Lieza, Austauschschülerin in Lettland 2020/21:

In den Stories auf Liezas Instagramkanal sieht man schneebedeckte Tannenwälder, Blicke auf Altbaufassaden und sehr viel wunderschöne Natur. Die 16-jährige Schülerin ist für ihr Austauschjahr mit AFS nach Lettland gegangen – trotz Corona. Seit August dieses Jahres lebt sie nun dort in ihrer Gastfamilie und besucht (derzeit virtuell) die lettische Schule. Die Corona-Pandemie, sagt Lieza, hat sie nicht einen Moment zögern lassen, ihr Auslandsjahr zu verschieben und sie bereut ihre Entscheidung keinen Moment. Wie Liezas Alltag in Lettland zu Corona-Zeiten aussieht, welche Einschränkungen sie im Freizeit- und Schulleben hat und warum man in ihren Augen allen Umständen zum Trotz jetzt grade ein Auslandsjahr planen sollte, erzählt sie uns im Interview.

Fiel dir die Entscheidung schwer, trotz der Corona-Pandemie ins Ausland zu gehen?

Nein. Ich habe eigentlich kaum eine Sekunde darüber nachgedacht, mein Auslandsjahr zu verschieben. Allein schon aus dem Grund, dass ich von der Schule wegen einen Auslandsaufenthalt nicht mehr verschieben konnte – denn die nächsten Jahre auf meiner deutschen Schule sind abiturrelevant. Allerdings hatte ich überlegt, eventuell ein anderes Land zu wählen. Im Nachhinein bin ich jedoch froh, dass ich mich für Lettland entschieden habe!

Wie hast du dir dein Auslandsjahr unter diesen besonderen Umständen vorgestellt? Welche Erwartungen hattest du?

Ich habe anfänglich ehrlich gesagt geglaubt, das Virus sei bis zu meiner Ausreise schon wieder verschwunden. Als meine Ausreise dann vor der Tür stand, hatte ich schon ein wenig Angst, da in Lettland viel weniger Menschen leben und es allgemein ein kleineres Land ist, man sich also schneller anstecken könnte. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, überall eine Maske zu tragen und Abstand zu halten. Ansonsten dachte ich, dass der Rest normal sein würde.

Wie war dein erstes Treffen mit deiner Gastfamilie?

Bei dem ersten Treffen mit den Gastfamilien lief fast alles so ab, wie es sonst immer abläuft. Der einzige Unterschied dieses Jahr war, dass die Familien nicht IM Flughafen, sondern draußen gewartet haben. Das fand aber keiner von den anreisenden Schülerinnen und Schüler weiter schlimm, denn eigentlich ist es doch egal, an welchem Ort man von seiner Familie in Empfang genommen wird. Außerdem gab es an dem Tag sehr schönes Wetter!

Wie geht deine Gastfamilie mit Corona um? Gibt es strengere Regeln oder andere Einschränkungen?

Meine Gastfamilie ist sehr gelassen, was das Thema angeht. Ich habe keine Einschränkungen durch Corona und kann nach wie vor meine Freunde treffen, in die Stadt fahren oder Freunde zu uns nach Hause einladen.Meine Gasteltern sagen: „Nutz deine Freizeit so lange es geht, bevor alles wieder verboten wird!“

Wie sieht momentan dein Schulalltag aus? Hat Corona daran viel verändert?

Ja, leider. Momentan haben in Lettland die Klassen 7 bis 12 Unterricht von Zuhause und davon ist leider auch meine Klassenstufe betroffen. Wir haben täglich um 8:30 Uhr Zoom Calls, die Länge variiert von Tag zu Tag. Da ich natürlich noch nicht alles in der Sprache verstehe, fällt mir der Einzelunterricht auch viel schwerer – da ich oft nicht verstehe, was meine Aufgabe ist. Mir ist auch aufgefallen, dass sich der Notendurchschnitt der gesamten Klasse innerhalb von zwei Wochen erheblich verschlechtert hat, da man durch die Arbeit von Zuhause unproduktiver wird.

Wie ist der Kontakt zu deinen Mitschülern und Lehrern? Hast du das Gefühl, es kommt weniger sozialer Kontakt zustande?

Ja, das auf jeden Fall, zu meinen Mitschülerinnen und Mitschülern besteht nicht ein einziger Bezug. Ich habe nur mit einer Freundin etwas Kontakt, dieser hält sich aber auch in Grenzen. Mit Lehrern setze ich mich auch nur dann in Verbindung, wenn ich oder sie Fragen haben. Ansonsten fühle ich mich von dem Schulleben abgeschottet.

Merkst du in deinem Alltag, dass du wegen Corona etwas nicht machen kannst?

Ich merke eigentlich nur, dass ich meinen Hobbys nicht mehr nachgehen kann, da das Ausüben von Sportarten in Innenräumen im Moment verboten ist. Mir fehlt das Tanzen und Bogenschießen zwar sehr, doch ich habe dadurch auch mehr Zeit für andere Dinge und ganz besonders mehr Zeit mit meiner Gastfamilie.

„Denkt nicht an das, was ihr durch Corona in eurem Auslandsjahr vielleicht nicht machen könnt, sondern an das, was ihr alles verpasst wenn ihr erst gar nicht geht. Denkt an die Menschen, die eure besten Freunde werden könnten, die ihr aber niemals treffen werdet, wenn ihr euch nicht dafür entscheidet.“

 


Was würdest du den Leuten auf den Weg geben, die jetzt überlegen, ob sie in der aktuellen Situation ein Austauschjahr machen sollen?

Ich kann einfach nur sagen, MACHT ES! Ja, es wird am Anfang etwas schwer sein, aber das Auslandsjahr in diesen besonderen Zeiten wird euer Leben genauso bereichern, wie das von anderen Austauschschülerinnen und -schülern vor Corona. Außerdem wisst ihr nie, ob das vielleicht eure letzte Chance auf ein Auslandsjahr sein wird – und es gibt wirklich nichts Schlimmeres, als in ein paar Jahren sagen zu müssen: „Was wäre wenn?“.

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