Hanna, Peru, 2018, weltwärts

Hanna hat ihren Freiwilligendienst in Peru mit AFS und dem weltwärts-Programm gemacht. Sie hat bei MANTHOC mitgearbeitet. Über ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Peru berichtet Hanna hier.

Wenn die meisten Leute „Peru“ hören, denken sie an Machu Picchu, Ceviche oder Meerschweinchenessen. Wenn ich Peru höre, denke ich an Lebensfreude, an Vielfalt (sowohl kulturell als auch landschaftlich), an Gastfreundlichkeit und an ganz viel Liebe. In diesem wunderschönen Land durfte ich ein Jahr lang leben, habe die Sprache gelernt, bin in die Kultur eingetaucht und habe unglaublich viele neue Erfahrungen gesammelt und das alles Dank dem „weltwärts“-Programm und AFS.

Am Anfang war alles komplett ungewohnt für mich – die Kultur, die Sprache, das Leben in der Familie. Besonders die Sprache machte mir sehr zu schaffen, da Kommunikation die wichtigste Grundlage für den Umgang mit anderen Menschen ist. Ich konnte von Anfang schon fast alles verstehen, wenn langsam und deutlich mit mir geredet wurde, konnte selbst allerdings fast nichts sagen bzw. hatte Angst, Fehler zu machen, und habe es deshalb nicht richtig versucht. Das war äußerst frustrierend für mich.

Ebenfalls sehr neu für mich war das Leben in der Gastfamilie, da auch die älteren Kinder immer noch sehr behütet werden und sich an äußerst viele Regeln zu halten haben, weshalb Leute in meinem Alter auf mich oft jünger gewirkt haben. Aus diesem Grund waren die meisten meiner Freunde dort auch älter als ich (mind. 23 oder älter).

Peru und Deutschland im Vergleich

Freiwilligendienst in Peru: Traditionelle Kleidung an Festtagen in Cajamarca/Peru

Generell kann man sagen, dass die deutsche und die peruanische Kultur extrem unterschiedlich sind, was bei mir einen Kulturschock ausgelöst hat.

Die folgenden Aussagen sind zwar allgemein formuliert, treffen aber natürlich weder auf alle Peruaner noch auf alle Deutschen zu und repräsentieren nur den generellen Eindruck, den ich persönlich von den beiden Ländern habe.

Deutschland gilt allgemein als ein äußerst organisiertes Land, die Menschen sind sehr pünktlich und alle halten sich strikt an die Regeln, wodurch alles eher „kalt“ und verschlossen wirkt. So wie ich Peru kennengelernt habe, ist es das komplette Gegenteil.

Zuerst ins Auge fällt natürlich das „Chaos“. Auf dem Markt rufen alle wild durcheinander, verhandeln lautstark die Preise, die einzelnen Stände sind nicht ordentlich nebeneinander, auf der Straße wird ständig gehupt, Sicherheitsgurte werden prinzipiell nicht verwendet, es wird gerne mit offener Tür gefahren, etc. Da habe ich mich am Anfang vollkommen reizüberflutet gefühlt, doch mit der Zeit habe ich dieses Chaos zu lieben gelernt.

Auch die Punkte Organisation und Pünktlichkeit könnten in Deutschland und Peru nicht unterschiedlicher behandelt werden! Während Deutsche gerne vorausschauend und mit großer Antizipation planen (besonders bei wichtigen Ereignissen) wird in Peru oft am Vortag erst angefangen oder maximal eine Woche im Voraus. Deutsche sind stets äußerst pünktlich, gerne auch schon zu früh da, was bei Peruanern äußerst ungewöhnlich ist. Gerade bei Feiern sollte man erst 2 Stunden nach der eigentlich genannten Uhrzeit aufkreuzen, da man sonst auf jeden Fall der/die Erste ist und der Gastgeber selbst oft noch nicht bereit ist.

Tanzaufführung von Schülerinnen und Schülern in Peru zum Muttertag

Apropos Feiern, Feste, etc.: Diese sind in Peru, wie ich es erlebt habe, um einiges wichtiger als in Deutschland. Sei es der Tag des Lehrers, der Jahrestag der Schule oder Vatertag, für alles muss ein Fest her, gerne auch ein mehrtägiges. Am größten wird der 28. Juli, der peruanische Unabhängigkeitstag, gefeiert. Dort gibt es eigentlich den gesamten Monat irgendwelche Veranstaltungen. Daran erkennt man auch, wie unterschiedlich Patriotismus und die Ausprägung des Nationalstolzes in Deutschland und Peru sind.

Zusammenhängend mit der großen Vorliebe für Feste ist Arbeit dementsprechend nicht ganz so wichtig, wohingegen in Deutschland nur eine bestimmte Anzahl von Unterrichtstagen aufgrund von Festivitäten ausfallen darf und generell Arbeit einfach als wichtiger eingestuft wird.

Machu Picchu, Peru - Freiwilligendienst von Hanna

Ein weiterer sehr großer Unterschied in den beiden Kulturen ist, dass aufgrund der Völker, die vor der Ankunft der Spanier in Peru lebten, wie zum Beispiel die Inka, Dinge wie Schamanismus, Aberglaube und Religiosität noch sehr stark präsent sind. Gerade der sehr starke Aberglaube war äußerst befremdlich für mich, da ich in Deutschland noch nie erwachsene Menschen getroffen habe, die an Geister glauben oder denken, dass Veganer in die Hölle kommen, da es Gottes Wille ist, dass der Mensch Fleisch isst. Über solche Dinge wird dort sehr offen und auch häufig geredet.

Ebenfalls sehr viel präsenter als in Deutschland sind der „machismo“ und Rassismus. Natürlich gibt es das auch in Deutschland, aber gerade die Rollenverteilung von Mann und Frau ist äußerst streng geregelt – der Mann arbeitet, die Frau ist für die Kindererziehung verantwortlich, der Familienvater bekommt sein Essen stets als erstes serviert und auch die größte Portion, Söhne müssen nicht im Haushalt helfen, die Töchter hingegen schon, etc.

Allerdings muss man auch sagen, dass ich Peruaner als sehr viel offener und gastfreundlicher als Deutsche wahrgenommen habe. Alle zeigten ein großes Interesse an mir, weil ich anders war und ich habe mich direkt richtig als Teil der Familie gefühlt. Generell ist der Stellenwert von Familie dort ein ganz anderes als hier. Die Familie ist das Wichtigste, sonntags trifft man sich prinzipiell nicht mit Freunden, da Familientag ist, jeder nennt einen Tochter bzw. Sohn und man selbst bezeichnet Erwachsene stets als Tante oder Onkel. Auch, dass kleine Kinder auf dem Rücken immer und überallhin mitgenommen werden und das von allen akzeptiert wird, habe ich so in Deutschland noch nicht gesehen.

Als letzten großen und für mich den schwersten Unterschied möchte ich die Kommunikationsstile der beiden Kulturen anführen. Wir Deutsche sind doch sehr direkt, alles wird geradeheraus gesagt, Kritik wird offen geäußert und es bleibt kein großer Spielraum für Interpretationen. Das in Peru zu machen wäre unglaublich unhöflich. Dort wird indirekt kommuniziert, alles kommt auf den Kontext an und man muss „zwischen den Zeilen lesen“. Das hat mir unglaublich viele Schwierigkeiten bereitet.

An einige dieser Dinge konnte ich mich sehr leicht gewöhnen, an andere nur äußerst schwer oder sogar gar nicht. Insgesamt kann ich allerdings sagen, dass ich durch das Erleben einer komplett anderen Kultur auf diese Art und Weise gelernt habe, wie wichtig Offenheit, Toleranz und Neugier sind. Außerdem bin ich sehr viel gelassener geworden und kann mich besser in andere Leute hineinversetzen und verstehen, warum sie tun, was sie tun.

Meine Einsatzstelle

Schülerfirma: Bäckerei an der peruanischen Schule von AFSerin Hanna<

Doch was habe ich eigentlich das ganze Jahr über gemacht? Ich war in einem Projekt namens „MANTHOC“, einer christlichen Bewegung für arbeitende Kinder und Jugendliche. In Cajamarca gibt es eine Grundschule namens „Jesús Trabajador“, die ebenfalls Teil der Bewegung ist, dort habe ich die meiste meiner Zeit verbracht.

Jeden Morgen ging es um 7:45 Uhr los, ich habe die Tür geschlossen, alle die zu spät kamen, mussten bis 8 Uhr draußen warten. Dann begann direkt die sogenannte „formación“. Alle Kinder haben sich klassenweise auf dem Schulhof aufgestellt, es wurde gebetet, die Nationalhymne Perus, die Hymne Cajamarcas oder MANTHOCs gesungen und zum Schluss konnten die Lehrer oder der Direktor Neuigkeiten ansagen. Nach der formación habe ich die Tür wieder geöffnet und die Zuspätkommer aufgeschrieben. Wenn ein Kind fünfmal oder öfter in einem Monat zu spät gekommen ist, müssen die Eltern in die Schule kommen und eine Aufgabe erfüllen, wie z.B. einen Putzdienst, Aushilfe in der Küche, etc.

Ich war in der Schule verantwortlich für die Mülltrennung, nach dem Aufschreiben der Zuspätkommer habe ich also meine morgendliche Runde gemacht und geschaut, ob die Kinder auch alles in die richtigen Tonnen einsortiert haben. Wenn die Tonnen voll waren, habe ich Müll wie Papier, Metall und Hartplastik an den Vater eines Schülers verkauft, den dieser wiederum an Recyclingfirmen weiterverkauft hat – so konnten alle noch einen Gewinn herausschlagen. Ebenfalls habe ich die Essensabfälle der Küche an eine Frau, die ein Schwein hat, weiterverkauft. Von dem eingenommen Geld konnten diverse Dinge, die in der Schule benötigt wurden, wie zum Beispiel Uhren für alle Klassenräume, finanziert werden.

Nach alldem half ich stets in der Küche, das Frühstück für die Kinder vorzubereiten. Ich habe normalerweise mit einer anderen Freiwilligen zusammen die Brötchen geschmiert, was den ganzen restlichen Morgen beanspruchte.

In der Pause hatte ich frei und konnte mit den Kindern spielen, manchmal habe ich die Zeit aber auch dafür genutzt, zukünftige Unterrichtsstunden vorzubereiten.
Nach der Pause habe ich in der ersten Klasse im Unterricht geholfen. Ich habe Kindern, die Probleme hatten, die Aufgaben nochmal einzeln erklärt und sie mit ihnen zusammen gemacht, damit sie es besser verstehen. Ein- bis zweimal pro Woche habe ich selbst auch Unterrichtsstunden in Englisch gegeben.

Um viertel vor eins war es Zeit, in die Küche zurückzukehren, um beim Servieren des Mittagessens zu helfen. Während des Mittagessens sind die anderen Freiwilligen und ich stets noch dageblieben, um die Kinder zu beaufsichtigen. Gegen 14 Uhr ging es dann zurück nach Hause für eine kurze Mittagspause.

Um 15 Uhr musste ich wieder zur Arbeit zurückkehren, diesmal in das Büro von MANTHOC, nicht in die Schule. Dort haben wir an eigenen Projekten gearbeitet. Die anderen Freiwilligen und ich haben beispielsweise ein Spiel über MANTHOC entwickelt, damit die Kinder die Bewegung, ihre Rechte und auch Peru im Allgemeinen besser kennenlernen.

So sah ein typischer Arbeitstag von mir aus, meine Aufgaben waren allerdings noch um einiges vielfältiger.

Wenn die Kinder krank waren, habe ich sie zum Arzt oder ins Krankenhaus gebracht und andere zum Psychologen begleitet. Einige Kinder haben keine Duschen bei sich zu Hause, deshalb haben sie sich in der Schule gewaschen, wo ich sie beaufsichtigt habe. Ich habe geholfen, die Wände der Schule zu bemalen und verschiedene Räume, wie Dachboden und Werkstatt, aufzuräumen. Ich habe mich, wie bereits vorher kurz angesprochen, um die Finanzen gekümmert, habe biologisches Spülmittel und Seife für den schulinternen Gebrauch und zum Verkauf hergestellt, etc.

Außerdem hatte ich jeden Samstag Gruppenstunde, wo eine weitere „colaboradora“ und ich uns mit einer Gruppe arbeitender Kinder getroffen haben. Wir haben dann verschiedene Projekte gemacht, wie zum Beispiel Müll in der Umgebung aufzusammeln oder über die Rechte der Kinder zu sprechen. Zur Karnevalszeit haben wir über dessen Geschichte geredet. Wir haben Kuchen verkauft, um Geld für einen Ausflug zu sammeln und noch sehr vieles mehr. Hier habe ich auch einige Male Englischunterricht gegeben.

In den Schulferien habe ich in einem Englisch-Workshop geholfen und an eigenen Projekten oder Projekten meiner Kollegen gearbeitet, wie zum Beispiel dem Spiel, Plakaten für verschiedenste Anlässe, etc.

Insgesamt habe ich ungefähr 44 Stunden pro Woche gearbeitet, wenn es Aktionen wie Demonstrationen oder das 72h Projekt gab auch teilweise länger. Ich habe mich gut ausgelastet gefühlt, da meine Arbeit hauptsächlich aus Eigeninitiative bestand; ich konnte mir stets selbst aussuchen, an welchen Projekten ich arbeiten wollte und so habe ich immer etwas gemacht, was mir Spaß gemacht hat. Da habe ich gerne viel gearbeitet.

Normalerweise bin ich Kombi (wie ein Bus, nur etwas kleiner) zur Arbeit gefahren, das hat je nach Verkehr 20 bis 30 Minuten gedauert.

Meine Gastfamilien

Neben meiner Arbeit war meine Gastfamilie ein weiterer großer Bestandteil meines Auslandaufenthaltes.

In meiner ersten Gastfamilie ist es mir äußerst schwergefallen, mich einzuleben, was einerseits der Sprachbarriere geschuldet war, andererseits habe ich die Familie aber auch als eher verschlossen wahrgenommen, da sie viel Zeit in ihren Zimmern verbrachten und wir nicht viel zusammen unternommen haben. Ich habe es versucht, doch ich konnte mich nicht wirklich integrieren, wodurch die Atmosphäre insgesamt angespannt war, was mich sehr belastet hat. Wir haben mehr aneinander vorbei als miteinander gelebt.

Dann kam es allerdings zu einer Aussprache und unser Verhältnis hat sich enorm verbessert, wir sind alle zusammen in den Urlaub gefahren und hatten eine sehr schöne Zeit. Aufgrund meiner Arbeit musste ich allerdings schon früher zurückkehren und habe übergangsweise bei der Vorsitzenden meines AFS-Komitees gewohnt.

In dieser Zeit hat der Kontakt zu meiner Gastfamilie immer weiter abgenommen. Nach etwas mehr als einem Monat sind sie zurückgekommen und ich bin wieder zu ihnen gezogen, doch unser Verhältnis war schlechter denn je, ich bemerkte, dass Geld von mir verschwunden ist und, dass jemand an meinen Sachen war, weshalb ich letztendlich beschloss, die Familie zu wechseln. Ich hatte davor schon oft über Wechseln nachgedacht, wollte dem Ganzen dann aber immer noch eine Chance geben. Doch dieses Mal hatte ich für mich entschieden, dass ich nicht mehr länger dort bleiben konnte und mochte.

Ich zog zurück zu meiner AFS-Koordinatorin, wie auch als meine erste Gastfamilie im Urlaub war. In dieser Familie waren alle äußerst nett und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Allerdings war meine Gastmutter meist in einer anderen Stadt, um bei ihrer Tochter zu sein, die dort studiert, und die restlichen Familienmitglieder haben viel gearbeitet oder waren in der Uni, wodurch ich sie nicht besonders oft gesehen habe und es nicht wie ein typisches Zusammenleben in einer Familie war. Trotzdem habe ich sie sehr ins Herz geschlossen und der Abschied fiel mir schwer.

Betreuung durch AFS

Nun zu AFS: Wie bereits erwähnt, war meine Gastmutter gleichzeitig auch die Vorsitzende meines Komitees und auch das einzige richtige Mitglied des Komitees. Sie ist nie an ihr Handy gegangen, hat nie zurückgerufen und auf Mails auch nicht geantwortet – kurz gesagt, sie war schlichtweg nicht zu erreichen. Immer wenn man ein Problem hatte, war man auf sich allein gestellt. AFS Lima hat nämlich ebenfalls oft nicht geantwortet oder erst nach sehr langer Zeit. In Cajamarca hatten wir weder monatliche Treffen noch hat die Fahrtkostenerstattung funktioniert, da unsere Komiteeverantwortliche die von uns ausgefüllten Belege nicht eingesandt hat.

Vor der Ausreise habe ich an zwei je fünftägigen Vorbereitungsseminaren teilgenommen. In Lima hatte ich ein „On arrival“- , ein „Mid stay“- und ein „End of stay”-Seminar. Hier hätte das Programm interaktiver gestaltet werden sollen, bzw. so, dass die Teilnehmenden etwas mehr Einfluss auf das Programm haben, einige Punkte, über die ich gerne geredet hätte, sind nämlich etwas kurz gekommen.

In Deutschland habe ich an einem fünftägigen Nachbereitungsseminar teilgenommen. Die Seminare in Deutschland haben mir sehr gut gefallen, mich gut auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet und danach mir geholfen, alles besser zu verarbeiten und mir neue Perspektiven gegeben. Zu AFS Deutschland hatte ich während des Auslandsaufenthaltes keinen Kontakt abgesehen vom „program release“ am Ende, was vollkommen ohne Probleme ablief.

Sprache und Kommunikation

Wenn man im Ausland lebt ist, meiner Meinung nach, mit das Wichtigste die Sprache zu lernen. Nur so kann man sich mit den Einheimischen verständigen und Kultur, Land und Leute richtig erleben.

Ich hatte, bevor ich nach Peru gegangen bin, bereits etwas Spanisch in der Schule gelernt, weshalb ich von Anfang an fast alles verstehen konnte, nur selbst reden fiel mir äußerst schwer, da ich Angst hatte, Fehler zu machen. Mich nicht richtig verständigen zu können hat mich äußerst frustriert, doch mit der Zeit ist es immer besser geworden, da ich mehr und mehr Übung bekam. In meiner Gastfamilie habe ich ausschließlich Spanisch gesprochen, auf der Arbeit ebenfalls hauptsächlich Spanisch, mit den anderen Freiwilligen aber Deutsch. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten waren meine Kollegen und meine Gastfamilie stets geduldig, sehr verständnisvoll und hilfsbereit.

Ich denke, ich kann sagen, dass ich eine äußerst große Entwicklung durchgemacht habe. Am Ende konnte ich alles verstehen und mich komplett ohne Probleme verständigen. Um zu diesem Punkt zu gelangen, hat es mir sehr geholfen Freunde zu finden, die Spanisch sprechen, und so auch in meiner Freizeit stets Spanisch zu reden. Die Sprache hat mich oft frustriert, doch sie ist mir auch sehr ans Herz gewachsen und jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin, vermisse ich es schon sehr, Spanisch zu reden.

Globales Lernen und Entwicklungspolitik

Da das „weltwärts“-Programm entwicklungspolitische Freiwilligendienste unterstützt, möchte ich zuletzt noch auf die Punkte Entwicklungspolitik und globales Lernen eingehen.

Für mich ist globales Lernen ein Prozess, der das ganze Leben lang andauert. Durch das Kennenlernen anderer Kulturen und somit anderer Ideologien, Denk- und Verhaltensweisen etc., werden einem selbst ganz neue Perspektiven eröffnet und man beginnt das, was man selbst kennt und gewohnt ist, zu hinterfragen. Dadurch habe ich gelernt, wie wichtig Weltoffenheit, Neugierde und Empathie sind. Durch kulturellen Austausch entsteht ein besseres gegenseitiges Verständnis und so kann man nachhaltig zusammenarbeiten.

Hier sollte der Fokus besonders auf dem Gemeinsamen, der Zusammenarbeit, liegen. Ich habe es in Peru nämlich so erlebt, dass die Länder des globalen Nordens als perfekt angesehen werden und Entwicklungszusammenarbeit wurde weder als solche gesehen noch gewollt. Es wurde ausschließlich versucht diesem unrealistischen „Ideal“ nachzueifern und keiner eigenen, der Realität des Landes angepassten, Entwicklung nachzugehen. Entwicklungszusammenarbeit sollte für Länder, die wirtschaftlich/ technisch/ finanziell/ etc. nicht so gut dastehen, eine Unterstützung sein, aber im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“.

An dieser Stelle möchte ich allerdings anmerken, dass ich meinen Freiwilligendienst nicht als Beitrag zur bzw. als Teil der Entwicklungszusammenarbeit sehe, obwohl die „weltwärts“-Freiwilligendienste stets als entwicklungspolitisch betitelt werden. Ich hatte keine besonderen Qualifikationen für die Arbeit, die ich dort ausgeführt habe (wie z.B. ein Pädagogik-Studium), und dadurch, dass ich nur elf Monate dort gearbeitet habe, ist es meiner Meinung nach nur schwer möglich, längerfristige Projekte umzusetzen (also Projekte, die nach der eigenen Abreise immer noch weiterlaufen). Ich sehe meinen Freiwilligendienst eher als kulturellen Austausch, der mich persönlich sehr bereichert hat.

Engagement nach meiner Rückkehr

Die ganzen Erfahrungen, die ich gesammelt habe, würde ich gerne als Teamerin weitergeben, da ich denke, dass das der beste Weg ist, um sich für globale Entwicklung einzusetzen: Seine Erfahrungen weiterzugeben und andere Personen zu ermutigen, Ähnliches zu tun. So kann ein ganz neues Bewusstsein entstehen und immer mehr Menschen werden sich als „global citizens“ betrachten, als gleichwertige Mitglieder der Welt mit grundlegenden Rechten, die dadurch, dass sie ihren bürgerlichen Pflichten nachkommen, zusammen auf eine harmonischere Zukunft hinarbeiten.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich in diesem Jahr unglaublich viel gelernt habe, und dass ich nicht dankbarer sein könnte für die vielen Erfahrungen, die ich gesammelt habe, die mich sicherlich noch mein restliches Leben begleiten werden.

×

Hello!

Click one of our contacts below to chat on WhatsApp

×