Matthew, USA, 2009/10

Die zweite Hälfte meines Jahres in Deutschland ist richtig toll gewesen. Ich habe immer mehr über die deutsche Kultur, beziehungsweise der Politik erfahren. Leider ist meine Abgeordnete […] mit mir nicht in Verbindung getreten. Trotzdem habe ich viel über die deutsche Politik gelernt und auch gesehen, große dank AFS und unsere Programm in der Hauptstadt Berlin. Mit AFS sind wir ins Bundestag gewesen und haben gesehen, wie die Regierung täglich funktioniert. Genau wie die Politik in Amerika kämpfen die Parteien miteinander über aller möglichen Dinge. Besonders beeindruckend war die Gelegenheit Karl-Theodor zu Guttenberg, der Bundesverteidigungsminister im Kabinett Merkel II, beim sprechen zu hören. Nach unserer Tour des Bundestages haben alle PPPler ein gemeinsames Treffen mit verschiedenen Abgeordneten der deutschen Regierung, sowie dem amerikanischen Botschafter, Philip Murphy gehabt. Es war interessant zu hören, warum die Deutschen dieses Programm so wichtig finden. Direkt danach sind wir zum amerikanischen Botschaft gegangen, was nicht direkt zu der deutschen Politik passt, war aber auch trotzdem sehr schön. Außer die Gelegenheiten mit AFS hatte ich auch glücklicherweise noch mehr Chancen mit meiner Klasse auf das Klassenreise nach Berlin die deutsche Politik zu erfahren. […]

Im Großen habe ich viel erfahren, und meine Meinung und mein Bild von Deutschland haben sich viel geändert. Bevor ich gekommen bin, habe ich mich Deutschland als ein fremdes Land mit fremdem Leute gesehen – wie würde ich mit diesen Leuten klar kommen? Ich hab mir Deutschland als das Land von Bier, Bratwurst, Autos und Wirtschaft vorgestellt. Das alles stimmt, natürlich, aber es gibt viel, viel mehr. Nicht jeder Deutscher trinkt Bier, isst Fleisch oder fährt ein Mercedes-Benz. Stereotypen kommen durch ein Kern der Wahrheit zu Stande, aber sie stimmen überall auf jeden Fall nicht. Vielleicht trinken sie mehr Bier (und mit einem jüngeren Alter!) als wir, aber sie sind trotzdem nur Menschen, genau wie wir. Sie sind alle einzigartig, mit ihren einzigen Hobbies und Persönlichkeiten. Meine deutschen Freunde sind genau wie meine amerikanischen Freunde, insoweit dass sie spielen gern Sport und Videospiele […], gucken gern Sport, und gehen am Wochenende feiern mit Freunden. Es ist auch so mit meiner Familie. Sie sind auch wie amerikanischen Familien […]. Durch dieses Jahr habe ich ständig erlebt, dass es gibt kein „wir“ und „sie“. Es gibt nur Menschen, die großen Teil die gleiche Wünschen, Befürchtungen und Gefühle haben. Die Deutschen sind nicht mehr ein abgeschlossenes Land von Leuten, die anders reden und viel Bier trinken. Sie sind jetzt zu Nachbarn, Freunden und sogar Familie gewechselt. Ich kenne jetzt Deutschland – und dadurch kenne ich mehr über die Welt und mein Platz darin.

Meine Rückkehr wird bittersüß

Meine Rückreise nach Amerika wird ganz schön schwierig sein, weil es ein komplettes Durcheinander von Gefühlen sein wird. In einem Wort wird es bittersüß sein. Ich werde am meisten meine tolle deutsche Familie vermissen – ich mag es, Geschwister zu haben (zu Hause bin ich Einzelkind) und meine Eltern haben mich völlig zu vollem Familiemitglied fühlen gebracht. Auch werde ich meine deutschen Freunde vermissen. Ich bin ständig dankbar, dass sie mich so schnell und komplett aufgenommen haben. Ich weiß, dass sie mich wirklich mögen, und wir unternehmen jedes Wochenende irgendetwas. Auch werde ich meine Stadt, Wiesbaden, sehr viel vermissen. Die Stadt ist schnell zu meinem zweites Heimat geworden, und ich mag es sogar mehr als meine Heimstadt in Amerika. Ich komme aus einer Kleinstadt mit circa fünfzehntausend Leuten. In Wiesbaden ist immer etwas los, aber die Stadt ist auch klein genug, dass ich innerhalb 10 Minuten in der Stadtmitte sein kann. Es gibt Parks, Bars, Einkaufszentren und Clubs, was alles mir gefällt. Also, das alles zurückzulassen ist „bitter“, aber die Rückreise hat auch natürlich seine „süß“ Seite. Am meisten freue ich mich alle meine Freunde wieder zu sehen. Ich hab mit meinem Eltern mehrmals geschrieben und ge-skype-t, aber mit meinen Freunde habe ich ganz wenig Kontakt gehabt. Ich kann kaum warten, bis wir alle wieder zusammen sind, und können essen gehen oder ins Kino ein Film schauen. […] Und auch wenn es ein bisschen peinlich ist, muss ich zugeben, dass ich das amerikanische Essen ziemlich vermisst habe. […]

Auf den Heimflug muss ich mich zwingen, nur an den „süßen“ Dingen zu denken. Sonst wird es viel, viel zu schwer meine deutsche Heimat ohne Tränen zu verlassen. Großer Trost ist aber, dass ich weiß dass ich immer zurückkommen kann, und dass meine deutsche Familie mich besuchen wird! Ein Jahr ist eine ziemlich lange Zeit, eben wenn ich im Moment nicht glauben kann, dass ich so bald zurück fliegen muss. Ich habe zahllose Erfahrungen gemacht; ich könnte nicht innerhalb ein Paar Minuten mein Jahr ausdrücken. Leute, die selbst ein Austauschjahr nie erlebt haben, werden nie richtig verstehen können, was wir alle gemacht haben. Aber falls ich gezwungen wären wird, würde ich von zwei Erlebnissen erzählen, die mir sehr viel bedeutet haben.

Weihnachten

Das erste war Weihnachten (oder Heiligenabend). Nach dem Gottesdienst bin ich mit meiner Familie zurück nach Hause gekommen, um auf das Christkind zu warten. Die Stimmung war sehr froh – typisch Weihnachten. Nach einer Weile, ist das Christkind gekommen – wir haben nur das Licht eines Kerzens durch einen Vorhang gesehen. Als das Licht ausgelöscht wurde, hat Mama uns alle erlaubt, endlich rein zu gehen. Wir vier Kinder haben uns auf unsere Geschenke fallenlassen, und alles war Chaos für zwei Minuten. Dannach hatte ich eine schöne Wintermantel, eine kleine Kiste Schokolade und mehrere Bücher. Ich war tief berührt, dass meine deutschen Eltern mir so viel zu Weihnachten geschenkt haben. Es lag nicht an die Sache, sondern dass sie die Mühe gegeben haben, die zu kaufen und umhüllen – genau das, was sie für ihre eigene Kinder gemacht hatten. Wir haben die Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet, und saßen ganz gemütlich da. Ich fühlte mich zum volles Familiemitglied in meiner (seit eine Monat) neuen Familie, und mehr, ich fühlte mich geliebt.

Mein zweites Erlebnis kam erst gestern, als ich zurück von Berlin gekommen bin. Denn ich habe selbst keine Geschwister, frage ich mich manchmal ob meine deutschen Geschwister mich mögen, denn wir streiten manchmal. Ich wurde von dem Bahnhof von meiner Mama und einer Schwester abgeholt. Ich konnte sehen, dass sie froh waren, mich zu sehen, so wie ich die auch froh zu sehen war. Meine Schwester hat mich von ihre Geburtstag erzählt, und andere lustige Dinge, die ich verpasst habe. Sie hat mich eben nach Vorne sitzen lassen, ohne dass ich fragen musste oder irgendeine Streit. Als wir nach Hause gekommen sind, wartete mein Papa da, mich auch zu begrüßen. Meine andere Schwester war beim Lesen, hat aber breit gelächelt, als ich zu ihr gekommen bin. Sie haben mit mir gesessen, als ich mein spätes Abendessen gegessen habe, und wir haben geredet und gelacht. Es war so ein tolles Gefühl, genau wie die von Weihnachten. Ich wusste, dass sie mich liebten und mich vermisst haben. Es wird am schwierigsten sein, meine deutsche Familie hier in Deutschland zurückzulassen, wenn ich in kurzen Zeit Heim fliege. Für mich bedeuten diese Erfahrungen, dass mein Jahr in Deutschland erfolgreich war. Ich habe in einer anderen Kultur und Familie eingelebt, und mich in meiner zweiten Sprache zurechtgekommen. Ich weiß, dass dieses Jahr einer das wichtigstes meiner Leben ist / sein wird. Ich habe als Mensch gewachsen, und gelernt, mir selbst zu vertrauen und auf mich angewiesen zu sein. Dafür bin ich äußerst dankbar. […]

Matthew aus den USA, 2009/10

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