Klara, Uruguay, 2018, Schuljahr im Ausland:

Jetzt bin ich schon fast fünf Monate in Uruguay. Gut die Hälfte meines Austauschjahrs ist schon vergangen. Ich kann es kaum glauben, wie schnell die Zeit vergeht, und es ist so viel passiert.

Meine Ankunft in Uruguay

Am 22.8.2018 ging es für mich in Frankfurt am Main los und am Morgen des 23.8.2018 waren wir dann schon in Montevideo, Uruguay. Mit „wir“ meine ich eine weitere Deutsche, drei Belgier, sieben Italiener, ein Mädchen aus Hongkong, einen Jungen aus Lettland, zwei Jungs aus Thailand, zwei Mädchen aus Finnland und jeweils ein Mädchen aus der Schweiz und den USA. Also eine schöne gemischte Gruppe aus der ganzen Welt.

Dann ging es gleich zu unserem ersten Camp, das einfach dafür da war, uns besser kennenzulernen; und wir mussten auch noch einiges in Montevideo erledigen. Aber ich werde nie diesen Moment vergessen, als wir in diesem Bus saßen, um eine Kurve fuhren, und plötzlich hatte man diesen Blick auf die Rambla de Pocitos, die vermutlich berühmteste und eine der schönsten Strandpromenaden in Uruguay. Das war natürlich beeindruckend.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten Deutschland-Uruguay

Aber es gab auch noch viele andere Eindrücke. Ich kam aus dem Flughafen und wurde erstmal mit einem Wangenküsschen von einer der Freiwilligen begrüßt und in diesem Moment habe ich einfach gar nicht damit gerechnet. Aber das ist auch schon einer der größten Unterschiede. Während wir in Deutschland eher auf Distanz sind, ist es in Uruguay eher genau das Gegenteil. Für mich ist es jetzt nach fast fünf Monaten manchmal immer noch schwer, mich daran zu gewöhnen. Manchmal ist es mir auch zu viel. Dadurch, dass das zur Kultur gehört, ist es schon fast zwingend, es zu machen. Das ist auf jeden Fall eine der Sachen, die man verändern muss, wenn man hierher kommt.

Und so freundlich und liebevoll die Leute aus Uruguay sind, so sind sie auch manchmal ein bisschen von sich selbst überzeugt. Beziehungsweise gehen sie mehr davon aus, dass es einige Sachen nur in Uruguay gibt, und wenn ich dann sage, das haben wir auch in Deutschland, sind einige ziemlich überrascht.
Aber auch ich habe mich verändert in diesen letzten Monaten. Ich bin offener gegenüber anderen geworden, auch selbstständiger, und ich weiß nun wirklich zu schätzen, was ich für ein unglaubliches Leben in Deutschland führe.

Oftmals werde ich von den Leuten hier und auch in Deutschland gefragt, was ich denn hier mag und warum gerade Uruguay. Gute Frage! Uruguayer sind einfach freundlich und offen. Man hat es so einfach, hier Anschluss zu finden. Jeder ist einfach interessiert. Wenn man sich auf der Straße begegnet, fragt man sich, wie geht es dir etc. Das macht mir hier am meisten Freude. Am meisten Freude macht es mir, mit Freunden und meiner Familie etwas zu unternehmen. Ich fühle mich hier wie Zuhause und habe eine zweite Familie gefunden, die mich unterstützt und bei der ich einfach so sein kann, wie ich bin. Das macht es mir natürlich einfach, meine Familie nicht zu sehr zu vermissen.

Aber natürlich gibt es auch Schwierigkeiten. Eine meiner größten Schwierigkeiten am Anfang war, und ist auch manchmal noch heute, Spanisch! Ich konnte zwar am Anfang ein wenig, aber es war nicht wirklich hilfreich. Und es ist wirklich spannend, wie schnell man eine Sprache lernen kann, wenn man keine andere Möglichkeit hat, als die Sprache zu sprechen. Die ersten sechs Wochen habe ich in einer Willkommensfamilie verbracht und eigentlich nur Englisch gesprochen, da meine damalige Gastmutter und meine damalige Gastschwester beide ausgesprochen gut Englisch sprechen konnten.

Aber Anfang Oktober ging es dann für mich nach Paysandú, zu meiner neuen Familie. Hier kann nur meine Schwester wirklich Englisch sprechen und die restlichen Familienmitglieder nicht wirklich. Aber dadurch lerne ich Spanisch schneller. Das ist etwas, das ich jedem Austauschschüler empfehlen kann. Wenn man in ein Land geht, dessen Sprache man nicht beherrscht, sollte man so schnell wie möglich damit anfangen, zu sprechen. Nachfragen, was die Worte heißen. Sie vielleicht sogar in einem Vokabelheft aufschreiben und lernen. Kinderbücher lesen, da diese oftmals in einer sehr einfachen Sprache verfasst sind. Man muss etwas dafür tun, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Und ich habe hier in meiner Stadt das Glück, dass die Betreuerin einer finnischen Freundin uns Spanischunterricht gibt. Aber das ist natürlich keine Selbstverständlichkeit.

Spontane Unternehmungen

Und etwas, das mir gleichzeitig besondere Freude und besondere Schwierigkeiten macht, ist die Spontanität hier. Auf der einen Seite kommt es mir manchmal ganz recht, wenn ich zum Beispiel spontan etwas mit Freunden unternehmen will und wir nicht unbedingt viel planen, ist es natürlich toll, dass das geht. Aber auf der anderen Seite ist es auch ziemlich anstrengend. Denn manchmal wird man einfach so davon überrascht. Als wir im Urlaub waren, an unserem letzten Tag, wusste ich den ganzen Tag nicht, wann wir gehen werden, und auf mich hat es eher den Eindruck gemacht, als würden wir gar nicht mehr loskommen und von einer auf die andere Sekunde musste dann alles schnell gehen, damit wir abreisen können. Vielleicht empfindet das ein anderer als nicht ganz so schlimm, aber für mich ist das nicht wirklich toll.

Weihnachten im Sommer

Wenn ich nach Hause komme und Szenen oder Bilder beschreiben sollte, wäre eine Sache vermutlich, Weihnachten im Warmen zu feiern. Das war für die anderen Austauschschüler aus meiner Stadt und mich ziemlich komisch, da wir eigentlich alle Weihnachten im Kalten feiern. Wir sind am Abend mit der Familie zusammengesessen und später auf eine Weihnachtsparty gegangen. Das hört sich eventuell nicht professionell an, aber Party ist einfach ein Teil der Kultur der Jugendlichen hier. Ich habe gehört auf dieser Weihnachtsparty waren mehr als 8.300 Menschen. Und insgesamt ist hier an Weihnachten alles lauter und größer. Ich kann zwar sagen, dass ich Weihnachten im Kalten bevorzuge, dennoch war es ein besonderes und wunderschönes Erlebnis.

Freizeit und Freunde in Uruguay

Und da ich gerade schon das Thema Jugendliche angesprochen habe, bleiben wir gleich mal dabei. Für Jugendliche in meinem Alter ist Party an den Wochenenden etwas sehr Wichtiges. Wenn wir Schule haben, unterscheidet sich der Tag eigentlich nicht wirklich von dem in Deutschland. Wir gehen zur Schule, treffen uns mit Freunden und betreiben Hobbys. Und eigentlich unterscheiden sie sich nicht zu sehr von denen, die meine Freunde und ich in Deutschland ausüben. Wir gehen ins Fitnessstudio oder zum Instrumentalunterricht oder machen Sport. Rudersport ist sehr beliebt. Einige Jugendliche in Uruguay interessieren sich auch für Mode.

Mein Tipp für künftige Austauschschülerinnen und -schüler

Ich würde anderen Austauschschülern mitgeben: Nehmt so viel, wie es geht, aus eurem Austauschjahr mit. Ihr habt oftmals nur diese eine Chance. Seid offen gegenüber neuen Dingen. Fragt nach, wenn ihr etwas nicht versteht, es wird euch niemand dafür verurteilen, sondern im Gegenteil, die Leute werden bemerken, wie sehr ihr euch interessiert. Außerdem seid dankbar, auch das werden die anderen Leute mögen. Ihr werdet vermutlich mit Vorurteilen konfrontiert werden, aber ihr habt die Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen. Nutzt diese Gelegenheit! Macht dieses Jahr zu eurem Jahr! Ihr habt ein Jahr Zeit, neue Freunde zu finden, sowohl in eurem Gastland als auch unter den anderen Austauschschülern. Macht Erfahrungen! Versucht aus euch herauszukommen und über euch selbst hinauszuwachsen. Nehmt euch Zeit, um die kleinen Dinge wertzuschätzen.

Und nun ein riesengroßes Dankeschön an Herrn Würth und alle Beteiligten, die es mir möglich gemacht haben, dass ich dieses Auslandsjahr in Uruguay machen kann. Ich weiß das sehr zu schätzen und fühle mich sehr geehrt, dass ich zu den Stipendiaten gehören.
Danke für alles.

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