Moritz, 2023, weltwärts, Costa Rica
Meinen einjährigen Freiwilligendienst in einen Bericht zu fassen ist gar nicht mal so einfach, die vielen Erlebnisse kurz zu erläutern. Dieser Bericht wird mir auch dienen, die Etappen nochmal zu durchleben und zu reflektieren. Allen anderen wünsche ich viel Spaß bei diesem Einblick in meinen Freiwilligendienst.
Die Ankunft…
Als wir Freiwilligen, nach einer langen Reise, in Alajuela, Costa Rica, gelandet waren, wurden wir von AFS (American Field Service) abgeholt und zu dem Landesbüro in San Jose (Hauptstadt) gebracht. Auf die Arbeit von AFS werde ich im Folgenden noch genauer eingehen. Nach dem ersten Seminar (im Office) wurden wir zu temporären Gastfamilien gebracht, um an dem Sprachkurs in Cartago teilzunehmen, dieser fand an dem TEC statt eine Costa-Ricanische Universität. Tobi (Freiwilliger) und ich wohnten für diese Zeit bei Rosa und ihrer Familie. Mit ihnen konnten wir unser frisch erworbenes Wissen anwenden, sei es nach dem Weg zum TEC zu fragen oder ob Tobi gerne mehr Früchte zum Frühstück haben wollte, musste jetzt auf Spanisch funktionieren. Rosa war sehr geduldig und half uns viel bei Hausaufgaben und Problemen die zwangsläufig in einem neuen Umfeld entstehen. In diesen zwei Wochen lernte ich die leckersten Früchte kennen, aß die traditionelle Küche und akklimatisierte ich mich.
Meine Gastfamilie in Liberia…
Meine Gastfamilie und ich lernten uns im Februar kennen, nachdem die zwei Wochen Sprachschule vorüber waren und ich in die Stadt zog, in der ich für das restliche Jahr lebte, Liberia. Sie liegt im Nord-Westen des Landes und ist die Hauptstadt der Provinz Guanacaste. Meine Gastfamilie besitzt ein kleines Haus am Rande der Stadt. Im Erdgeschoss wohnt die Großmutter mit einem ihrer Neffen und in einem abgetrennten Bereich wohnt mein Gastbruder Andreas, der Informatik studiert. Im ersten Stock lebt meine Gastmutter Sheiris und mein Gastvater William sowie meine Gastschwester Sofia. Hier habe ich auch mein kleines Zimmer mit Bad. Ich wurde so herzlich begrüßt wie ich auch verabschiedet wurde. Ich wurde mit viel Zuneigung in die Familie aufgenommen und die Verbindung wurde über dieses Jahr nur fester. Guanacaste gehörte vor 200 Jahren zu Nicaragua, daher lerne ich Costa Rica von einer anderen Seite kennen und, wenn ich mich mit anderen Freiwilligen austauschte, fiel uns auf, dass es von Tradition über Sprache bis zum Essen doch noch viele Unterschiede gibt. Ich bleibe auch gerne beim Essen. Meine Gastmutter hat mich über das Jahr mit den leckersten traditionellen Gerichten bekocht. Meine Gastmutter ist bereits pensioniert und kümmert sich um ihre Mutter und um meine Gastschwester. Mein Gastvater ist viel im Land unterwegs, da er auf verschiedenen Baustellen arbeitet.
Ich arbeitete viel in meinen Projekten, daher kam es nur selten zu gemeinsamen Ausflügen, jedoch waren diese besonders schön. Einer dieser Ausflüge führte uns zu einem Haus (Finca) in Turrialba, welches meiner Gastfamilie gehört. Diese wenigen Tage in den Bergen, weit weg von der Zivilisation mit einem wunderschönen Blick auf einen Nationalpark waren unbeschreiblich. Dort zeige mein Gastvater mir einen Wasserfall den wir nach einer langen Wanderung erreichten. Das Wasser war eiskalt und die Erfrischung war, nach Stunden in der costa-ricanischen Sonne, ein Muss.
Meine Arbeitsplätze…
Um die verschiedenen Einsatzstellen meines Projektes gut verstehen zu können, werde ich sie chronologisch erzählen. Ab Mitte Februar begann ich meine Arbeite bei den Wald-Feuerwehrleuten (Bomberos Forestales). In Costa Rica (Guanacaste) beginnt die Trockenzeit ab Dezember und endet im Juni, somit kam ich zur richtigen Zeit, um bei den Waldbränden zu helfen. Der Nationalpark Guanacaste besteht aus einzelnen kleinen und größeren Wäldern/Parks die zusammen den ACG (Área de Conservación Guanacaste) bilden. Einer dieser Wälder ist ein Trockenwald, in dem wir als Feuerwehrleute häufiger unterwegs waren als in den anderen. Bei diesem Wald sind Waldbrände keine natürlich vorkommenden Anzeichen eines gesunden Waldes wie zum Beispiel in Teilen Nordamerikas, sondern eine Gefahr für große Teile Guanacastes.
Ein typischer Arbeitstag beginnt morgens um 5:30 Uhr. Ich stehe auf packe meinen Rucksack mit wichtigen Ausrüstungsgegenständen: Schutzbrille, Handschuhe, Schutzuniform, min. 5l Wasser, feste Schuhe, Kopflampe, Helm und eine Machete. Ich frühstücke und nehme den öffentlichen Bus zum Nationalpark (an manchen Tagen fährt auch ein kleiner Bus alle Angestellten in den Park). Im Nationalpark angekommen, bespreche ich mich kurz mit den anderen Feuerwehrleuten. Dies sind häufig auch junge Costa-Ricaner, die dort freiwillig arbeiten. Nach einem morgendlichen Kaffee und der Wartung der Geräte und Fahrzeuge, fahren mehrere Patrouillen los, um im Falle eines Waldbrandes das Feuer so schnell wie möglich zu lokalisieren und zu löschen. In den Monaten Februar bis Juni, gab es wöchentliche Einsätze.
Wie haben wir das Feuer gelöscht?
Nachdem wir bei dem Feuer angekommen sind, ist herauszufinden welche Methode für die Brandbekämpfung geeignet ist. Wenn sich das Feuer nah an einer für uns befahrbaren Straße befindet oder mit den Geländefahrzeugen erreichbar ist, versuchen wir den Brand mit Wasser zu löschen. Eine Situation die jedoch häufiger auftritt ist, wenn das Feuer abgeschiedener im Nationalpark ausbricht, dann macht man sich zu Fuß auf den Weg, um das Feuer anders unter Kontrolle zu bringen: Es wird eine Schneise am Rande des Feuers mit einer Machete geschlagen. Die Breite der Schneise variiert entsprechend des Feuervolumens, von ein bis zu drei Metern. Dahinter folgend werden Äste, Blätter, jegliche Vegetation, mit einem Laubbläser zur Seite geschafft. Wenn sich das Feuer trotz der Schneise einen Weg bahnt, muss eine neue gelegt werden. Sobald das Feuer umrundet wurde, wird gewartet bis es ausgebrannt ist. Es wird auch mit Gegenfeuer gearbeitet, um den Prozess zu beschleunigen. Dieser letzte Schritt kann auch mehrere Tage andauern. Unter der Voraussetzung, dass das Feuer nicht mehr brennt, wird die Brandfläche abgelaufen und es werden Glutnester zerstört. Die abgebrannte Fläche wird mit GPS-Geräten abgelaufen, um die Größe der Zerstörung zu dokumentieren.
Zu Mittag gegessen wird in der Kantine auf der Station in Pocosol oder wenn man sich gerade im Einsatz befindet, direkt im Wald.
In machen Wochen habe ich dem Hausmeister Brian auf dem Hof geholfen. Wir haben: Unterkünfte für die Mitarbeiter gebaut, wenn sie auf der Arbeit übernachten müssen, verschiedene Reparaturen erledigt, Wassertanks gesäubert, gestrichen, aufgeräumt, Schilder für den Nationalpark gebaut u.v.m…
Im März habe ich 10 Tage mit Ronald, einem ACG-Mitarbeiter, auf der Insel San Jose verbracht. Diese Insel gehört zur Inselgruppe Murciélago (dt. Fledermaus) und liegt an der Küste des Nationalparks, sie ist Teil des Naturschutzes Marina. Wir sind mit einem kleinen Schnellboot auf die Insel gelangt und haben uns erst einmal um die Einrichtung der Ranger-Station gekümmert, den Brunnen repariert und Lebensmittel für die Woche eingelagert. Die Arbeit auf der Insel besteht hauptsächlich aus zwei Beschäftigungen:
Morgens werden die Schildkröten gezählt, die in der Nacht am Stand Eier gelegt haben. Dafür stehen wir früh auf und zählen die Linien, die die Schildkröten beim Robben über den Sand hinterlassen haben. Der Strand wird dafür in Abschnitte eingeteilt, damit man in der Brutzeit etwa weiß, wo sich die Nester befinden. Da die Inselgruppe schon seit 1970 geschützt wird, ist es nicht erstaunlich, dass viele Schildkröten hier Eier legen und schlüpfen, da jede Schildkröte nur an ihrem Geburtsstrand Eier legt. Am Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr so direkt scheint, schlüpfen häufiger auch die Baby-Schildkröten. Jetzt beginnt ein Kampf ums Überleben. Wir als Park-Ranger können sie nur bis zum Wasser begleiten und sie somit vor den Klauen der Greifvögel beschützen, jedoch im Wasser angelangt endet der Überlebenskampf nicht, da die Schildkröten für viele Raubfische eine leichte Beute sind. Von etwa 1000 gelegten Schildkröten Eiern, wird nur eine das Erwachsenenalter erreichen. Wo hingegen es mit menschlicher Hilfe bis zu drei schaffen.
Die andere Beschäftigung besteht darin die Flora und Fauna der Inselgruppe durch menschliche Zerstörung und Plünderung zu beschützen. Dazu gehören unter anderem, illegale Fischerei, unachtsame Taucher in den Korallenriffen und die Lichtverschmutzung die zur Irritation der eierlegenden Schildkröten führt.
Die Arbeit mit Ronald auf der Insel hat mir gut gefallen, er hat mir costa-ricanische Gerichte gekocht und mir erklärt wie ich sie selber zubereiten kann. Er war auch ein begeisterter Bundesliga-Fan und wir konnten zusammen Fußball schauen. Zudem konnte ich meine Freizeit dazu nutzen, in den Korallen zu schnorcheln und die buntesten Fische zu sehen, dazu zählten auch Haie und Rochen. Auch die kleinen Baby-Schildkröten schlüpfen zu sehen, hat mich jeden Tag aufs Neue begeistert.
Am 15. Juni war es dann soweit, die Arbeit mit den Feuerwehrleuten war vorerst zu Ende. Die Regenzeit war gekommen und somit war ich nicht mehr so hilfreich, auch die costa-ricanischen Freiwilligen aus den Nachbarstädten wurden nicht mehr gebraucht. Ich bekam einen neuen Arbeitsplatz im Rincón de la Vieja. Einem Nationalpark der am Hang des gleichnamigen aktiven Vulkanes liegt. An die Umstellung von der Arbeit mit der Feuerwehr zu der des Nationalparks war groß. Hier drehte sich alles um die Touristen und deren Wohlergehen. Der Park besteht aus zwei Sektoren, der Haupteingang liegt im Sektor Pailas (dt. Becken, Schale) in welchem ich arbeitete, der andere Eingang liegt im Sektor Santa Maria. Die Hauptattraktionen im Park sind Wasserfälle, die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt als auch die Vulkanaktivitäten, die man von nah aus begutachten kann. Diese sind große Schlammlöcher aus denen heißer Wasserdampf entsteigt.
Mein Arbeitsalltag beginnt mit der Fahrt von Liberia in den Nationalpark, mein Chef holt mich am Anfang der 10-tägigen Schicht ab und wir fahren zusammen hoch. Diese 10 Tage lebe und arbeite ich in dem Park. Ich wohne mit meinen Kollegen direkt neben dem Eingangsgebäude in einer kleinen Hütte. Morgens wechseln wir uns mit der Zubereitung des Frühstücks ab, machen uns fertig und gehen rüber zum Eingangsgebäude. Dort muss alles vorbereitet werden, bevor die Touristen ankommen. Es wird Kaffee gemacht, wie es in Costa-Rica üblich ist und auf die ersten Ankömmlinge gewartet. Da ich unter meinen Kollegen der Einzige war der deutsch und englisch sprach, wurde ich direkt eingesetzt, um die Wege, Plätze und Geheimtipps den Touristen näher zu bringen auch wo sich häufig Tapire und andere spannende Tiere aufhalten. Am Nachmittag begannen wir den Park frei von Touristen zu bekommen und für den nächsten Tag startklar zu machen. Lange Wege die nicht mehr vor Sonnenuntergang beendet hätten werden können schlossen wir und empfahlen andere kürzere Strecken. Ein kurzer Blick auf den Parkplatz, zeigte uns, ob noch Besucher unterwegs waren und wenn es allzu spät wurde, machten wir uns auf den Weg diese zu suchen (das kam glücklicherweise sehr selten vor). Gegen 16:00 Uhr war mein Arbeitstag vollbracht und ich erledigte Alltägliches. Als Abschluss des Tages lief ich gerne den kleinsten und auch schönsten unserer Rundwege ab. Montags war der Park geschlossen und wir kümmerten uns nur um die Parkpflege. Es mussten die Wege von Pflanzen und umgefallenen Bäumen freigehalten werden. Die Lobby und die Toiletten mussten regelmäßig grundgereinigt werden. Für die Tiere dient der Tag auch zur Beruhigung von den Besucherströmen. Wenn alles erledigt war, konnte ich den Montag nutzen um selbst den Park kennen zu lernen. Ich wanderte zu jedem Wasserfall und genoss die Erfrischung in Einsamkeit. An einem solcher Tage, ich war unterwegs mit einem costa-ricanischen Schüler welcher dort im Park sein Praktikum absolvierte, machten wir einen glücklichen Fund. Wir spazierten durch den Wald schauten uns Schlangen, Affen und Tapire an als wir wie angewurzelt stehen blieben. Neben uns, nur wenige Meter neben dem Wanderweg, saß ein Puma. Erst Stunden später begriffen wir die Situation vollständig. Wir waren überglücklich so ein wunderschönes Tier in der Wildnis gefunden zu haben und liefen schnell zurück zu unserer Unterkunft, um bessere Kameras und unsere Kollegen zu holen. Zu unserem Erstaunen kamen wir zurück und der Puma hatte sich nur wenige Meter weiterbewegt und so lagen wir dort und bestaunten ihn bis die Dunkelheit es uns erschwerte.
Am 29.09 war es dann wieder Zeit für einen Tapetenwechsel. Meine Chefin Maria Louisa erzählte mir von einem privat betriebenen Biologieprojekt in dem Nationalpark Santa Rosa. Das Projekt liegt direkt am Strand Nancite und kümmerte sich hauptsächlich um die Dokumentation von Jaguaren und Schildkröten. Und so plante ich ein, fünf Tage dort zu arbeiten und zu leben. Aus dieser Zeit wurden 17 abenteuerliche Tage. Alleine bei der Anfahrt blieben wir häufiger in den Schlammstraßen des Nationalparks stecken und mussten uns mit Motorsäge und Machete einen Weg bahnen. Auf die letzten drei Kilometer half uns das Auto nicht mehr weiter und wir luden all unsere Vorräte und Equipment auf Lastenkraxen und trugen sie über einen kleinen Berg bis zum Strand wo die Station lag. Wir lebten vorerst zu dritt dort, Pablo ein Costa-Ricaner, welcher als Arbeiter sich um alles kümmerte und dem ich hauptsächlich half und ein US-Amerikaner namens Brian, welcher mit seiner Produktionsfirma an diesem Strand für National Geographic filmte. Zu dieser Gruppe stießen mit der Zeit Guides, ein anderer Fotograf/Videograf und ein Feuerwehrmann der die Stromzufuhr durch neue Solarplatten einrichtete.
Unser tägliches Geschäft bestand darin, die Kamerafallen für die Jaguare auszuwerten und neu einzusetzen und die Wege von Vegetation freizuhalten. Nach Einbruch der Nacht und einer guten Siesta machten wir uns fertig für die Nachtaufnahmen der Jaguare am Stand von Nancite. Wichtig war, es genug Trinken, Essen und viel Mücken spray mitzunehmen, da wir häufig von 7 Uhr am Abend bis um 3 Uhr am Morgen hinter der Kamera auf die Jaguare warteten. An diesem Stand kann man ein seltenes Naturereignis beobachten, da die Schildkröten ihre Eier an Land legen müssen sind sie eine einfache Beute für die Jaguare. Als Tier des Meeres sind die Schildkröten an Land träge und auf der weiten Fläche des Strandes werden sie schnell von den Jaguaren getötet und gefressen. Diese intensiven Minuten hinter der Kamera oder mit dem Fernglas werde ich nicht vergessen. Andere Nächte haben wir genutzt, um die brütenden Schildkröten zu filmen.
Ein Hindernis, welches sich durch meinen ganzen Freiwilligendienst gezogen hat, war mein Kreuzbandriss, als ich im März nur wenige Wochen nach meiner Ankunft mit meinem Gastbruder Fußball spielte und nach dem Ball hechtete, hörten alle auf dem Platz einen lauten Knall, ich wurde ausgewechselt und hatte Schmerzen, die sich jedoch nach wenigen Minuten erleichterten. Was mir den falschen Schluss brachte ich hätte mir „nur“ etwas gezehrt. Der Weg nach Hause war auch nicht allzu schwierig und ich dachte mir nicht viel dabei. Als ich dann einen Orthopäden aufsuchte, diagnostizierte er mir einen Kreuzbandriss und schickte mich direkt zum MRT, welches mir dann die Bestätigung brachte. Im Verlauf der nächsten Wochen machte ich mir viele Gedanken über einen Projektabbruch oder zumindest eine Pause, in der ich nach Deutschland fliege und mich operieren lasse. Doch ich merkte schnell, dass ich mit Vorsicht und Training, viele meiner Aufgaben im Projekt bewältigen konnte. Ein anderes etwas kleineres Hindernis ergab sich nach der körperlichen Arbeit am Strand von Nancite, durch das Tragen von schwerem Equipment, Batterien und Solarplatten für unsere Station. Ich erlitt Rückenprobleme, die ich auch erst in Deutschland behandeln ließ.
Mein letzter Arbeitsplatz und damit auch die letzten Wochen in Costa Rica, verbrachte ich an dem Nachbarstrand von Playa Nancite, namens Playa Naranjo. Dort arbeitete ich mit einer Freiwilligen aus Spanien zusammen und unsere Aufgabe war es, nächtliche Rundgänge am Strand zu absolvieren. Wir zählten die ankommenden Schildkröten, je nach Art und Seltenheit beschützten wir sie vor den Jaguaren, bis sie wieder den sicheren Ozean erreicht hatten. Manchmal war es erforderlich die Brut zu verlegen, wenn sie zu dicht am Wasser angelegt worden war. Wir gruben in solchen Fällen die Eier wieder aus (50-80 Stück) und verlegten sie zu einem Ort, an dem das Salzwasser der Flut die Brut nicht zerstören konnte. Auch hier markierten wir die neuen Stellen, um in der Zeit des Schlüpfens, die Tiere vor Raubtieren beschützen zu können.
Betreuung im Gastland…
AFS Costa Rica hat mich das ganze Jahr begleitet. Wir hatten in dem Jahr vier Seminare durch AFS Costa Rica, es begann mit dem Ankunftsseminar, welches uns die ersten Eindrücke in die Kultur vermitteln sollte. Dazu lernten wir Verhaltensregeln und AFS-Regeln die wir nicht brechen durften, da sonst der Abbruch des Freiwilligendienstes drohte. Als wir ankamen, wurde uns ein Vertrag vorgelegt, den wir unterzeichnen mussten, um diesen Freiwilligendienst in Costa Rica durchführen zu können. Wir wurden somit vor einen Vertag gesetzt, den wir nie zuvor gesehen hatten und der uns auch nicht von AFS Deutschland vorher bereitgestellt wurde. Die Wahl lag also bei uns, einen Tag nach Ankunft wieder zurückzufliegen oder diesen Vertrag zu unterschreiben
Das zweite Seminar, Post Arrival Seminar, fand sechs Wochen nach der Ankunft in Costa Rica statt. Dort ging es über das Einleben im Gastland und der Gastfamilie. Über das Midstay und End of Stay Seminar ist nicht viel zu berichten, der Austausch mit den Freiwilligen war sehr hilfreich und wir nutzen diese Seminare als kleinen Urlaub. Es war vorgesehen, dass jeder Freiwillige eine Kontaktperson in seiner jeweiligen Stadt hat. Das hat bei mir nicht ganz funktioniert und ich hatte nur wenige Monate eine Kontaktperson an die ich mich wenden konnte.
Zu Beginn des Jahres war die Kommunikation für mich eine Herausforderung, da ich kaum Spanischkenntnisse besaß. Weder meine Gastfamilie noch die meisten meiner Kollegen sprachen Englisch, was bedeutete, dass ich mich komplett auf Spanisch verlassen musste. Es war eine steile Lernkurve, aber im Laufe des Jahres verbesserten sich meine Sprachkenntnisse deutlich, und ich wurde immer flüssiger im Ausdruck. Jetzt, da ich spürbare Fortschritte gemacht habe, möchte ich meine Spanischkenntnisse weiter vertiefen. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Sprachbarriere nach und nach auflöst und wie viel ich von dieser Erfahrung profitiere auch im Bezug auch das Sprachenlernen mit anderen Sprachen.
Basierend auf meinen Erfahrungen kann ich sagen, dass globales Lernen für mich eine intensive Reise war, die nicht nur das Erlernen einer neuen Sprache, sondern auch das Eintauchen in eine fremde Kultur und Arbeitsumgebung umfasste. Durch meinen Freiwilligendienst in Costa Rica konnte ich persönlich wachsen und ein tieferes Verständnis für Themen wie Umweltschutz, Naturschutz und nachhaltige Entwicklung erlangen.
Während meines Aufenthalts in Costa Rica habe ich viel über die Bedeutung von Entwicklungszusammenarbeit gelernt, insbesondere durch meine Arbeit bei den Wald-Feuerwehrleuten, dem Naturschutzprojekt auf der Inselgruppe Murciélago und dem Biologieprojekt im Nationalpark Santa Rosa, Nancite. Diese Erfahrungen haben mein Bewusstsein für Umweltfragen geschärft und mir gezeigt, wie wichtig es ist, lokal und global für den Schutz von Ökosystemen und bedrohten Arten einzutreten.
Für die Zukunft plane ich, meine Erfahrungen weiterzugeben, indem ich mich für globale Entwicklung engagiere und junge Menschen dazu ermutige, sich für Umweltschutzprojekte einzusetzen und sich auch dafür bei weltwärts zu engagieren. Ich habe bereits ein Projekt im Auge, das sich auf Katastrophenschutz und Waldbrandbekämpfung konzentriert (atFire). Durch dieses Projekt möchte ich dazu beitragen, Gemeinschaften besser auf Waldbrände vorzubereiten und effektive Maßnahmen zur Bekämpfung von Bränden zu entwickeln.
Pura Vida.