Begüm, seit 9 Jahren bei AFS

Sie arbeitet viel und gerne auf Seminaren, Workshops und Bildungswochenenden

Meine ehrenamtliche Arbeit bei AFS hat kurz nach meiner Rückkehr aus meinem Auslandjahr begonnen: Noch in voller Verbundenheit mit den Menschen vor Ort, von denen ich mich erst vor Kurzem verabschiedet hatte, und unzähligen Erinnerungen im Gepäck wollte ich auch anderen Menschen dieselbe Chance ermöglichen, Netze in die Welt zu spannen.

Folgerichtig besteht mein Ehrenamt hauptsächlich darin, Schülerinnen und Schüler auf ihr Auslandsjahr mit AFS vorzubereiten, sie währenddessen zu unterstützen und ihre Rückkehr zu begleiten. Jede dieser Etappen bietet neue Wege, um Verbindungen zwischen Menschen zu stärken.

Das Vorbereitungscamp

In der Vorbereitungsphase organisiere und betreue ich gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen mehrere Vorbereitungswochenenden: Von Freitag bis Sonntag vernetzen sich dort nicht nur die Teilnehmenden und bereiten sich auf ihr Auslandsjahr vor, sondern auch wir – die Teamenden – lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen und leiten sie durch das Vorbereitungsprogramm. Wenn sie am Freitagabend anreisen, haben wir im Vorfeld schon viel Vorarbeit geleistet: haben eingekauft, den Essensplan erstellt, den Ablauf für das Wochenende festgelegt.

Jede Vorbereitung zielt außerdem auf die Vermittlung eines übergeordneten Themas an. Unsere Arbeit vor Ort besteht daher darin, die Teilnehmende in ihrer Diskussion auf diese Inhalte aufmerksam zu machen. Manchmal erweist sich das als kleine Hürde, weil jede Gruppenkonstellation andere Prioritäten setzt, die erstmal in Erfahrung gebracht werden müssen, um darauf aufbauend zu einem Ziel zu gelangen. Während eine Kleingruppe in einer Übung über verschiedene Kommunikationsstrategien in Konfliktsituationen spricht, kann eine andere Kleingruppe in derselben Übung eher auf die Inhalte der Konfliktsituation und kulturelle Unterschiede eingehen. Wenn dann aber die Reflektion der eigenen Position in dieser Übung im Vordergrund stehen soll, müssen wir als Teamende in Bezugnahme der Interessen einen Bogen zum vordergründigen Thema schlagen. Interaktive Übungen sind in der Anleitung und Diskussion einfacher, weil die Teilnehmenden sich hier auf eine neue Situation einlassen und eine gemeinsame Grundlage bilden. Gleichzeitig agieren solche Übung immer als eine Art Teambuilding.

Auf den Wochenenden ist außerdem immer Zeit für Gespräche, Energizer und viele Werwolf-Runden. Besonders schön ist es, Teilnehmende auf den nächsten Wochenenden wiederzusehen und ein Teil ihrer Erfahrungen zu werden.

„Besonders aufregend ist es, wenn Teilnehmende in den Ort reisen, an dem ich mein Auslandsjahr verbracht habe – manchmal kenne ich sogar die Schule und die Gastfamilie. Hier merke ich definitiv, wie klein die Welt ist.“

 

Das Homeinterview

Ein Teil dieser Vorbereitungszeit ist das Homeinterview. Der kleine Einblick in die Welt der Teilnehmenden und ihrer Familien ist immer ein ganz spannender Moment. Jedes Homeinterview ist anders, jeder Familie ist anders, jede und jeder hat andere Fragen und jedes Gespräch verläuft anders, aber deutlich wird immer, wie schön ein Austausch ist und wie wertvoll es ist, mal die Perspektive zu wechseln. Ich konnte durch Homeinterviews auf jeden Fall einiges Lernen und habe meine Zuhör- und Nachfrage-Talente mit Sicherheit verbessert.

Abschied am Flughafen

Die ehrenamtlichen Aktivitäten am Flughafen sind immer die emotionalsten Momente. Während ich eigentlich selbst in den Flieger steigen will, freue ich mich darauf, dass es nun bald für die Jugendlichen losgeht.

„Die Hektik beim Abflug ist ansteckend und es macht einfach viel Spaß, einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, letzte Fragen zu klären und Sorgen zu nehmen.“

Natürlich wird es auch stressig und manchmal schüttle ich nur den Kopf, wenn ich die Anzahl der Koffer und das Gewicht sehe. Sobald aber alle im Flugzeug sitzen, verbleiben lustige Geschichten für die nächste Veranstaltung. Und diese werden dann auch häufig geteilt! So wie das 60kg Gepäckstück, das mit selbstgemachten Kühlakkus gefüllt war, damit die Schokolade nicht schmilzt.

Bei der Anreise der internationalen Gastkinder am Flughafen herrscht meist eine besonders aufgeregte Stimmung. Hier kommen immer viele Engagierte von AFS zusammen, verbringen gemeinsame Stunden am Flughafen und heißen alle Willkommen. Ich kann vor Ort gleich den ersten Eindruck der Schülerinnen und Schüler einfangen. Sie direkt mit dem Koffer in Empfang nehmen, die Erlebnisse der Reise auffangen und manchmal gleich mit den Gastfamilien zusammenbringen. In Erinnerung wird mir immer eine Familie bleiben, die von ihrem Gastkind quasi überrascht wurde, und sich so sehr darüber gefreut haben, dass alle in Tränen ausgebrochen sind.

AFS-Spirit

Sich mit anderen Ehrenamtlichen zu verbinden und Freundschaften zu schließen, macht auch einen großen Teil meiner AFS-Erfahrung aus.

„Es sind die Menschen, die ich durch AFS kennenlerne, die mich motivieren weiterhin aktiv zu sein. Ihr Ehrenamt bereichert mein Ehrenamt. Jedes Zusammenkommen ist eine große Freude.“

Sei es das gemeinsame Arbeiten an Projekten, die kleinen Zwischengespräche am Rand oder längere Abende: Es gibt immer was zu entdecken und viel zu lachen. Wenn so vielfältige Menschen mit vielfältigen Interessen zusammenkommen, um an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, entstehen vielfältige Ideen. Das kann auch zu Unstimmigkeiten führen, liefert aber meist eher wertvolle Ergebnisse und stärkt die Verbundenheit zur AFS-Mission. Eigentlich zeigt es eher, was die Mission im Kern meint; unterschiedliche Menschen in ihren Gemeinsamkeiten zu vereinen.

Das Nachbereitungscamp

Meine Lieblingsveranstaltung ist aber Nachbereitungswochenende. Neben den Inhalten, die an diesem Wochenende vermittelt und besprochen werden, ist es einfach schön von den Erfahrungen der Teilnehmenden zu hören und sie mit den Vorstellungen aus der Vorbereitungszeit zu vergleichen. Ich fühle mich an diesen Wochenenden immer wie eine Begleiterin, die das Schwelgen in Erinnerungen und das gleichzeitige Ankommen im Jetzt beobachten kann.

Gastschülerbetreuung

Eine andere Erfahrung ist die Betreuung der Gastschülerinnen und Gastschüler vor Ort. Mit jedem neuen Jahrgang lerne ich auch die deutsche Kultur neu kennen. Das Menschen hierzulande in öffentlichen Verkehrsmitteln zum Starren tendieren, habe ich zum Beispiel durch US-amerikanische Gastkinder gelernt. Gleichzeitig lerne ich auch viel über neue Länder, Traditionen und Sprachen. Wie Mate-Tee ursprünglich getrunken wird, haben mir Gastschüler und Gastschülerinnen gezeigt, noch bevor wir in Deutschland überhaupt wussten, was Mate ist.

“ Als Betreuerin unterstütze ich die Gastschülerinnen und Gastschüler während ihrer gesamten Zeit in Deutschland bei allem, was aufkommt.“

Das können Schwierigkeiten bei der Sprache, in der Schule oder in der Gastfamilie sein. Der regelmäßige Austausch ist immer am wichtigsten. Klar treten auch mal frustrierende oder nervige Moment auf. Ich weiß zum Beispiel nicht, wie oft ich über das Pfandsystem oder die Mülltrennung einen Vortrag halten musste oder die Regeln der Jugendherberge zitiert habe. Sprachbarrieren erschweren die Kommunikation in einigen Situationen zusätzlich und leider kann ich noch nicht alles mit der Gestik oder der Mimik auflösen, aber ich arbeite dran und bin definitiv schon besser geworden! Allerdings kann ich mich in schwierigen Situation immer an andere Ehrenamtliche wenden und gemeinsam lässt sich eigentlich immer eine Lösung finden.

AFS als Verein

Neben der aktiven Begleitung Teilnehmenden bin ich auch in der strukturellen Ebene von AFS aktiv. AFS ist ein Verein, der sich durch ihre Mitglieder, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen auszeichnet.

Jahr auf Jahr ist die Distanz zu meinem eigenen Auslandsjahr größer geworden und eine Nähe zur strategischen Arbeit entstanden. Jüngere Ehrenamtliche sind durch ihre frische Erfahrung immer näher am Puls der Zeit und können aktuellere Informationen bieten, sodass sich auch meine Rolle im Laufe der Zeit verändert hat.

Mein Engagement

Wie könnte ich mein Ehrenamt bei AFS zusammenfassen? Meine Tätigkeiten sind in jedem Fall unglaublich vielfältig und die Menschen und Perspektiven, mit denen ich zusammenkomme, sind sehr divers.

Diese Diversität hat mich zu neuen Erfahrungen, Wissen, langjährigen Freundschaften, viel Freude und eindrucksvollen Erinnerungen geführt. Ich kann jede Person die ich kenne, in mein großes AFS-Herz schließen und ich hoffe, dass ich die Netzwerke von anderen Menschen auch bereichere.

„Somit bin ich immer Binderin und Bindeglied zur selben Zeit: Ich übernehme Verantwortung und gebe sie wieder ab und katapultiere somit die große weite Welt in unser kleines AFS-Universum.“

Blicke hinter die Kulissen des Fotoshootings für die Kampagne und schau dir an, was unsere Ehrenamtlichen erlebt haben.

Zum Making-of-Video

 

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