Tabea, USA, 2017, Schuljahr im Ausland mit Daimler-Byrnes-Stipendium:

Ich bin – seit ich denken kann – viel in der Welt unterwegs. Mit meinen Eltern reiste ich in Länder wie Patagonien, Costa Rica, Namibia, China… Doch eine große Region der Welt fehlte mir noch: Nordamerika. Die Vereinigten Staaten faszinieren mich seit meiner Kindheit und ich war umso aufgeregter, ein ganzes Jahr dort verbringen zu können. Nun ist es bereits fünf Monate her, dass ich mein Leben in Deutschland, meine Familie und Freunde hinter mir gelassen habe. Fünf Monate voller Höhen und Tiefen.

Für mich sollte es nach Tucker, einem kleinen Vorort von Atlanta, gehen. Hier lebe ich zusammen mit meiner Gastmutter Larisa – einer Mathematiklehrerin, meiner gleichaltrigen Gastschwester Emilia und einem süßen Beagle.

Casting fürs Musical

Einen Tag nach meiner Ankunft ging es für mich schon in die Schule. Ich war sehr aufgeregt und konnte nicht glauben, dass ich am Tag zuvor noch voller Ungewissheit mit anderen AFS-Schülern in einem Flugzeug saß. Nun war ich mitten drin.

Da meine Schule schon im August angefangen hatte und ich erst im September angereist bin, war das Schuljahr schon fortgeschritten. So kam es, dass ich gleich am ersten Tag am Casting und Probesingen für das diesjährige Musical teilgenommen habe – den „Auditions“. Ich bekam eine Rolle in dem Stück und damit auch die Möglichkeit, viele neue Gleichgesinnte kennenzulernen.

Ich bin Familienmitglied

Die Menschen hier nehmen einen wirklich sehr freundlich auf. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, war es in den ersten Tagen, Wochen, sogar Monaten, sehr schwer für mich, Anschluss zu finden. Die Schüler interessieren sich zwar für dich, aber sich wirklich mit ihnen anzufreunden, fiel mir schwer. Viele Kontakte hier sind oberflächlich. Trotzdem machte die Teilnahme am Musical sehr Spaß und ich konnte meinen Horizont erweitern.

Zudem habe ich immer meine Gastschwester, die zu einer echten Schwester und Freundin geworden ist. Mit ihrer Hilfe konnte ich viele neue Leute kennenlernen, sodass ich nie wirklich alleine war und Freunde fand. Wir unternehmen immer tolle Sachen. Über die Weihnachtsferien waren wir beispielsweise auf einer Kreuzfahrt in der Karibik, was einer der schönsten Urlaube meines Lebens war. Ich konnte das Weihnachtsfest auf eine komplett einzigartige, neue Weise feiern. Und ich hatte auch die Möglichkeit, Feste wie Thanksgiving mitzuerleben, bei denen ich Eindrücke von der amerikanischen Kultur und Lebensweise gewonnen habe. Meine Gastfamilie nahm mich wirklich wie ein Familienmitglied auf und ist mir eine mentale Stütze, wenn es mir einmal nicht so gut geht. Auch über AFS habe ich viele Austauschschüler kennengelernt – wir sind wie eine kleine internationale Familie. Das genieße ich sehr.

Typischer „High School Spirit“

Zudem bin ich dem Schwimmteam meiner Schule beigetreten und konnte hier den typischen „Highschool Spirit“ erleben. Die Schulen hier sind sehr teamorientiert, was wirklich toll ist, da man Teil von einem großen Ganzen wird. Für mich heißt es nun dreimal die Woche um fünf Uhr morgens aufzustehen, um zum Schwimmen, danach in den Unterricht und am Nachmittag zu meiner Musical-Probe zu gehen. Das Vorurteil, dass Amerikaner faul auf der Couch liegen und viel fernsehen, kann ich somit schon einmal widerlegen. Die meisten Menschen, die ich hier kennengelernt habe, sind sehr aktiv. Viele sind Teil eines Sportclubs oder ehrenamtlich bei einer Kirche engagiert.

Und auch wenn mein Alltag hier eindeutig stressiger ist als in Deutschland, konnte ich mich schnell an meinen neuen, beschäftigten, Lebensstil gewöhnen. Dabei habe ich bereits viel für mein Leben gelernt – zum Beispiel, dass ich jeden Tag nutzen sollte, und dass es nie zu spät ist, mit einem neuen Hobby anzufangen.

Abgesehen von den vielen neuen außerschulischen Aktivitäten, wie zum Beispiel den Football-Spielen und „Homecoming“, hatte ich auch in der Schule Gelegenheit, viel Neues kennenzulernen. Ich konnte hier beispielsweise Fächer wie Theater, Graphic arts und Anatomy wählen, welche wirklich sehr interessant sind! Ich habe die Möglichkeit, vieles auszuprobieren und meinen Horizont zu erweitern.

In den USA habe ich mich komplett neu kennen gelernt

Gleichzeitig habe ich Deutschland und bei uns selbstverständliche „Kleinigkeiten“ wertschätzen gelernt. Zum Beispiel unsere öffentlichen Verkehrsmittel, die einem die Freiheit schenken, zu jeder Zeit überall hinfahren zu können. Zudem vermisse ich manchmal die Direktheit und Ehrlichkeit der Menschen in Deutschland. Häufig muss ich in den USA erst ein bisschen überlegen, was mein Gegenüber mir gerade wirklich sagen möchte. Als Botschafter aus meiner Region versuche ich, offen, ehrlich und direkt zu sein, und meinen Mitmenschen meine Werte nahezulegen.

Alles in allem wurde ich während der ersten fünf Monate im Ausland unglaublich selbstständig und reif. Man ist hier vollkommen auf sich selbst gestellt und hat manchmal nichts, an das man sich halten kann. Dies ist teilweise eine große Herausforderung für mich. Ich bin dabei nicht nur an meine Grenzen gekommen, ich musste auch lernen, sie zu überwinden und offener auf Menschen zuzugehen. In den vergangenen Monaten habe ich mich so komplett neu kennengelernt.

Ich möchte mich hiermit bei meinen Stipendiengebern AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. , Andreas STIHL AG & Co. KG, Daimler AG, Deutsch-Amerikanisches Zentrum / James-F.-Byrnes-Institut e.V. und der IHK Region Stuttgart für diese wertvolle Zeit bedanken. Die Erlebnisse und Erkenntnisse, welche ich durch Ihre Unterstützung machen konnte, würde ich gegen nichts eintauschen wollen. Dank Ihnen bin ich zu der Person geworden, die ich heute bin.

Riesigen Dank dafür!

Mehr zum Schüleraustausch in den USA findest du hier

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