Markus, Japan, 2009, FSJ:

Markus hat seinen Freiwilligendienst in Japan mit AFS und dem FSJ-Programm gemacht. Er arbeitete während seines Freiwilligen Sozialen Jahres im AFS Büro gearbeitet. Achtung: Das FSJ wird nicht mehr angeboten. Der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) entspricht aber diesem Programm.

Ich habe 2006/2007 schon einmal ein Jahr mit dem AFS SH Schülerprogramm in Japan verbracht. Deshalb waren mir viele Eigenheiten und kulturelle Besonderheiten Japans schon vor dem FSJ bekannt. Mein Eindruck von den Japanern als sehr harte, ausdauernde und präzise arbeitende Menschen hat sich im Laufe des Jahres mehr als einmal bestätigt.

Meine erste Gastfamilie hat rund 1 ½ Zugstunden vom AFS Büro entfernt gelebt, was bedeutet hat, dass ich jeden Morgen und jeden Abend in der Rushhour 1 ½ Stunden zusammen mit hunderten anderen „Anzugsmenschen“ in einem Zug stehend verbracht habe. Morgens war der Zug so voll, dass die Sitze für die Rushhour entfernt wurden, um mehr Platz im Zug zu haben. In den Zug musste man sich auch mit einiger Gewalt geradezu hineinpressen und stand dann eben über eine Stunde so eingeklemmt im Zug. Das war anfangs doch sehr ungewohnt, da ich mir ziemlich sicher bin, dass wir solche extremen Zustände in Deutschland nicht haben. Vom Aussteigen aus dem Zug bis zum Ausgang des Bahnhofs hat man öfters auch bis zu 10 Minuten gebraucht, da mehr oder weniger der gesamte Zug an meiner Haltestelle ausgestiegen ist. Ich war dann auch meistens schon relativ fertig bis ich überhaupt erstmal im Büro angekommen bin. Nach einiger Zeit hab ich mich dann allerdings auch an die Rushhour gewöhnt und gelernt im Stehen zu schlafen. Nicht nur die Züge, sondern Tokyo an sich hat mir anfangs auch ein wenig zugesetzt. Die Stadt ist überhaupt nicht zu vergleichen, mit irgendwas, dass ich bis dahin gesehen hatte. Ich wurde quasi aus meinem 1000 Einwohner Dorf in eine Stadt, in deren Großraum über 30 Millionen Menschen leben geschmissen.

Überall Menschen

Egal wo man hingeht, es ist normalerweise einfach immer voll mit Menschen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Für mich als Menschen, der es gerne auch mal etwas ruhiger mag, war das dann doch eine gewisse Umstellung zu meinen Gewohnheiten in Deutschland. Es fällt einem aber in der Regel nicht schwer, relativ schnell neue Leute kennen zu lernen und Freunde zu finden. Ich habe vor allem mit den AFS Voluteers viel unternommen. Die AFS Volunteers sind in der Regel japanische Studenten, die zwischen 18 und 23 Jahre alt sind, und während ihrer Studenten Zeit für AFS Freiwilligenarbeit machen. Die Volunteers haben ein eigenes Zimmer im Büro, so dass man sich auch während der Arbeitszeit öfters über den Weg läuft.

Ansonsten organisiert man zusammen die einzelnen AFS Camps für die Gastschüler oder Hopees. Die Vorbereitungstreffen finden meistens an mehreren Wochenenden vor den Camps statt. Nach den Camps gibt es dann normalerweise auch noch ein sogenanntes Feedbacktreffen. […] Rückblickend kann ich sagen, dass ich neben den Arbeitstreffen auch gut über die Hälfte meiner Freizeit mit AFS Volunteers verbracht habe. Die Gefahr ein Jahr lang einsam zu sein ist doch schon sehr sehr gering.

Arbeitsplatz beim Freiwilligendienst in Japan

In meiner Arbeit war ich hauptsächlich im Hosting Bereich tätig. Ich habe aber teilweise auch Arbeiten fürs Sending, eins der Regionalbüros oder spezielle andere Aufgaben erledigt. Sachen, die ich im Büro gemacht habe, waren unter anderem:

  • Bewerbungen von Hopees prüfen, und auf die Regionalbüros verteilen
  • Texte übersetzten
  • Daten aus Umfragen digitalisieren (hauptsächlich Excel)
  • Sachen kopieren
  • viele Arbeiten mit Global Link
  • Anfragen von Partners beantworten
  • Rundbriefe vorbereiten
  • einmal wöchentlich Deutschunterricht für Hopees

Ich hatte aber auch viele Arbeiten außerhalb des Büros. So musste ich öfters zu Botschaften oder dem japanischen Außenministerium, um Dokumente abzugeben bzw. wieder abzuholen. Des Weiteren habe ich die Betreuung von Early Returns übernommen. Sprich, ich habe die Schüler vom Bahnhof abgeholt und zum Flughafen gebracht. Wenn der Heimflug zeitlich sehr früh am Morgen gelegen hat, musste ich auch öfters mit Schülern in einem Hotel in Flughafennähe übernachten. Ich habe auch an mehr oder weniger allen Hosting- und einigen Sendingcamps teilgenommen, die im Laufe des Jahres stattgefunden haben. Vorbereitet auf all diese verschiedenen Aufgaben wurde ich in der Regel, in dem mir der Ablauf ein oder zwei Mal auf Japanisch erklärt wurde und ich das dann einfach mal ausprobiert habe. Ich habe auch viel durch Zuschauen und Nachmachen gelernt. Vor allem bei den Camps war das ein bewährtes Prinzip.

Ich habe normalerweise Montags bis Freitags von 9 bis 17 Uhr gearbeitet. Wegen den vielen Vorbereitungen für die diversen Camps, bzw. Early Returns, die manchmal auf Wochenenden gefallen sind, war ich aber auch an den Wochenenden ziemlich oft mit AFS beschäftigt. Im Juni war ich zum Beispiel fast jeden Tag entweder im Büro oder auf Camps. Ich würde sagen, dass ich schon ziemlich viel gearbeitet habe und mir auch viele Sachen übertragen wurden. Überarbeitet war ich aber auf keinen Fall. Gut ausgelastet würde es wohl am Besten beschreiben. Wie schon vorher beschrieben bin ich jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit gefahren. Bei meiner ersten Gastfamilie waren es ungefähr 1 ½ Stunden bis ins Büro. Bei meiner zweiten Gastfamilie hat es dann nur noch ca. 45 Minuten gedauert.

Gastfamilie in Japan

Meine erste Gastfamilie war ein älteres japanisches Ehepaar. Sie hatten 2 Töchter, die jedoch beide im Ausland leben. Eine von den Töchtern war mit AFS nach Finnland gefahren. Mein erster Eindruck war durchaus gut, jedoch hatte ich nach einiger Zeit das Gefühl, dass sie mich nur aufgenommen hatte, weil sie dachten, sie müssten unbedingt AFS den Gefallen zurückzahlen, dass ihre Tochter nach Finnland durfte. Teilweise kam es mir auch so vor, dass AFS ihnen irgendwie Druck gemacht hat mich aufzunehmen. Wir haben auch an sich irgendwie sehr wenig miteinander zu tun gehabt.

Mit meiner zweiten Familie bin ich um einiges besser klar gekommen. Ich hatte zwei Gastgeschwister in meinem Alter und auch mit den Gasteltern habe ich mich sehr gut verstanden. Wir haben uns jeden Tag nach dem Abendessen noch bis spät in die Nacht im Wohnzimmer unterhalten und andere Sachen unternommen. Der Abschied von meiner zweiten Familie ist mir dann doch auch relativ schwer gefallen, da ich alle ziemlich ins Herz geschlossen hatte.

Betreuung durch AFS in Japan beim Freiwilligendienst

Ich hatte eine Vorgesetzte im Büro, die mir meine Arbeiten zugewiesen hat. Ansonsten gab es eigentlich nichts, dass ich als Betreuung bezeichnen könnte. War aber auch nicht wirklich notwendig. Die beiden Vorbereitungen in Deutschland waren die einzigen Seminare an denen ich teilgenommen habe. Im Gastland selber gab es keine Seminare. Die Dinge die für meine Arbeit notwendig waren wurden mir normalerweise erklärt, wenn ich die Arbeit denn dann auch sofort machen musste. Mit AFS Deutschland hatte ich während des Jahres so gut wie keinen Kontakt. Habe ich auch irgendwie nicht gebraucht. Ich kann mich zumindest an keine Situation erinnern, in der der Kontakt zu AFS Deutschland nötig gewesen wäre. Erwartet habe ich eigentlich nur, dass die Vorbereitungen und die Nachbereitung, sowie die Flüge usw. gut organisiert werden. In diesen Punkten bin ich mehr als zufrieden mit der Arbeit von AFS Deutschland!

Es gab im Grunde während des Jahres nur einen großen Konflikt. Das war, als mich nach einem halben Jahr meine erste Gastfamilie ohne jegliche Vorwarnung rausgeschmissen hat. Hier war ich auch mit AFS Japan mehr als unzufrieden. Meine Chefin hat sich mehr oder weniger sofort komplett auf die Seite der Gastfamilie gestellt und mich zum 100% Schuldigen erklärt. Ich durfte auch gut einen Monat lang im Büro nicht mehr arbeiten, da sie „einem Mensch wie mir nicht mehr vertrauen kann“. Sobald eine neue Gastfamilie für mich gefunden war (nach einem Monat) war meine Chefin dann wieder von einem Tag auf den anderen vollkommen normal und ich durfte wieder arbeiten.

Sprache und Kommunikation

Ich habe mich das ganze Jahr über mit Gastfamilie und in der Arbeit komplett in Japanisch verständigt. Ich wüsste auch ganz ehrlich nicht, wie die Arbeit ohne Japanisch Vorkenntnisse möglich gewesen wäre, da das Material mit dem man überwiegend arbeitet normalerweise auch Japanisch ist. Ich hatte schon einige Vorkenntnisse aus meinem AFS Jahr 2006/07, das ich in Japan verbracht habe. Diese Sprachkenntnisse haben sich vor allem in der Anfangszeit als sehr wertvoll erwiesen. Bei meiner Ankunft habe ich allerdings noch ein sehr „jugendliches“ Japanisch gesprochen, wie ich es aus meiner Austauschschüler Zeit von der Schule her kannte. Zum Ende hin habe ich dann auch das viel höflichere „Businessjapanisch“ um einiges besser verstanden bzw. gesprochen. Das habe ich vor allem dem Japanisch Unterricht zu verdanken, den mir eine Kollegin jeden Freitag für 1 ½ Stunden im Büro gegeben hat.

Das Problem mit nicht ausreichenden Sprachkenntnissen hatte ich eigentlich nicht. Vielmehr waren viele überrascht, dass ich mich normal mit ihnen auf Japanisch verständigen konnte. Das liegt aber weniger an meinem Japanisch, als daran, dass komischerweise viele Japaner grundsätzlich davon ausgehen, dass Ausländer nur Englisch, aber niemals Japanisch sprechen können.

Alles in allem hatte ich trotz einiger Schwierigkeiten ein sehr interessantes und aufregendes Jahr und ich möchte AFS von ganzem Herzen danken, mir dieses Jahr ermöglicht zu haben!!

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