dass ich so etwas auch erleben durfte und angemessene Reaktionen darauf sehen konnte, fühle ich mich für meine Zukunft als Lehrerin besser vorbereitet.
Auch wenn das amerikanische Schulsystem sich vom deutschen unterscheidet, ist es für mich sehr hilfreich, den realistischen Alltag und Workload von Lehrkräften mitzubekommen. Ich durfte mich jeden Tag selbst einbringen, teilweise sogar über Monate selbst unterrichten, eigenes Material erstellen oder Arbeiten korrigieren. Insbesondere im Hinblick auf das Referendariat finde ich es super, hier ohne Druck unterrichten zu können und Feedback zu bekommen.
Dadurch, dass ich verschiedene Klassenstufen unterrichte, konnte ich auch in Bezug auf altersgerechte Methoden und Herangehensweisen viel mitnehmen. Insgesamt konnte ich bisher sehr viel lernen, was ich für meinen zukünftigen Beruf gebrauchen kann.“
Wie sieht ein typischer Tag für dich aus?
„Mein Schultag geht jeden Tag von 8:00 bis 15:25, wobei der Stundenplan jeden Tag gleich ist. Das klingt zwar recht eintönig, aber es hat seine Vorteile, ohne tagelange Unterbrechungen an etwas arbeiten zu können. Mittags habe ich eine Freistunde zum Essen, die ich meistens mit dem anderen Praktikanten und einer Lehrkraft verbringe und quatsche. Über den Tag verteilt habe ich insgesamt sieben Lerngruppen. Es macht immer wieder Spaß, eigene Ideen einzubringen oder passendes Material beisteuern zu können.“
Hast du Beispiele, wie du deine eigenen Ideen im Unterricht umsetzten konntest?
„Eine schöne Erinnerung habe ich aus einer der ersten Wochen an der Schule. Die SechstklässlerInnen sollten ein kleines Referat über deutsche Erfindungen vorbereiten und ich habe angeboten, ein eigenes als Beispiel vorzustellen. Also habe ich einen kleinen Vortrag über Maoam gehalten. Als einen Fun Fact habe ich die bekannte TV-Werbung erwähnt und dann direkt mit ihnen nachgestellt. Also habe ich die Klasse gefragt: “Wollt ihr noch ein Arbeitsblatt machen?” – “NEIN!” – “Wollt ihr weiter am Referat arbeiten?” – “NEIN!” – “Was wollt ihr denn???” – “MAOAM!”. Danach habe ich natürlich Maoam zum Probieren verteilt. Die Kinder (und ich) fanden es super lustig und waren auch von Maoam geschmacklich überzeugt.
Mit einer befreundeten Lehrerin aus Deutschland habe ich eine Brieffreundschaft organisiert. Wir haben die Schüler und Schülerinnen ihrer Englischklasse Briefe an meinen einen Deutschkurs schreiben lassen. Die Briefe waren natürlich auf Englisch, und meine Schüler und Schülerinnen hier fanden es total cool, von Englischlernern aus Deutschland Post zu bekommen. Dementsprechend war auch die Motivation höher, einer realen Person auf Deutsch zu antworten. Meine Freundin und ich haben beim “Matching” extra auf ähnliche Interessen geachtet, also vielleicht ergibt sich ja bei dem ein oder anderen eine echte Freundschaft.
Zur Weihnachtszeit haben wir eine schöne Aktion gemacht: Es gibt in Deutschland eine gemeinnützige Organisation namens “Post mit Herz“, über die man Briefe an einsame Menschen in Altenheimen, Behindertenwerkstätten usw. schreiben kann. Mit meiner 9. Klasse haben wir mitgemacht und alle haben einen Brief auf Deutsch als lieben Gruß aus den USA nach Deutschland geschickt. Dazu haben wir deutsche Weihnachtslieder gehört – das war eine richtig schöne Weihnachtsfeier.“
Wir danken Franziska für das Teilen ihrer wertvollen Erfahrungen. Du studierst Lehramt und hast auch Lust bekommen, dich für einen TEACH USA Programm zu bewerben? Dann lies dir hier weitere Informationen durch oder bewirb dich direkt auf unserem Bewerbungsportal.