Mein Name ist Leah. Ich war 2012/2013 mit dem Baden-Württemberg-Stipendium und AFS in Polen.
Nach meiner Ankunft in Polen war ich ziemlich aufgeregt, schließlich war ich in dem Land angekommen, in dem ich nun für ein Jahr leben sollte. Der erste Tag in meiner Gastfamilie war unglaublich verwirrend, da ich so viele neue Menschen kennengelernt habe. Zu meiner Ankunft gab es ein traditionelles polnisches Sonntagsessen: Fleischbrühe und danach Schnitzel mit gekochten Kartoffeln. Natürlich wurde vor dem Essen ein Tischgebet auf Polnisch gesprochen. Da ich selber katholisch bin, war es für mich interessant und spannend, in einem Land zu leben, in dem der Katholizismus so stark verankert ist. Meine Gastfamilie in Polen ist sehr gläubig und geht regelmäßig in die Kirche, was ich von Deutschland fast nicht kenne. Besonders berührend waren die großen Kirchenfeiern wie Weihnachten und Ostern. Da waren wir die ganze Nacht in der Kirche und haben sogenannte ‚Kolędy’ gesungen. Ich war von Anfang an in der Jugendgruppe des Dominikanischen Ordens, mit der ich tolle Ausflüge unternehmen konnte. An Silvester waren wir z.B. in den Bergen Wandern um dort das neue Jahr zu begrüßen.
Die polnischen Männer sind richtige Gentlemen
Das Schulsystem ist in Polen etwas anders aufgebaut als in Deutschland. Polnische Schüler bekommen mehr Hausaufgaben, der Unterricht ist weniger interaktiv und die Schüler haben mehr Respekt vor den Lehrern. So stehen zum Beispiel alle auf, wenn ein Lehrer das Zimmer betritt. Das Verhältnis der Schule gegenüber der Nutzung elektronischer Geräte ist viel entspannter. So gibt es nur während des eigentlichen Unterrichtes ein Handy-Verbot und in allen Klassenräumen WLAN für direkte Internetrecherche. In Polen sind die meisten Männer richtige Gentleman. So wird einer Frau immer die Tür aufgehalten und man wird sogar manchmal noch mit Handkuss begrüßt. Das war für mich anfangs sehr irritierend, da ich dies von Deutschland her nicht gewohnt war. Aber ich habe diese Höflichkeit sehr genossen und finde es toll, dass es so ein Verhalten auch in unseren modernen Zeiten noch gibt.
Ich habe gemerkt, dass die Menschen in Polen sehr patriotisch sind. In Deutschland sieht man selten Fahnen und auch die Nationalhymne singt man eigentlich nicht, außer beim Sport. In Krakau hingegen waren an den Nationalfeiertagen sogar die Straßenbahnen und Busse mit der Polnischen Flagge geschmückt und jedes Haus hatte eine Flagge über der Tür hängen. Sogar in der Kirche wurde die Nationalhymne gesungen. Seit meinem Austauschjahr in Polen bin ich viel selbstbewusster und traue mir mehr zu. Auch habe ich gelernt, mich für meine Wünsche und Ziele einzusetzen und meine Körperhaltung hat sich geändert, ich gehe jetzt viel aufrechter. Ich denke, dass man durch positive und negative Erlebnisse, die man in diesem Auslandsjahr sammelt, gestärkt und selbstsicher hervor geht.
Danke für das wundervolle Jahr
Zum Glück kann ich, auch dank meiner tollen Gastfamilie, behaupten, dass das vergangene Jahr das erlebnisreichste und aufregendste meines bisherigen Lebens war. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich bei meinem Stipendiengeber, der Baden-Württemberg Stiftung. Durch ihre Unterstützung war es mir möglich, dieses wundervolle Jahr in Polen zu verbringen. Auch hat mich das gesamte Team der betreuenden Austauschorganisation AFS immer unterstützt und mir sehr geholfen, wenn ich Probleme hatte. Auch ihnen möchte ich dafür danken.