Annika, Australien, 2018, AFS-Kurzzeitaustausch:
Ein 34 Stunden-Trip und schon war ich in dem kleinen Vorort Newnham in Tasmanien. Ich war nun also am anderen Ende der Welt, in einen Land, von dem ich wenig wusste, komplett alleine, in einer Familie, die ich nicht kannte, in einer Schule, die so ziemlich das Gegenteil von meiner Schule in Deutschland war und wo ich niemanden dort je zuvor gesehen hatte und jeder sprach eine Sprache, die nicht meine Muttersprache ist. Scheiße, ist dieses Gefühl geil!
Meine australische Gastfamilie
Ich habe über die zwei Monate durchgehend fast täglich Tagebuch geschrieben, was ich echt genossen habe und es hat mir viel geholfen. Direkt in meinem dritten Eintrag steht, dass ich schon angefangen habe, ein paar Dinge zuhause wertzuschätzen, wie zum Beispiel, dass es in unserem Haus sehr sauber und auch modern ist, dass wir als Familie frühstücken, dass wir immer frisches Essen kochen, dass wir Heizungen haben und auch, dass der Fernseher fast nie an ist. Aber das sind ehrlich gesagt fast die einzigen nicht so positiven Erfahrungen, die ich dort in meiner Gastfamilie hatte.
Insgesamt war mein Familienleben dort sehr schön. Meine Gasteltern haben mich wie eine Tochter behandelt, meine 20-jährige Gastschwester war auch echt nett zu mir und hat einmal was mit mir zu zweit unternommen und wir haben oft zusammen Filme geschaut. Jedes Wochenende sind wir als Familie durch komplett Tasmanien gefahren und sie haben mir die schönsten Strände, Städte und Naturplätze oder australische Tiere gezeigt und mittwochs hatten wir immer Familien-Badminton. Wir hatten immer viel zu lachen und auch, wenn sie nicht perfekt waren, habe ich mich extrem wohl bei ihnen gefühlt. Eines meiner absoluten Highlights war der vier-tägige Trip nach Sydney mit meinen Gasteltern. Und ja, sie haben einen Flug nach Sydney mit mir gebucht!
Somit saßen wir am Montag den 20. August zu dritt im Flieger und konnten es kaum erwarten, anzukommen. Unser Hotel lag direkt in der Stadt, wodurch wir alles zu Fuß besichtigen konnten. Wir sind (nicht übertrieben) durch ganz Sydney gelaufen und haben alles gemacht, was man machen konnte. Ich konnte mich sogar an einem Abend mit einer Freundin treffen, die in Sydney untergebracht war, was absolut schön war. Durch die ganze Reise bin ich mit meinen Gasteltern unendlich zusammengewachsen, obwohl es nur vier Tage waren. Wir hatten einfach so viel Spaß zusammen und ich habe wirklich gemerkt, dass wir uns auch viel besser kennengelernt haben.
AFS-Freunde
Außer mir, waren noch ein Franzose (Daniel), eine Spanierin (Esti) und nach 4 Wochen noch eine Belgierin (Julie) mit AFS in der Umgebung von Launceston (eine große Stadt in der Nähe meines Wohnortes). Julie war auf meiner Schule und wurde auch zu einer meiner besten Freunde dort. Wir haben Alles zusammen gemacht und dadurch, dass wir nur zehn Minuten zu Fuß voneinander entfernt gewohnt hatten, haben wir uns relativ oft nach der Schule getroffen.
Daniels Gastmutter hatte ein Wochenende für uns geplant, an dem wir zu viert mit ihr auf dem Cradle Mountain wandern gegangen sind und anschließend in einer kleinen Hütte übernachtet haben. Diese Zeit war einfach nur der Wahnsinn! Wir haben durchgehend gelacht, haben die Nacht durch geredet und gespielt, haben jetzt ganz viele neue Insider, waren im tiefsten Schneesturm wandern und haben Wombats direkt neben dem Weg in dieser wunderschönen Natur gesehen. In meinem Tagebuch steht: Wenn man uns vier abends gesehen hätte, würde man uns echt für betrunken oder unter Drogeneinfluss halten. Ich habe über alles gelacht, Julie hat für drei Personen UNO gespielt, Daniel hatte ziemliche Stimmungsschwankungen zwischen müde- und wach-sein und Esti war einfach nur komplett verwirrt. Es hätte also nicht lustiger und schöner sein können!
Schule in Australien
Ich bin in Launceston auf das St Patrick’s College gegangen, zu dem ich jeden Tag 20 Minuten mit dem Bus gefahren bin und dann wieder so gegen 16:30 Uhr wieder zuhause ankam. Ich hatte dort das Glück, dass jeder auf der ganzen Schule direkt in meinen ersten zwei Wochen auf mich zukam und total interessiert an mir war.
Ich habe die seltsamsten Fragen beantwortet und wurde zu jeder Gruppe zum Lunch eingeladen. Das war so ein tolles Gefühl mit eingeschlossen zu werden. Ich habe so viele nette und coole Leute kennengelernt und habe die Australier sofort ins Herz geschlossen. Ich hatte bis zum Ende einige Freunde in der Schule und habe aber auch immer Neue kennengelernt, mit denen ich jetzt auch von Deutschland aus noch viel Kontakt habe.
Der Unterricht oder insgesamt die Schule war so ziemlich das Gegenteil zu meiner Schule hier: Jeder kommt zu spät, jeder ist am Handy und man macht nicht viel im Unterricht. Ich musste auch die Schuluniform tragen, über deren Schönheit sich streiten lässt… Aber das war auch eine echt interessante Erfahrung.
Man hat jeden Tag erstmal eine halbe Stunde die sogenannte „Tutor class“, in der man mit anderen Schülern aus verschiedenen Jahresstufen und einem Lehrer Organisatorisches bespricht, und der Sinn des Ganzen ist die Beziehung, die man mit diesem Lehrer und aber auch den anderen Jahrgangsstufen aufbaut. Dadurch, dass ich in der 11. Klasse war, musste ich nur vier Fächer wählen und hatte zusätzlich noch Religion und Study, bei dem man irgendwo in der Schule sein eigenes Zeug gelernt hat (ich hatte nie etwas zu lernen und habe mich somit immer mit meinen Freunden unterhalten und sie vom Lernen abgehalten). Ich habe die Fächer Mathe, Englisch, Media und Sport gewählt und war auch bis zum Ende ziemlich glücklich mit dieser Wahl.
Insgesamt hatten die Schüler, und auch ich, eine sehr schöne und vor Allem persönliche Freundschaft mit allen Lehrern. Ich fand die Schule dort echt relaxt und habe auch irgendwann verstanden, dass es dort nicht nur um Lernen geht, wie hier, sondern auch um Freundschaften, Projekte, Sport und einfach das Zusammenleben.
Ich bin total stolz, wie sich mein Englisch verbessert hat
Ich hatte also eine absolut geile Zeit auf der anderen Seite der Welt und will auch unbedingt wieder zurück! Ich bin auch total stolz darauf, wie ich mich entwickelt habe, wie sich mein Englisch verbessert hat (ich hoffe so sehr, dass man den australischen Akzent hört!), und auch darauf, dass ich diese Chance ergriffen habe, einmal in einer ganz anderen und fremden Kultur zu leben, und somit meine Ängste überwunden habe. Die ganzen Leute, die ich getroffen habe, die ganzen Erinnerungsstücke, die ich mitgebracht habe, die ganzen Erfahrungen, die ich gemacht habe, und auch meine aufgeschriebenen Gedanken und Gefühle während der Reise in meinem Tagebuch bedeuten mir jetzt unendlich viel und werden mir noch ewig in Erinnerung bleiben!