Julia, Portugal, 2015, Schuljahr im Ausland:

Nun lebe ich schon seit fast vier Monaten in der Nähe von Porto an der Westküste im Norden Portugals. Die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmutter und meinen beiden Gastschwestern, die 15 und 13 Jahre alt sind. Ich habe auch sehr nette Großeltern, die auch in der Nähe unseres Hauses wohnen, und manchmal sind wir dort zum Essen eingeladen. Ich lebe hier in Vila Nova de Gaia, einem Vorort von Porto, der ungefähr 200.000 Einwohner hat. Im Gegensatz zu hier, wohne ich in Deutschland einer Kleinstadt mit 3000 Einwohnern und da ist Vila Nova de Gaia schon ein Unterschied. Dennoch war es relativ einfach, mich hier zurecht zu finden. In der Nähe meines Hauses gibt es eine Metrostation, mit der ich ganz einfach nach Porto in die Innenstadt komme.

Die Schule

In meiner Schule komme ich mittlerweile auch sehr gut zurecht. Anfangs war es eine große Umstellung für mich, da die Schule hier viel größer ist und es viel mehr Schüler gibt als auf meiner Schule in Deutschland. Am ersten Schultag war ich noch sehr überfordert, denn ich wusste noch nicht wo sich was befindet. Inzwischen habe ich mich eingewöhnt und komme sehr gut zurecht. Die Klasse, in die ich gehe, ist richtig nett. Meine Klassenkameraden sind sehr offen und ich verstehe mich mit fast jedem sehr gut. Ich habe auch schon nette Freunde gefunden.

Die Sprache

Das Schwierigste, was ich hier noch zu bewältigen habe, ist die Sprache. Portugiesisch zu lernen, ist nicht ganz so einfach, und es erfordert viel Geduld. Inzwischen geht es aber schon ziemlich gut. Mittlerweile kann ich schon eine vernünftige Konversation führen. In der Schule ist es aber sehr anstrengend, da ich die Lehrer meistens nicht verstehe. Mit meiner Gastfamilie habe ich anfangs auch nur auf Englisch geredet, aber seit ungefähr drei Monaten sprechen wir nur Portugiesisch miteinander, und ich muss sagen, das hat mir sehr geholfen. Zusätzlich habe ich in der Schule Portugiesisch-Nachhilfe und besuche mit den anderen Austauschschülern in Porto einen Portugiesich-Kurs. Mit denen verstehe ich mich sehr gut. Es ist immer interessant, sich mit so verschiedenen Menschen zusammenzufinden und sich auszutauschen.

Was mir anfangs noch sehr neu war, sind die sogenannten “Beijinhos”, die Küsschen auf beide Wangen, wenn man sich begrüßt und verabschiedet. Das ist für mich inzwischen auch zur Normalität geworden.

Das portugiesische Essen

Die Essenzeiten sind ebenfalls etwas anders als in Deutschland. Hier esse ich morgens meistens ein Brötchen mit Butter und trinke einen Tee. Zum Mittag esse ich in der Schule oder gehe mit Freunden etwas essen. Die größte Umstellung war aber, dass wir erst ab 20:30 Uhr zu Abend essen. Das Essen besteht dann meistens auch aus Vor-, Haupt- und Nachspeise, während es bei uns in Deutschland meistens nur ein Brot mit Käse und Wurst gibt. Das Essen an sich ist nicht so unterschiedlich, außer, dass es oft Reis und Fisch gibt. Das stört mich aber nicht wirklich. Ich finde das Essen hier sehr lecker. Ab und zu koche oder backe ich auch etwas. Meine Gastmutter liebt es, wenn ich etwas Deutsches backe, da sie das selbst nicht oft tut.

Weihnachten und Sylvester

Weihnachten war eine richtig schöne Zeit. Es lag leider kein Schnee und auch die Temperaturen hielten sich meistens über 10 Grad Celsius. Aber Weihnachten mit der Familie zu feiern, war bis jetzt eines der schönsten Erlebnisse hier. Als die Weihnachtsferien angefangen haben, ist eine Freundin von mir, auch eine AFSerin aus Deutschland, die auf den Azoren wohnt, für ein paar Tage nach Porto gekommen. Ich habe ihr Porto und die Umgebung gezeigt und wir hatten sehr viel Spass!

Heiligabend war sehr anders als in Deutschland. Zuerst haben wir mit der ganzen Familie zusammen gegessen und ich durfte auch endlich die gesamte Familie kennenlernen! Dann sind wir in die “Misa do Galo”, die Mitternachtsmesse, gegangen. Geschenke gab es dann am Morgen des 25. Dezembers. An den Weihnachtsfeiertagen war immer sehr viel los. Wir haben jeden Abend woanders zu Abend gegessen. Ich habe richtig erlebt, wie wichtig die Familie hier ist und ich kann mich glücklich schätzen, bei so einer tollen und großen Familie zu leben.

Was ich auch sehr genossen habe, war Silvester. Wir sind an die Grenze zu Spanien in ein Dorf gefahren, etwa zwei Stunden Autofahrt von Porto entfernt, wo meine Gastgroßeltern ein Haus haben. Dort sind wir die Zeit um Silvester mit ein paar anderen Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins geblieben, und ich hatte auch Zeit, eine “andere Ecke Portugals” etwas kennenzulernen.

Mit Heimweh hatte ich, erstaunlicherweise wie ich finde, noch nicht wirklich zu kämpfen. Ich vermisse meine Familie, meine Freunde und meine Heimatstadt zwar etwas, aber ich habe mich hier schon so gut eingelebt, dass ich mich hier auch schon richtig zu Hause fühle.

Es ist einfach eine tolle Erfahrung

Ich bereue es auch kein Stück hierher gekommen zu sein. Ich habe schon so einiges gelernt, Erfahrungen gemacht, und vor allem neue Menschen kennengelernt, die mir wichtig geworden sind. Ich kann jedem nur raten, diese Möglichkeit zu nutzen und ins Ausland zu gehen. Es lohnt sich wirklich, man wird selbstständiger und unabhängiger, das habe ich auch an mir gemerkt. Es ist einfach eine tolle Erfahrung und Vorbereitung auf das spätere Leben!

Ich bin so dankbar an alle, die mir dieses Auslandsjahr ermöglicht haben und mein Dank gilt auch besonders AFS Sachsen-Anhalt!

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