Hertje, seit 19 Jahren bei AFS

Lange hat sie Arbeit in ihrem ehrenamtlichen Team organisiert und dann die Gastfamilienbetreuung für sich entdeckt.

Gastfamilienbetreuerin bin ich eher zufällig geworden: Damals in meinem örtlichen Komitee gab es einfach niemanden, der es machen wollte. Da war es naheliegend, dass ich mich an dieser Aufgabe mal versuche. Wie immer, wenn man etwas Neues anfängt, fragte ich mich: Kann ich das überhaupt? Wie macht man das richtig? Zum Glück gab es damals in anderen Komitees Ehrenamtliche, mit denen ich mich austauschen konnte, die Unterstützung in Hamburg war wirklich immer super!

„Gastfamilienbetreuer bei AFS müssen vor allem zwei Eigenschaften mitbringen: Ein Faible für die Arbeit mit Menschen und die Fähigkeit, sich in andere hineinzudenken!“

Und das war es auch schon, denn alles andere lernt man in der Praxis – durch Abgucken bei Kollegen im Komitee oder durch‘s selber Anlesen. Auch die vielen Fortbildungsangebote von AFS helfen einem sehr, um die Begleitung von Gastfamilien zu lernen. Sie haben aber auch so einen großen persönlichen Mehrwert!

Zu Beginn der Arbeit als Gastfamilienbetreuer reicht es, wenn man einfach als Ansprechperson für die Familien da ist.

Fragen beantworten und Sorgen nehmen

Was musst du tun, wenn du zum ersten Mal eine Gastfamilie betreust? Ich erzähle am besten, wie es bei mir abläuft:

Meistens erfahre ich über mein Komitee, wenn es da eine Familie gibt, die gerne ein Gastkind hätte. Als erstes nehme ich zügig telefonisch Kontakt auf und stelle mich vor, in etwa so:

„Ich bin Hertje von AFS, ich mache hier im örtlichen Komitee mit. Ich habe gehört, Sie würden gern ein Gastkind eine Zeit lang bei sich Zuhause aufnehmen. Das wäre ja prima. Dürfte ich Sie mal besuchen, damit wir uns ein bisschen besser kennenlernen?“

Meistens haben die Familien schon dann ganz viele Fragen, die man entweder beantworten kann oder nicht. Alles was man nicht weiß, fragt man die anderen im Komitee und was man weiß, kann man gleich gerne beantworten. Sollte die Familie nach dem Gespräch noch unsicher sein, biete ich ein völlig unverbindliches Treffen an, bei dem ich dann unser ja wirklich tolles Gastfamilienprogramm vorstelle: Wie läuft so ein Jahr ab? Wer steht einem währenddessen zur Seite? Wie lang oder kurz kann man Gastfamilie sein (von 6 Wochen bis zu einem Jahr)? Was bedeuten die verschiedenen Austauschprogramme? Aus welchen Ländern kommen die Gastkinder, und so weiter… Ich frage auch immer, woher die Familie von uns gehört hat, denn oft kennen die neuen Familien bereits andere Gastfamilien, die schon einen Austauschschüler bei sich hatten.

Zu so einem ersten Treffen würdest du als neuer Gastfamilienbegleiter nicht alleine gehen und könntest dir so in Ruhe ansehen, wie das ablaufen könnte.

„Nach dem ersten Gespräch merkt man schon, ob die Familie sich wirklich dafür interessiert. Wenn ja: super! Wenn nein: nicht drängeln! Schließlich sollen sie freiwillig und umsonst ein Familienmitglied auf Zeit bei sich aufnehmen.“

Da ist es schon erforderlich, dass die Familie das zumindest so doll will, dass sie es von sich aus auch formulieren kann. Wenn auf Seiten der Familie noch Unsicherheit besteht, spreche ich an, dass mir das grade auffällt und sage, dass es gut ist, nicht völlig bedenkenlos in eine Situation zu laufen, die man nachher gar nicht will. Dann kommen von der Familie manchmal Bedenken, die oft schnell aus dem Weg geräumt werden können.

Das können Sorgen sein wie: Was, wenn das Gastkind mein Essen nicht mag? Was, wenn er/sie nicht in unsere Familie passt? Was, wenn wir nicht genug herumreisen und das Gastkind unglücklich ist deswegen? Was, wenn er/sie in der Schule nicht zurechtkommt? Was, wenn die Person überhaupt kein Deutsch kann? Was, wenn sich die Geschwister nicht mit dem Gastkind verstehen?

Genau wegen solcher Fragen ist es wichtig, dass jede Gastfamilie eine ehrenamtliche Betreuung an die Hand bekommt. Es ist einfach unglaublich wichtig für eine Gastfamilie, zu wissen, dass da jemand ist, an den man sich mit solchen zwischenmenschlichen Fragen wenden kann! Später kann die Gastfamilienbegleitung mit Einfühlungsvermögen und Zuhören schon bei aufkeimenden Problemen zwischen Gastkind und Familie die Wogen glätten und Zuversicht vermitteln. Es hilft so oft schon, wenn die Familie mal ihr Herz ausschütten kann und dann erfährt, dass es anderen am Ende genauso geht und dass das alles normal ist und sich im Laufe der Zeit verändert und hinterher, ist man einfach stolz, es alles geschafft zu haben.

Der Weg zur Gastfamilie

Wenn die Familie sich für AFS entschieden hat, findet als nächstes das Homeinterview statt. Dabei geht es zunächst darum, die Familie und deren Vorstellungen von einem Gastfamilienleben kennenzulernen. Man merkt schnell, ob die Familie eher komplett organisiert ist oder das Gegenteil der Fall ist. Keins von beidem ist falsch, nur sollte der Austauschschüler oder die Austauschschülerin dann ein wenig dazu passen, was es für alle leichter macht.

So, nun ist die Familie im Programm und sitzt wie auf Kohlen, bis sie erfährt, wer vielleicht zu ihr kommt!

Dadurch, dass man die Gastfamilie jetzt schon ein bis zwei Mal gesehen hat, gibt es automatisch eine persönliche Vertrautheit, die es der Familie erleichtert, sich mit Fragen und Problemen an den Betreuenden zu wenden. Das ist enorm wichtig, denn wenn es erst ein richtiges Problem gibt, ist ein unbefangenes Kennenlernen viel schwerer und die Gastfamilie möchte hauptsächlich über das Problem reden.

Vermitteln im Gastfamilienalltag

In unserem Komitee versuchen wir auch die Austauschschülerinnen und –schüler und deren Gastfamilien untereinander zu vernetzen. Dann gehen wir auch mal ein Eis zusammen essen (zum reinen Eigennutz natürlich!). Dabei haben die Gastfamilien auch nochmal die Möglichkeit, uns auf Probleme anzusprechen, die sich vielleicht anbahnen.

„Mit bestimmten Problemen lernt man mit der Zeit umzugehen. Da hilft es zum Beispiel zu wissen, dass Austauschschülerinnen und –schüler während ihres Auslandsjahres verschiedene Phasen durchlaufen, die auch wieder vorübergehen. Dann kann man viel einfacher vermitteln.“

Weihnachten ist für Austauschschülerinnen und -schüler fast immer etwas ganz Besonderes. Die ganzen Weihnachtsmärkte und Lichter gelten als ein Highlight im Austauschjahr. Leider ist es auch die Zeit, in der es fast nur dunkel ist und so manchem schlägt das auf die Stimmung.

In unserem Komitee treffen wir Ehrenamtlichen uns regelmäßig mit Gastfamilien und Austauschschülerinnen und -Schülern zum Weihnachtsmarkt und da wir alle so weit auseinander wohnen, ist das eines der seltenen Treffen, bei dem jeder zu kommen versucht. Uns sind diese regelmäßigen Treffen wichtig, um über das Jahr verteilt mit den Gastfamilien in Verbindung zu bleiben und auch in schwierigen Phasen, wie es die Winter- und Weihnachtszeit sein kann, zwischen den Gastkindern und –Familien zu vermitteln.

Um die Weihnachtszeit herum und auch davor, gibt es für die Gastkinder eine oft schwierige Phase, da der Anfangsenthusiasmus dem täglichen Trott gewichen ist und die restliche Zeit des Aufenthalts doch noch recht lang scheint. Das Wetter und die Dunkelheit sind dem Ganzen auch wenig zuträglich, vielen Gastfamilien geht in dieser Zeit auch die Puste aus. Hier können wir Ehrenamtlichen sehr helfen, indem wir das bisher Erreichte mal in Worte fassen, an lustige Begebenheiten und positive Erlebnisse ins Gedächtnis rufen. Ich erinnere die Gastfamilien in solchen anstrengenden Phasen aber auch daran, dass sie nicht ständig für ein Freizeit-Programm des Gastkindes zuständig sind – ich versuche, insgesamt den Druck rauszunehmen.

Den Abschied mitbegleiten

Wenn sich die Zeit für das Gastkind so langsam dem Ende neigt, versuchen wir im Komitee, kurz vor der Abfahrt noch ein Sommerfest zu organisieren. Hier kann man dann sehen, wie schön die Gastkinder in die Familien integriert sind und wie zugehörig sie sich in Deutschland fühlen. Das ist das Schönste, wenn wir das mitbekommen!

So manche Gastmutti und mancher Gastpapi fühlen sich verwaist, wenn das Gastkind wieder weg ist und müssen erstmal damit klarkommen. Auch jüngere Geschwister vermissen oft noch lange ihr neues Geschwisterkind.

Nicht selten kommen die Gastkinder schon im nächsten Jahr wieder zu Besuch und der Kontakt bleibt über Jahre bestehen.

Wenn das nicht ein gelungener Beitrag zu „Weltfrieden“ ist, dann weiß ich auch nicht!

Blicke hinter die Kulissen des Fotoshootings für die Kampagne und schau dir an, was unsere Ehrenamtlichen erlebt haben.

Zum Making-of-Video

 

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