Maximilian, Großbritannien, 2017, IJFD:

Maximilian hat seinen Freiwilligendienst in Großbritannien mit AFS und dem Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) gemacht. Er hat mit Freiwilligen aus vielen Ländern zusammengearbeitet und verschiedene Gruppen bei Outdoor-Aktivitäten betreut. Über seine Erfahrungen in Großbritannien schreibt Maximilian hier ausführlich.

Maximilian unterwegs in Wales

Meinen Freiwilligendienst absolvierte ich als Volunteer in einem Outdoor Activity Center. Die Hauptaufgabe war die Betreuung und Einweisung der Kinder- und Jugendgruppen an den einzelnen Kletterstationen und bei weiteren Aktivitäten, die im Center angeboten wurden. Nach einem ereignisreichen Jahr möchte ich nachfolgend meine Erfahrungen in meinem Abschlussbericht darstellen. Ich habe viel über Land und Leute erfahren. Die vielen Eindrücke auf meinen Ausflügen und die vielen Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen haben mich sehr geprägt. Die Erfahrungen, die ich während meiner Tätigkeiten gesammelt habe, werden mir auch in meinem zukünftigen Berufsleben sehr hilfreich sein. Ich hatte eine wunderbare Zeit in England und war jederzeit bestens betreut durch AFS und TfG (Partnerorganisation von AFS in Großbritannien). Meine Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten konnte ich vertiefen und weiterentwickeln. Am meisten aber haben mich die Gespräche und der Erfahrungsaustausch mit den Freiwilligen aus aller Welt begeistert. Der Austausch über die verschiedenen Kulturen, Erlebnisse und Lebensstile hat mich sehr interessiert und mir viele neue Freundschaften gebracht. Im Folgenden möchte ich detailliert berichten:

Land und Leute

AFS-Freiwilliger Maximilian mit anderen Freiwilligen im Lake District, Großbritannien

Großbritannien ist bekannt für die Queen und Shakespeare. Metropolen wie London machen es berühmt. Doch, dass Großbritannien auch eine unbeschreiblich schöne Landschaft besitzt, wurde mir erst im Laufe meines Aufenthaltes bewusst. Nicht ohne Grund ist es, wie auch Irland, unter dem Namen Green Island (Grüne Insel) bei seinen Einwohnern bekannt. Die Küsten und Hügellandschaften bieten atemberaubende Reiseziele, die ich während meines Aufenthaltes auch kennenlernen durfte.

Gleich zu Beginn ging es nach Wales auf den „Snowdon“ (höchster Berg von Wales). Dieser Ausflug war sehr beeindruckend. Hier habe ich erstmals die unterschiedliche Landschaft von Großbritannien kennengelernt. Diese Reise wurde nur für uns Volunteers veranstaltet, um uns gegenseitig kennenzulernen und als Team zusammen zu bringen. Während des Jahres besuchte ich u. a. die Städte Birmingham und Liverpool und war auch mehrmals in London. London ist für mich das absolute Highlight. Es bietet so viel, die Sehenswürdigkeiten, die Museen und die weltoffenen Leute. Aber auch der Besuch des „Lake District“ (Nationalpark „Seebezirk“) war unglaublich schön, naturverbunden und erlebnisreich.

Nun aber nochmal zurück zu meiner Ankunft in Großbritannien. Als ich am 14. Januar am Flughafen in Birmingham landete, zeigte sich mir ein Bild, ähnlich wie ich es mir vorgestellt hatte. Großer Trubel, viele Leute in Anzügen, gekleidet, wie ein typischer „English man“. Wie sich herausstellte sind Engländer sehr hilfsbereit. Mit Freude halfen sie mir, den Weg zum Bahnhof zu finden. Auch in England fährt die Bahn nicht pünktlich, so dass ich mit reichlich Verspätung im Pioneer Centre ankam.

Anfangs war ich etwas skeptisch gegenüber den Leuten, doch das alles hat sich als sehr positiv herausgestellt. Ich wurde sehr freundlich empfangen. Dadurch, dass mein Center, in dem ich arbeitete, viele internationale Freiwillige hat, war der Kulturaustausch von Anfang an da. Über den Brexit und die EU sprach man nicht wirklich, doch wenn das Thema angerissen wurde, sprachen alle immer sehr positiv zu Gunsten der EU. Durch den vorwiegend international geprägten Umgang in meiner Unterkunft war man immer offen gegenüber anderen Freiwilligen. Es gab jedoch einige Dinge, an die ich mich erst im Laufe meines Freiwilligendienstes gewöhnt habe.

Ein großes Thema ist zum Beispiel das Essen. Vom Frühstück bis zum Abendessen gibt es einige Unterschiede zur deutschen Küche. Frühstück gibt es immer warm, wie z. B. Bohnen und Speck usw. Brötchen sieht man nur selten bei einem sogenannten „full-english breakfast“. Dazu gehören dann auch noch Pilze, gegrillte Tomaten, Rührei, Toast und Hashbrowns. Das alles klingt zwar sehr lecker, allerdings brauchte es schon eine Weile, bis man sich an solch ein deftiges Frühstück gewöhnt hatte. Sehr gut geschmeckt hat mir der sogenannte „Sundayroast“. Traditionell gibt es diesen jeden Sonntag mit „Yorkshire Pudding“. Zum Nachtisch gibt es dann leckeren „Applecrumble“. Bekannt sind die Engländer dann natürlich auch für ihre „Tea-Time“. Zum „Afternoon-Tea“ trifft man sich oft und gerne. Shortcake, Cupcake und Scones dürfen dabei nicht fehlen. Das Abendessen ist auch unter dem Namen „Tea“ bekannt.

Das Wetter macht England natürlich auch berühmt. Wie ich feststellen musste, ist es allerdings ein Klischee, dass es auf der britischen Insel viel regnet. Das Wetter war überraschender Weise im Frühling und Sommer teilweise besser, als das in Deutschland. Nur wenn es dann mal regnet, hört es gar nicht mehr auf. Des Weiteren ist das Klima im Vergleich zu Deutschland sehr kühl. Aber man gewöhnt sich daran und schon bald läuft man auch an kalten Tagen im T-Shirt herum.

Unterschiede gibt es außerdem, wenn man Land und Stadt vergleicht. Ich habe in der Nähe von Birmingham gelebt und konnte durch zahlreiche Besuche der zweitgrößten Stadt Englands einiges feststellen. Einwohner der Stadt sind freundlicher und oft moderner eingestellt. Der Lebensstil ist sehr verschieden und vielfältig. Auf dem Land gibt es diese Vielfalt nicht. Des Öfteren wurde ich dort auch mit Diskriminierung konfrontiert, dadurch, dass Leute vom Land eine andere Einstellung zur EU und zu Ausländern haben. Wie sich herausstellte, ist vor allem Deutschland und die Flüchtlingskrise ein beliebtes Thema im Pub. Davon hört man in Birmingham nicht sehr viel. Die Stadt mit der kulturell vielfältigsten Einwohnerstruktur Englands ist ein wunderschönes Beispiel, wie junge Leute in Vielfalt zusammenleben können. Das hat mich unglaublich beeindruckt.

In meiner Einrichtung gab es vor allem junge Leute. Viele im Alter zwischen 19 und 25. In dem Activity-Team, in welchem ich gearbeitet habe, gab es niemanden über 30. Das alles beeinflusst natürlich auch das Zusammenleben. So bekommt man einen guten Einblick, falls man eventuell später in einer WG wohnen sollte. Wegen des jungen Altersdurchschnitts haben wir viel zusammen unternommen. Von Pub-Besuchen, über Kinoabende bis hin zu gemeinsamen Ausflügen waren alle sehr spontan und an allem interessiert. Natürlich sprach man auch über aktuelle Themen, wie die EU und die Flüchtlingskrise. Die Diskussionen waren dabei alle sehr positiv geprägt.

Eine Menge Vielfalt und moderne Lebensstile gehörten zum alltäglichen Center-Leben dazu. Die Einstellung vieler anderer Freiwilligen hat mich sehr beeindruckt. Eines der Dinge, das ich durch diese Gespräche gelernt habe ist, dass gerade junge Leute sich sehr viel Gedanken um die Zukunft machen. Durch das Zusammenleben mit vielen jungen Leuten, die unter anderem auch schon studiert haben, habe ich gelernt, dass ich für all das noch viel Zeit habe. In Deutschland ist man in der Schule und im Studium sehr großem Druck ausgesetzt. Dieser ist in England nicht so stark. Hier fokussiert man sich mehr auf Dinge, die man erleben möchte. Unterschiedliche Jobs gehören da schonmal dazu. Das Leben wird allgemein sehr positiv gesehen und man versucht, seine eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen und seine Ziele zu verfolgen, ohne dabei andere und deren Prioritäten zu vernachlässigen.

Bei den allgemeinen Unterschieden, ist auch die englische Währung zu beachten. In England gibt es sogenannte „Britische Pfund“. Natürlich ist die Landessprache Englisch. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede. Im Süden von England und rund um London spricht man das klassische „British English“, von dem alle schwärmen. Je mehr man in den Norden Englands kommt, desto mehr Dialekte gibt es. An diese muss man sich erst einmal gewöhnen. In Birmingham beispielsweise wird „Brummie“ gesprochen. Wörter werden nicht ganz klar ausgesprochen oder anders betont. Wie vorhin erwähnt, gibt es große Unterschiede zwischen Jung und Alt und städtischem und ländlichem Leben.

Ein weiteres großes Thema in England ist die Kirche. England ist durch die Krone vorwiegend protestantisch geprägt und hat die Queen als Oberhaupt der Kirche von England (Church of England). Diese teilt sich allerdings nochmal in viele Unterordnungen. So gibt es viele freie christliche und baptistische Kirchen. Traditionelle Gottesdienste und Kirchen sind nicht so leicht zu finden. Die Gottesdienste sind geprägt durch viel sogenanntes „worshipping“. Das bedeutet viel Gesang, meist begleitet durch eine Liveband. Die Predigten sind sehr modern und werden oft durch Klatschen und Rufen begleitet. Man kann sich das ähnlich wie in einem Gospel-Gottesdienst vorstellen. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich in meine Kirchengemeinde einzufinden, habe aber am Ende gute Freundschaften geschlossen. Durch die sehr offene und moderne Art der Kirche von England gibt es vor allem auch sehr viele junge Leute, die die Gottesdienste und Predigten besuchen.

Mein erster Eindruck von England war, dass es ein sehr wohlhabendes Land ist, mit wundervollen Städten und Landschaften. Die Einwohner sind sehr organisiert und wissen, was sie wollen. Vor allem in Metropolen, wie London, die ich unter anderem auch öfters besucht habe, ist dieser besondere Lebensstil zu spüren. Allerdings ist dies auch nicht überall so. Auf dem Land liebt man das bodenständige und ist sehr auf Outdoor Aktivitäten fixiert. Jedoch haben alle Leute eine sehr positive Einstellung. Am Ende würde ich sagen, dass Großbritannien ein Land ist, das vor allem durch den Brexit einen großen Wandel durchlebt. Viele junge Leute haben moderne Ansichten zu diversen Themen und Land und Stadt bewegen sich mehr aufeinander zu. Was ich in meinem Jahr erleben durfte, macht Großbritannien mit all seiner Vielfalt zu einem Land, welches auf meiner Favoritenliste ganz oben steht.

Meine Einsatzstelle

Beim Training im Outdoor Activity Center

Ich habe im sogenannten „Pioneer Centre“ gearbeitet, einem Outdoor Activity Centre in der Nähe von Birmingham. Hauptsächlich wird das Center von Schülerinnen und Schülern besucht, die für Schullandheimaufenthalte für drei Tage oder sieben Tage kommen. Dabei gibt es von Grundschulklassen bis zu Jugendgruppen unterschiedliche Besucher. Sehr oft wird das Center auch von christlich geprägten Gruppen über das Wochenende besucht. Das Center ist christlich geprägt. Dies ist aber keinesfalls eine Voraussetzung.

Angereist bin ich Mitte Januar, offiziell begonnen zu arbeiten habe ich aber erst Anfang März. Der Grund dafür ist wie folgt: Man beginnt mit einer sogenannten Fun-Week. In dieser Woche, die bei mir Ende Januar stattgefunden hat, unternahm man alle Aktivitäten, die das Center zu bieten hat. Von diversen Stationen im Hochseilgarten, über Klettern, bis hin zu Fechten, Bogenschießen und sogenanntem „Caving“ (Höhlensystem), gab es allerlei an unterschiedlichen Dingen zu tun.

Nach der Fun-Week hat für mich und alle anderen Freiwilligen dann das offizielle Training begonnen. Dieses ist für den ganzen Monat Februar festgelegt und man lernt, wie man diverse Aktivitäten leitet und die ganzen Setups aufbaut. Voraussetzung dafür sollte sein, dass man gerne draußen ist und geschickt mit den Knoten der Kletterseile und anderen Befestigungen umgehen kann. Allerdings wird durch das ausgiebige Training und die gute Unterstützung des Senior-Teams jeder eine gute Arbeit leisten. Am Ende des Monats gab es dann das sogenannte „Rope-Exam“ bei dem man unterschiedliche Aktivitäten und Setups präsentieren muss. Alle Freiwilligen haben dieses mit Erfolg bestanden. Es ist aber wiederum keine Voraussetzung, dieses zu bestehen. Es ist auch möglich, ohne diese Qualifikation unterschiedliche Aktivitäten zu leiten.

Um sogenannte „Sessions“ zu leiten, muss man jeweils zwei mal als Beobachter bei einer Session dabei sein und zwei mal assistieren. Danach wird man separat für jede Session geprüft. Es kann sein, dass man eine lange Zeit die gleiche Aktivität macht, aber durch die unterschiedlichen Gruppen gilt: es wird niemals langweilig. Hat man das Training erstmal erfolgreich beendet, fängt man an normal zu arbeiten.

Der normale Arbeitsbeginn ist 8:30 Uhr und man arbeitet bis 18 Uhr. An manchen Tagen gibt es auch spätere Starts, dort fängt man dann erst um 10:00 Uhr an zu arbeiten. Über die Woche verteilt ist man auch für sogenannte „Nightsessions“ eingetragen. In der Woche finden davon normalerweise ein bis zwei statt. Hat man eine solche Nightsession, muss man bis 20:30 Uhr arbeiten. Jedoch gibt es immer Pausen von 30 Minuten zwischen den unterschiedlichen Sessions, die immer eine Stunde und 30 Minuten lang sind. Mittagspausen und Pausen vor der Nightsession sind jeweils eine Stunde lang. Eine Ausnahme gibt es für das sogenannte „Group Led Campfire“. Wenn eine Besuchergruppe ein Lagerfeuer ohne Trainer haben will, muss man nur das Feuer anzünden und es anschließend wieder löschen. Diese Art von Lagerfeuer geht normalerweise von 20:00 Uhr bis 22:00 Uhr.

Innerhalb einer Woche hat man immer zwei Ruhetage. Diese können variieren. Es kann demzufolge durchaus vorkommen, dass man am Wochenende arbeiten muss. Dafür hat man dann aber unter der Woche frei.

Über das Jahr verteilt ist das Center unterschiedlich gut besucht. Im Frühjahr und zur Herbst- und Winterzeit ist die Arbeit sehr ausgeglichen und man hat einen normalen Tages- und Wochenrhythmus. Hochsaison hat das Center im Sommer über die Monate Juni und Juli. Während dieser Zeit kann es sehr stressig werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es durchaus sein kann, dass man in dieser Zeit sechs Tage in der Woche arbeiten muss und mehr als nur zwei Nightsessions in der Woche hat. Daher habe ich besonders diese Zeit als negativ empfunden, weil wir unsere Ruhetage nicht in der nachfolgenden Woche bekommen haben. Man muss bis zum Ende der Hochsaison warten, um endlich wieder mit seinen Arbeitszeiten im Normalbereich zu sein. Nichts desto trotz geben einem die unterschiedlichen Gruppen insgesamt ein positives Gefühl und treiben einen an, diese hektische Zeit im Jahr gut zu überstehen.

Dadurch, dass man bereits im Center lebt, hat man einen sehr kurzen Weg zur Arbeit. Von seinem Zimmer bis zum Büro braucht man gerade mal zwei Minuten. Zu spät kommen ist daher keine Option und ist nicht gerne gesehen. Vor allem in der Hochsaison, in der sich alle zu 100 % aufeinander verlassen müssen, ist Pünktlichkeit sehr wichtig.

Unterkunft

Gelände des Pioneer Centers

Das Pioneer Centre liegt knapp 50 km südwestlich von Birmingham und ist mit Bus und Bahn gut zu erreichen. Ich habe direkt im Center gewohnt. Es gibt Wohneinheiten für alle Freiwilligen und auch ein einzelnes Gebäude mit Küche, Computerraum, Ruheraum und zwei Wohnzimmer mit Fernseher, Sky box und diversen Spielekonsolen. Die einzelnen Wohneinheiten sind für Jungen und Mädchen getrennt und es gibt eine gemischte Wohneinheit. Jeder hat sein eigenes Zimmer, für das man zu Beginn des Freiwilligendienstes 100 Pfund bezahlen muss. Am Ende des Jahres bekommt man das Geld wieder, wenn man das Zimmer so hinterlässt, wie man es vorgefunden hat. In den unterschiedlichen Wohngebäuden gibt es Sammel-Duschen, die einzeln abgetrennt sind und Toiletten. Die Sanitäranlagen werden nur von Freiwilligen benutzt. Gäste dürfen die Wohneinheiten nicht betreten. Wenn man Familie oder Freunde zu Besuch hat, können diese entweder in einem der Zimmer in den Wohngebäuden unterkommen, oder wenn es gerade nicht sehr besucht ist, in einem der offiziellen Gästezimmer des Centers schlafen.

Das Einleben in das Center und die Unterkunft hat sehr gut funktioniert. Wie vorhin bereits erwähnt, gab es überwiegend junge Leute aus allen Teilen der Welt, von Korea bis Brasilien, hatten wir sehr viele internationale Freiwillige. Durch die offene Art der Anderen konnte ich mich gut in England einleben und kannte mich bereits nach einigen Wochen gut in der Gegend aus. Es hat circa drei Monate gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich diesen Freiwilligendienst nun endlich absolviere und tatsächlich auch in Großbritannien angekommen bin. Durch die Unterstützung und die Großzügigkeit der Freiwilligen war der Rest des Freiwilligendienstes für mich unvergesslich und ich habe viele neue internationale Freundschaften knüpfen können.

Der Abschied fiel mir besonders bei meiner englischen Organisation TfG sehr schwer. Dadurch, dass ich im Januar angefangen habe, waren wir nur eine sehr kleine Gruppe von Freiwilligen, die gemeinsam gestartet sind, und konnten uns von Anfang an sehr gut austauschen und kennenlernen. Der Abschied kam schneller als gedacht und war sehr schwer. TfG hat mich viel gelehrt und war eine wunderbare Partnerorganisation zusammen mit AFS. Natürlich habe ich mich auch sehr auf Zuhause gefreut und darauf, meine Familie und Freunde wiederzusehen.

Desweitern freue ich mich auch auf neue Schritte, aber auch bald wieder nach England zurück zu kehren, um meine Freunde zu besuchen. Durch den internationalen Einfluss des Centers habe ich auch Leute aus der ganzen Welt kennengelernt und freue mich schon jetzt darauf, diese in deren Heimatländern zu besuchen. Ich stehe weiterhin mit TfG in Kontakt, und auch mit den dortigen Freiwilligen und Betreuern, die mich im vergangenen Jahr sehr geprägt haben.

Betreuung

AFS Freiwilligendienst Maximilian mit Urkunde

Betreut wurde ich von der Partnerorganisation von AFS, Time for God (TfG). Eine christlich geprägte Organisation, die viele internationale Freiwillige betreut. Gemeinsam mit mir starteten zwei Südkoreanerinnen, eine Freiwillige von Barbados und eine Freiwillige aus Polen. TfG hat mich sehr offen und warmherzig aufgenommen und mich durch das ganze Jahr hervorragend begleitet.

Ende Februar, nach meinem bereits erwähnten Rope-Exam, hatten wir unsere erste Konferenz. Insgesamt wurden von TfG drei verschiedene Konferenzen veranstaltet. Die erste dieser drei Konferenzen fand außerhalb von London in Broxbourne statt. Über mehrere Tage hatten wir die Möglichkeit, alle Freiwilligen kennen zu lernen. Uns wurde ein Überblick von Großbritannien verschafft und wir haben diverse Unterlagen bekommen. Im Vordergrund stand vor allem unser Glaube, und in wie fern wir hoffen, ihn durch dieses Jahr eventuell zu bestärken. Des Weiteren unternahmen wir eine kleine Wanderung und auch einen Tagesausflug nach London. Broxbourne liegt sehr nah an der Hauptstadt Englands. Innerhalb von 15 Minuten waren wir mit dem Zug im Stadtzentrum. Die Unterkunft in Broxbourne war unbeschreiblich schön. Ein altes Gebäude, sehr liebevoll restauriert. Es war hervorragend geeignet für die Konferenz.

Unter dem Namen Mid-Conference trafen wir uns nach der Hälfte des Freiwilligendienstes in Birmingham für drei Tage. Wir haben vor allem über das vergangene halbe Jahr gesprochen, in wie fern wir Veränderungen spüren, oder ob es Dinge gibt, die wir bereits vermissen. Ein Hauptthema war, wie dieses Jahr enden könnte. Ob wir wüssten, wie die nächsten Monate in unserem Freiwilligendienst aussehen würden. In dieser Zeit hatte ich auch die Möglichkeit, mit meinem neuen Field-Officer zu sprechen. Dieser hatte im Laufe des Jahres gewechselt. Der Übergang hat jedoch sehr gut funktioniert und ich wurde über alles informiert.

Dadurch, dass diese Konferenz im Zeitraum Juli war, wurde ich für einige Tage aus der hektischen Zeit in meinem Center „befreit“. Ich habe mich an meinen Field-Officer gewandt, da mich die langen Arbeitstage sehr beschäftigten. Ein großes Problem war, unsere freien Tage zurück zu bekommen. Mein Anliegen wurde sehr offen und mit viel Verständnis aufgenommen und TfG hat sich an das Pioneer Centre gewandt. Alles wurde sehr diskret behandelt.

Meine letzte Konferenz, der Final Regional Day, fand Ende November in London-Dagenham statt. Wir haben das Jahr reflektiert und uns vor allem darauf konzentriert, was uns besonders beeinflusst hat. Sei es unsere Freiwilligenstelle oder die Leute, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Die letzte Konferenz war sehr intensiv und es war schwer, Abschied zu nehmen.

TfG hat mich sehr gut durch das Jahr begleitet und war immer für seine Freiwilligen da, egal welche Fragen oder Sorgen man hatte. Durch TfG konnte ich weitere internationale Freundschaften knüpfen und bin sehr froh, dass AFS mit dieser Organisation zusammenarbeitet. Am Ende der Konferenz haben wir auch unsere Bescheinigung für dieses Freiwilligenjahr mit TfG überreicht bekommen.

Dadurch, dass ich TfG als Partnerorganisation von AFS hatte, stand ich nicht wirklich viel in Kontakt mit AFS Deutschland. Bei etwaigen Fragen oder wenn ich mal Hilfe gebraucht habe, hat AFS mich trotzdem immer gut unterstützt und hat sich immer hilfsbereit gezeigt. Ich wurde immer zeitnah über die Monatsberichte von AFS informiert und konnte diese gut bearbeiten. AFS hat seine Rolle als Hauptorganisation meines Freiwilligendienstes sehr gut erfüllt und die Betreuung durch meine Ansprechpartner hat hervorragend funktioniert.

Wie erwähnt hat TfG sich gut um etwaige Probleme gekümmert. Eine Sache, die eventuell für etwas Spannung gesorgt hat, waren Reisekosten für Freiwillige. Als Freiwillige mussten wir keine Zugtickets für Konferenzen oder ähnliches bezahlen. Hin und wieder wurde aber zwischen Pioneer und TfG diskutiert, wer die Kosten nun zu tragen habe. Eine bessere Absprache in der Zukunft könnte hier etwas Abhilfe schaffen.

Ich war mit TfG und AFS als Organisationen für meinen Freiwilligendienst sehr zufrieden und konnte ein unvergessliches Jahr erleben.

Sprache und Kommunikation

AFS-Freiwilliger Maximilian mit anderen Freiwilligen der AFS-Partnerorganisation TfG

Die Hauptsprache von Großbritannien ist natürlich Englisch. Da in meinem Center so viele internationale Leute waren, war eine gemeinsame Sprache sehr von Vorteil. Es gab auch andere Deutsche, mit denen ich ab und zu etwas Deutsch gesprochen habe. Vorwiegend wurde aber Englisch gesprochen, da dies jeder versteht. So konnten keine Vorurteile gegenüber anderen entstehen.

Ich würde von mir persönlich behaupten, dass ich keine Probleme mit Englisch als Fremdsprache hatte. Durch die Schule hatte ich bereits sehr gute Kenntnisse und konnte diese auch gut einsetzen. Allerdings hat es eine Weile gebraucht, komplett auf Englisch umzustellen. Ab und zu habe ich ein paar Wörter vertauscht oder deutsche Wörter verwendet. Einige andere Freiwillige hatten größere Schwierigkeiten mit der Sprache. Jedoch waren alle Englischsprachigen sehr hilfsbereit und unterstützten uns sehr. Wenn man ein Wort nicht wusste, konnte man es einfach umschreiben. Die englischsprachigen Freiwilligen haben das sehr gut aufgefasst.

Wie bereits erwähnt, hatte ich von Anfang an keine Schwierigkeiten mich zu verständigen. Über das Jahr verteilt würde ich behaupten, dass sich meine Kenntnisse im Englischen sehr verbessert haben. Von Anfang an haben wir als Freiwillige sehr gute Rückmeldungen zu unseren Sprachkenntnissen bekommen. Vor allem die Freiwilligen aus Deutschland hatten am wenigsten Probleme mit Englisch. Evtl. liegt es auch daran, dass wir die englische Sprache von Anfang an in der Schule lernen. Durch viele Gespräche konnte ich erfahren, dass es nicht üblich ist, Englisch als eine zweite Sprache in der Schule unterrichtet zu bekommen.

Am Ende des Jahres würde ich von mir behaupten, dass ich gut fließend Englisch sprechen kann. Innerhalb weniger Monate konnte ich bereits Dialekte unterscheiden und meinen Wortschatz erheblich erweitern. Die englische Sprache ist gerade in einer Art Umbruch. Viele neue Wörter machen die Runde und neue Slangs treten häufiger auf. Zum Schluss kann ich sagen, dass Englischkenntnisse definitiv eine Voraussetzung für den Freiwilligendienst in Großbritannien sind. Jedoch macht es nichts, wenn man evtl. etwas unsicher in der Sprache ist. Gerade die jungen Leute in England sind sehr hilfsbereit und geduldig. So fühlt man sich schnell wohl und hat keinerlei Probleme, sich an die Sprache anzupassen.

Globales Lernen und Entwicklungspolitik

AFS-Freiwilliger Maximilian beim Training für die Outdoor-Aktivitäten seiner Einsatzstelle

Globales Lernen bedeutet für mich, verschiedene Antworten auf die Globalisierung einzelner Länder und der Nachhaltigkeit zu finden. Dabei kommt es im Besonderen darauf an, dass wir international mehr zusammenarbeiten müssen, um gemeinsame Lösungen zu globalen Themen finden zu können. Es reicht nicht aus, wenn ein Land alleine nachhaltig wird. Wir alle müssen uns gegenseitig unterstützen und helfen. Nur so können wir nachfolgende Generationen auf die moderne Welt vorbereiten. Außerdem ist es notwendig, dass Länder voneinander lernen. Durch meinen Aufenthalt in Großbritannien habe ich realisiert, in was für einem Aufschwung sich Europa momentan befindet.

Durch den internationalen Austausch in meinem Center konnte ich vieles über andere Länder und deren politische Einstellungen und Globalisierung lernen. Gerade in Korea gibt es einen sehr großen Konflikt zwischen Regierung und Bevölkerung. Wie ich in vielen Gesprächen mit den koreanischen Freiwilligen feststellen konnte, ist eines der großen Probleme die eigene Identifikation mit seinem Land. Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass wir einander helfen und auch Entwicklungshilfe leisten. Entwicklungspolitisch ist es sehr wichtig, uns mehr international für solche Länder, wie Korea, einzusetzen, also für Länder, die unsicher mit der eigenen Politik und Stabilität des Landes sind.

In Zeiten wie Brexit und EU Problemen ist das natürlich schwer. Nichts desto trotz dürfen sich die europäischen Länder und vor allem Großbritannien nicht unsicher zeigen. In Entscheidungen betreffend der Globalisierung und in entwicklungspolitischen Fragen muss Einigkeit gefordert werden.

Im vergangenen Jahr habe ich viel über Entwicklungszusammenarbeit gelernt und wie es mit ganz kleinen Dingen gut funktionieren kann. Durch meine sehr internationale Freiwilligenstelle gibt es viele kulturelle Unterschiede. Allein schon darüber zu reden und einen Austausch stattfinden zu lassen, gehört für mich zu einer guten Entwicklungszusammenarbeit dazu. Wir müssen mehr über uns kennenlernen. Mehr über die Länder, die unsere Hilfe brauchen. Sei es, eine gemeinsame Sprache zu finden, wie wir es in unserem Center getan haben, oder gemeinsame Ideen zu unterstützen.

Ich werde versuchen, weiterhin mit vielen Freiwilligen in Kontakt zu bleiben, vor allem mit Leuten aus Korea und Brasilien. Dies sind Länder, denen internationale Unterstützung gut tut und dies kann im Kleinen anfangen. Einen ständigen Austausch zwischen Leuten verschiedener Nationalitäten zu haben, ist ein guter Anfang. In Deutschland werde ich versuchen, weiterhin mit AFS in Kontakt zu stehen und mehr über internationale Schwierigkeiten herauszufinden. Meine Erfahrungen werde ich an Freunde und Familie weitergeben und jedem empfehlen, einen derartigen Freiwilligendienst zu unternehmen. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, internationale Freundschaften zu knüpfen und einen Austausch stattfinden zu lassen.

Das Pioneer Centre war eine gute Grundlage für ein Zusammenleben vieler verschiedener Leute aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Es gab die Möglichkeit, über nationale und internationale Probleme zu reden und zu diskutieren. Ich bin sehr froh, dass ich mit AFS und TfG dieses Jahr erleben durfte und kann es jedem empfehlen, der darüber nachdenkt. Man muss nicht bis ans andere Ende der Welt reisen, um einen internationalen Austausch zu erleben. Das Pioneer Centre ist ein perfektes Beispiel und zeigt, wie gut man zusammenleben kann. Freundschaften, die ich hier geknüpft habe, werden für eine lange Zeit halten, vielleicht sogar ein Leben lang.

Die Zeit in meinem Freiwilligendienst hat mich nachhaltig geprägt und ich werde sie nie vergessen. Ich werde viele Eindrücke nach Deutschland mitnehmen und versuchen, diese in mein Leben in Deutschland zu integrieren. DANKE an AFS und DANKE an TfG!!!

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