Clemens hat seinen Freiwilligendienst in der Dominikanischen Republik mit AFS und dem weltwärts-Programm gemacht. Dabei hat er in einem Projekt für benachteiligte Kinder gearbeitet und sie unter anderem bei den Hausaufgaben unterstützt sowie Besuchergruppen über die Einrichtung informiert. Hier berichtet er von seinen vielfältigen Erfahrungen.
Land und Leute
Ich habe es so empfunden, als ob ich in mein Auslandsjahr „reingeworfen“ worden wäre und ich hatte nicht viel Zeit mich einzugewöhnen. Schnell musste ich mich alleine zurechtfinden, wodurch ich auf der einen Seite wahrscheinlich viel gelernt habe, was andererseits auch gerade zu Beginn nicht immer einfach war. Ich habe die Menschen um mich herum Stück für Stück mit der Sprache kennen gelernt: Genauso wie ich die Sprache gelernt habe, habe ich meine Mitmenschen kennen gelernt. So habe ich mich anfangs viel an meine Gastfamilie und die Mitarbeiter in meinem Projekt gehalten. Den Leuten auf der Straße bin ich eher skeptisch gegenüber getreten. Auch an den Wochenenden habe ich lieber etwas mit meinen Mitfreiwilligen unternommen, wobei das auch an meinen sprachlichen Fähigkeiten lag. Doch die Personen, die man mit der Zeit kennen gelernt hat, waren immer sehr freundlich und hilfsbereit. Es wurde immer positiv darauf reagiert, dass ich für ein Jahr in einem mir fremden Land lebe, um dort in einem sozialen Projekt, in einem Heim für Kinder, zu arbeiten. Schnell konnte man Kontakt knüpfen und die Dominikaner haben sowieso immer schnell nach der Telefonnummer gefragt. Sie haben sich gerne mit mir unterhalten und haben sich gefreut, dass ich als Deutscher ihre Sprache lernen will.
Natürlich hat man durch sein äußeres Erscheinungsbild mehr Aufmerksamkeit erregt. Ich habe in einer eher touristisch geprägten Region gelebt, wodurch mich die Leute oft für einen Touristen gehalten haben und mir ihre Waren angeboten haben. Allerdings kam es auch ein, zwei Mal vor, dass jemand Fotos mit mir machen wollte, nicht weil mich die Person kannte, sondern nur durch mein anderes Aussehen. Einmal war ich mit den Jungen aus dem Projekt auf einem Fußballturnier in einem kleinen Dorf, dort wollten dann viele Leute mit mir Bilder machen. Das wurde mir dann etwas viel und ich bin dann gegangen. Solche Situationen sind mir dann schwer gefallen, aber ich bin auch nicht allzu oft in solchen Situationen gewesen. Abends bin ich des Öfteren mit einem dominikanischen Freund unterwegs gewesen. Auch mit ihm mussten wir manchmal aus Clubs wieder rausgehen, weil ich mich unwohl gefühlt habe, wenn mich viele Leute anstarrten. Natürlich habe ich mich daran auch mit der Zeit gewöhnt und gelernt, damit um zu gehen. Durch meine „Andersheit“ als eine Vielzahl der Menschen mit denen ich zu tun hatte, kam man natürlich auch schnell ins Gespräch und mein Gegenüber war neugierig, was ich denn in der dominikanischen Republik mache.
Meine Mitfreiwilligen, die weiblichen, hatten mit den Männern dagegen mehr Probleme, weil diese sehr offensiv waren. Gerade abends waren sie immer etwas entspannter, wenn ich dabei war, denn dann konnte zur Not noch gesagt werden, dass ich der Freund sei, wenn die Dominikaner zu übergriffig wurden.
Dass der Glauben und die Kirche in diesem Land eine wichtige Rolle spielt, das hat man von Anfang an gemerkt. Doch mit der Zeit habe ich gesehen, wie fanatisch die Leute damit umgehen. Die Floskeln, die im Alltag eingebaut werden, haben für viele Menschen eine tiefe Bedeutung. Ich habe immer versucht, um dieses Thema herum zu kommen, doch es wurde immer wieder darüber gesprochen, auch mit mir. Die Bibel wird sehr wörtlich genommen und es wird sofort alles an der Bibel belegt. Für mich war es erstaunlich, dass die Menschen mit denen ich darüber gesprochen habe, das gar nicht hinterfragen. Solche Themen wie Homosexualität oder auch die Evolutionstheorie werden teilweise akzeptiert, aber nicht gut geheißen.
Alles hängt immer von Gott ab, egal ob es gut oder schlecht läuft. Manchen Menschen hilft das, ihre schwierige oder gar aussichtslose Situation zu akzeptieren, aber ich glaube manchmal ist es auch nur eine Ausrede und Mitgrund dafür, wie das Land dasteht und wie es dem größeren Teil der Gesellschaft, nämlich der armen Bevölkerung, geht.
Meine Einsatzstelle
Mein großer Vorteil war, dass meine Chefin in dem Heim für verwaiste Kinder, in dem ich gearbeitet habe, einen halben Monat vor mir mit ihrer Arbeit begonnen hatte. Und die Lehrerin, mit der ich hauptsächlich gearbeitet habe, kam einen Tag vor mir dorthin. So waren wir praktisch ein neues Team und machten unsere Erfahrungen gemeinsam. Dadurch entstand eine Vertrauensbasis und eine gute Arbeitsatmosphäre. Unsere Arbeit hat von Anfang zusammen gut funktioniert und es hat Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Hauptsächlich habe ich im Hausaufgabenraum zusammen mit der Lehrerin gearbeitet. Wir haben uns gut ergänzt und gegenseitig geholfen, wodurch mir die Arbeit mit den Kindern leichter gefallen ist, da ich anfangs sprachlich noch Probleme hatte. Hier haben wir den 35 Jungs, die im Heim leben, bei den Hausaufgaben geholfen, sie auf die Examen vorbereitet und wenn Zeit blieb, natürlich auch mit ihnen gespielt. Mit der Zeit bekam ich mehr Aufgaben. Irgendwann habe ich dann auch begonnen, im Büro zu arbeiten und hatte dort auch Akteneinsicht. Dadurch hat sich mein Blick auf die Jungen ziemlich verändert und ich konnte durch meine Arbeit im Büro vieles besser verstehen. Mit der Zeit habe ich dann erst meine eigenen Schlüssel, dann einen eigenen Computer und einen eigenen Schreibtisch bekommen. Allgemein gesprochen habe ich immer dort geholfen, wo meine Hilfe gerade gebraucht wurde. Später musste ich dann auch einiges im Lager/ Inventar machen und ab der Hälfte des Jahres kam ein kleiner Junge mit 7 Monaten ins Haus. Da das Heim relativ unvorbereitet war und wir einen Ausfall im Personal hatten, musste ich mich mit dem Kleinen beschäftigen und so ein Kleinkind braucht viel Aufmerksamkeit. Natürlich hat mir die Arbeit mit ihm Spaß gemacht, er kann jetzt laufen und beginnt zu sprechen.
×
Hello!
Click one of our contacts below to chat on WhatsApp