Relana, Mexiko, 2017, weltwärts:

Relana hat ihren Freiwilligendienst in Mexiko mit AFS und dem weltwärts-Programm gemacht. Sie hat in einem Frauenhaus für junge Frauen mitgeholfen. Über ihre Eindrücke und Erfahrungen aus Mexiko berichtet Relana hier ausführlich.

Kakteen.Sombreros.Tortillas.Drogen.Salsa. Das sind wohl typische Dinge, die Menschen mit Mexiko verbinden und denken, dass diese Dinge Mexiko ausmachen. Ich konnte während meines Freiwilligendienstes erfahren, wie Mexiko wirklich ist und was das Land ausmacht. Ich durfte lernen, dass diese Stereotype nicht viel mit dem richtigen Mexiko zu tun haben, und auch, was für ein vielfältiges Land Mexiko ist.

Wie alles begann…

Begonnen hat meine Reise am 8. August 2017 am Frankfurter Flughafen. Ich und die etwa dreißig Mitfreiwilligen haben uns auf den Weg nach Mexiko gemacht. Nach einem anstrengenden und langen Flug sind wir in Mexiko-Stadt angekommen und haben uns auf den Weg zu einer Art Ranch gemacht, auf welcher wir unser Arrival-Camp haben sollten. In den nächsten Tagen haben wir also noch ein bisschen mehr Input bekommen, um uns in unserer neuen Umgebung besser zurechtzufinden. Nach dem Camp wurde es für uns alle dann so richtig Ernst und wir machten uns auf den Weg in unserer Städte und zu unseren Gastfamilien, mit denen wir von nun an zusammenleben würden.

Für mich hieß das also, es ging nach Mérida. Nach etwa eineinhalb Stunden Flug waren wir da. Bis jetzt waren wir relativ ruhig, aber als wir dann am Gepäckband standen und unsere Gastfamilien durch die Glastür sahen, packte uns dann doch die Nervosität. Diese verflog aber schnell, als wir sie dann kennenlernten. Leider war die Sprachbarriere jedoch größer als gedacht, sodass wir uns anfangs viel mit Zeichensprache verständigten. Im neuen Zuhause angekommen wurde zu allererst ausgepackt und versucht, die ersten Gespräche mit der Familie zu führen. Da mein Projekt erst nach ein paar Wochen startete, verbrachte ich die Anfangszeit damit, die Stadt und meine Familie besser kennenzulernen. Außerdem hat auch unser Sprachkurs relativ zügig angefangen, sodass ich viel Zeit mit Lernen verbrachte. Und ich hatte das Glück, dass ich das eine oder andere Wochenende mit meiner Familie am Strand verbringen konnte.

Mein Projekt

Nach ein paar Wochen, die ich schon mal gut zum Sprache lernen, zurechtfinden und meine Gastfamilie kennenlernen nutzen konnte, begann mein Projekt in einer Art Frauenhaus namens Vifac. Die erste Herausforderung war der Weg dorthin, ich musste zwei Busse nehmen, wusste aber selbst nicht so richtig, welche. Mit etwas Glück und meinem mittlerweile immerhin bruchstückhaften Spanisch konnte ich mich soweit verständigen und die richtigen Busse finden, sodass ich nach einer Stunde Weg pünktlich um 9 Uhr bei der Arbeit erschien.

Nachdem ich die erste Herausforderung also gemeistert hatte, stand die zweite an, und zwar musste ich meinen ersten Tag hinter mich bringen. Obwohl ich schon etwas Zeit gehabt hatte, um meine Spanischkenntnisse zu verbessern, war die Verständigung am Anfang noch echt schwierig, was es mir vor allem schwer machte, mich mit den jungen Frauen zu unterhalten und sie besser kennenzulernen. Aber dank netter Arbeitskollegen, die mir halfen, und dem Verständnis und Interesse der Frauen, überstand ich meine ersten Tage, und mit der Zeit konnte ich mich immer besser mit allen verständigen und schloss die jungen Frauen auch sehr ins Herz, sodass ich immer traurig war, wenn eine ging, aber mich auch freute, eine neue kennenzulernen.

Da ich mich ja am Anfang noch nicht so gut verständigen konnte, habe ich meinen Arbeitskollegen hauptsächlich geholfen und ihnen „über die Schulter“ geschaut. Mit der Zeit wurde ich immer sicherer und selbständiger im Projekt, sodass ich nach einiger Zeit gut alleine zurechtkam und auch keine Probleme damit hatte, mal als einzige im Haus mit den Frauen zu sein, wenn die anderen zum Beispiel zu Arztterminen oder Ähnlichem unterwegs waren. Mit der Zeit hatte ich dann auch meine Aufgaben, um die ich mich kümmerte, unter anderem folgende: Ich sorgte immer dafür, dass die Schülerinnen pünktlich zu ihren Klassen gingen; ich schaute, dass sie ihre Zimmer ordentlich hinterließen und ihren Aufgaben im Haus nachgingen; ich half, die Wocheneinkäufe zu erledigen sowie beim Kochen, sofern es nötig war; ich passte auf die Kinder auf, wenn nötig, und begleitete die jungen Frauen zum Arzt, wenn er kam. Ich begleitete die Frauen aber auch auf Ausflüge und half bei Veranstaltungen mit.

Man kann grob sagen, dass ich bei dem mitgeholfen habe, was im Haus angefallen ist, es gab natürlich feste Aufgaben, die ich übernommen habe, wie oben genannt, aber trotzdem war nicht jeder Tag gleich, sodass ich viel Abwechslung hatte. Mal waren die Tage stressiger, mal entspannter. Gearbeitet habe ich in der Regel immer von 9 Uhr morgens bis etwa 14 bis 15 Uhr, an manchen Tagen bin ich aber auch länger, bis etwa 16 oder 17 Uhr, geblieben.

AFS Mexiko und ich

AFS weltwärts Teilnehmerin am Strand bei Puerto Escondido
Strand bei Puerto Escondido

Da ich meinen Freiwilligendienst in Mérida gemacht habe, war mein Hauptansprechpartner das AFS-Komitee Mérida. Ich muss sagen, dass ich mich zum Glück kaum mit Problemen an AFS wenden musste, aber wenn ich doch einmal etwas hatte, wurde mir eigentlich immer relativ schnell geholfen. Die eine oder andere Genehmigung für eine Reise war mal etwas langwieriger und chaotischer, aber am Ende war alles immer noch rechtzeitig fertig und ich hatte das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. Meinen „Peer“ habe ich nicht ganz so oft gesehen, wie wahrscheinlich gedacht, aber das war auch nicht schlimm, wenn wir uns mal gesehen haben, war er immer nett und hilfsbereit.

El espanol mexicano

Trotz einiger länger zurückliegender Spanischkenntnisse ist mir die Kommunikation gerade am Anfang eher schwer gefallen. Ich habe mich zu Anfang ziemlich überfordert gefühlt und wusste gar nicht so richtig, wie ich mich überhaupt verständigen soll. Ich hatte aber wirklich Glück, dass meine Gastgeschwister gutes Englisch sprechen, sodass ich mich zumindest mit ihnen von Anfang an richtig verständigen konnte. Vor allem mit meiner Gastschwester lernte ich viel Vokabeln und sie verbesserte Übungen, die ich machte. Außerdem half mir der Sprachkurs. Ich erinnerte mich so an vieles, was ich schon einmal gelernt hatte, und lernte einiges Neues, und das wurde mit der Zeit immer mehr, sodass ich am Ende einen guten Wortschatz erwerben konnte und auch einiges des für meine Region typischen Slangs gelernt hatte.

Die Mexikaner, ihr „Carino“ und ihre „Ahorita“

AFS Freiwilligendienst:Guanajuato, Mexiko

Wenn man eins über die Mexikaner sagen kann, dann ist es, dass sie wirklich sehr herzliche und hilfsbereite Menschen sind, was einen bei dem eher kalten Miteinander der Deutschen anfangs etwas überrumpeln kann. Zumindest ging es mir so.
Ich wurde von Anfang an herzlich empfangen, sowohl von meiner Familie als auch von meinen Kollegen und den jungen Frauen bei mir auf der Arbeit. Das war super, vor allem auf der Arbeit fühlte ich mich so gut aufgehoben und mir wurde die Angst genommen, zu kommunizieren, denn sie erkannten meinen Versuch an. Ich stellte schnell einige Unterschiede zu meinem gewohnten Umfeld fest, was die Mentalität und die Herangehensweise an bestimmte Dinge betrifft. Und ich muss zugeben, dass ich es am Anfang teilweise etwas herausfordernd fand, damit umzugehen, aufgrund der doch merkbaren Unterschiede. Mit der Zeit lernte ich aber sehr gut damit umzugehen und auch die anderen und ihre Beweggründe und ihr Handeln zu verstehen, sodass mir das am Ende kaum noch Probleme bereitete.

Mit meiner Familie ging es mir ähnlich, auch bei Ihnen hatte ich das Gefühl, herzlich empfangen zu werden, sie versuchten, so gut wie möglich mit mir zu kommunizieren und versuchten, mich einzubinden. Ich muss aber zugeben, dass ich es nicht immer ganz einfach fand in so eine schon lange bestehende Familie „hineinzukommen“. Mit der Zeit fühlte ich mich aber immer wohler und hatte das Gefühl, angekommen zu sein. Trotzdem hatte ich Zeiten, in denen ich mich wohl und auch Zeiten in denen ich mich nicht ganz so wohl gefühlt habe, welches ich aber von Zuhause auch kannte, und was somit für mich nichts Neues, sondern etwas Natürliches war. Denn man hat nun einmal genauso Hoch- wie Tiefpunkte. Eine Sache, vor der ich etwas Angst hatte, war, dass ich wusste, dass ich relativ wenig Privatsphäre haben werde, da ich mir ein Zimmer teilen würde. Die Angst war jedoch vollkommen unbegründet, denn mit meiner Gastschwester verstand ich mich von Anfang an gut und das wurde mit der Zeit immer besser, sodass das Zimmer teilen gar kein Problem war. Auch so verbrachten wir viel Zeit zusammen. Auch die Menschen, die ich außerhalb meiner Arbeit und meiner Familie kennenlernen durfte, waren alle sehr freundlich und herzlich zu mir, und ich bin dankbar für jeden Menschen, den ich kennenlernen konnte. Auch die Freunde, die ich gefunden habe, haben mir eine schöne Zeit beschert, sodass mir der Abschied von meiner neu gewonnen Familie, Freunden und Kollegen wirklich nicht leicht fiel und ich hoffe, sie in der Zukunft wiedersehen zu können.

Woran ich mich glaube ich trotzdem nie so ganz gewöhnen werde, sind die Kosenamen, die man in Mexiko bekommt, und die Unpünktlichkeit bzw. Gemütlichkeit. Sehr schnell wird man mit Namen wie „mi amor“ (Meine Liebe(r)), „mi cielo“ (Mein Himmel, wörtlich übersetzt, wird aber als Kosenamen verwendet) oder „mi reyna“ (Meine Königin) angesprochen, was in Mexiko ganz normal ist, mir auch manchmal doch etwas zu viel war.

Generell war mir die Herzlichkeit manchmal etwas zu viel, was glaube ich unter anderen mit der in Deutschland viel vorherrschenden Kälte zu tun hat. Ich würde aber sagen, dass ich in dem Jahr gelernt habe, besser damit umzugehen, und auch selbst etwas herzlicher geworden bin. Und die Unpünktlichkeit, die in Mexiko gang und gäbe ist, war für mich am Anfang sehr ungewohnt. Dass es normal ist, erst eine Stunde später zu einer Feier zu kommen, ohne Fahrplan Bus zu fahren und generell nie so ganz zu wissen, wann eine Person nun wirklich da ist, oder wann man losgeht. Aber auch daran habe ich mich mit der Zeit gewöhnt. Ich habe gelernt, dass das Wort „Ahorita“ (das bedeutet so viel wie „jetzt gleich“, kann aber auch in 3 Stunden, morgen oder heute Abend bedeuten) sehr dehnbar ist und glaube sogar, dass ich auch ein bisschen von der mexikanischen Gemütlichkeit mitgenommen habe.

Al final

AFS Freiwilligendienst: Cascada de Tamul, Mexiko

Abschließend kann ich für mich sagen, dass ich in diesem Jahr sehr viel lernen durfte und mir auch sehr viel bewusst geworden ist. Ich habe viele unterschiedliche und neue Meinungen sowie Ansichten über diverse Themen gewonnen, habe gelernt, mich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Außerdem durfte ich ganz viele tolle Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Kreisen kennenlernen, habe viel über ihr Leben und ihre Lebensweise gelernt und auch angefangen, meine eigene Lebensweise und mein Handeln zu hinterfragen. Außerdem habe ich damit begonnen, mich mehr damit auseinanderzusetzen.

Zudem durfte ich sehen und erfahren, dass dieses Jahr nicht nur mich verändert hat, sondern dass auch ich in diesem Jahr den einen oder anderen Menschen auf je unterschiedliche Weise verändert habe, oder ihm/ihr irgendetwas mitgeben konnte. Ich hoffe, dass diese Veränderungen nachhaltig sein werden, und dass ich meine Erfahrungen und Erlebnisse weitergeben und andere zum Nachdenken bringen kann. Aus diesem Grund möchte ich mich auch weiterhin in dem Bereich engagieren und andere in gewisser Weise bei ihren Freiwilligendiensten begleiten. Alles in allem bin ich sehr dankbar, dass mir dieser Freiwilligendienst ermöglicht wurde und ich so viele tolle neue Menschen und Orte kennenlernen durfte.

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