Dustin, Panama, 2015, Schuljahr im Ausland mit Deutsche Bank-Stipendium:

Mit Panama werden die Meisten den gleichnamigen Kanal, welcher den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, assoziieren. Manche vielleicht auch die Geschichte vom kleinen Bär und dem kleinen Tiger, die beschließen nach Panama zu reisen. Vielen wird Panama, gerade in jüngster Vergangenheit, durch die sogenannten „Panama Papers“ ein Begriff sein. Jedoch ist Panama viel mehr als dies.

Vor 4 Monaten habe ich meine Reise nach Panama begonnen und wusste damals noch nicht wirklich, worauf ich mich eigentlich eingelassen habe. Denn heute kann ich sagen, dass die Informationen, die ich aus Erfahrungsberichten und dem Internet erhalten habe, meist nur oberflächlich sind oder teilweise nicht zutreffen. Deswegen ließ ich mich auf das Abenteuer ein und lerne nun meine neue Heimat selber kennen.

Ich lebe in Vacamonte, einem Vorort von Panama City. Ich muss sagen, es ist hier perfekt für mich! Da ich in Berlin aufgewachsen bin, bin ich glücklich hier in einer Kleinstadt leben zu können, jedoch mit einer schnellen Verbindung in die Hauptstadt. Der Bus dorthin kostet 60$ct und fährt ungefähr eine halbe Stunde bis in die Stadtmitte, wodurch ich viele Möglichkeiten habe meine Freizeit zu gestalten.

Meine Gastfamilie in Panama

Ich wohne mit meinen Gasteltern und zwei Gastbrüdern in einem einstöckigen Haus. Es hat zwar keinen Garten, aber dafür eine große Terrasse. Mit meiner Gastmutter verstehe ich mich sehr gut. Mein Gastvater dagegen, ist fast nie zu Hause. Er arbeitet etwa 60 Stunden in der Woche am Panamakanal und die restliche Zeit der Woche ruht er sich aus. Jedoch hat er dann auch mal 4 Tage am Stück frei, in denen wir meistens gemeinsame Familienausflüge unternehmen. Meine Gasteltern sind noch sehr jung und meine Gastmutter hat nach einem Jahr als Gastschülerin in Deutschland schon ähnliche Erfahrungen wie ich sammeln können. Ich glaube, dass sie dadurch offener sind, mir viele Freiheiten lassen und mehr Verständnis haben als Eltern anderer Gastschüler in Panama. Mein kleiner Gastbruder ist 2 Jahre alt. Mit ihm kann ich immer spielen und wir verstehen uns sehr gut. Späße machen und Fußball spielen liebt er. Mein großer Gastbruder ist 17 Jahre alt und ist für mich wie ein echter Bruder. Wir teilen uns ein Zimmer und machen täglich etwas zusammen, wodurch wir uns sehr gut verstehen. Abends schauen wir uns gemeinsam spanische Filme an oder spielen zusammen Play Station. Am Wochenende gehen wir auf Poolpartys, Fiestas oder treffen uns mit Freunden. Die panamaische Musik die dort gespielt wird (meistens Reggae), höre ich nun öfters und sie ist meine neue Lieblingsmusik geworden. Meine Gastfamilie hat mich sehr liebevoll aufgenommen, dadurch fiel es mir leicht, mich einzugewöhnen. Natürlich denke ich oft an Zuhause und gerade zu Weihnachten kam auch Heimweh auf. Aber durch die heutige Technik kann ich über WhatsApp oder Skype regelmäßig Kontakt mit meiner Familie aufnehmen.

Sprache und Menschen

Die Landessprache in Panama ist Spanisch. Das ist für mich eine völlig neue Sprache, da ich in der Schule bisher Englisch und Französisch gelernt habe. Ich habe ein halbes Jahr vor meiner Abreise in der Volkshochschule begonnen Spanisch zu lernen, um ein erstes Gefühl für die Sprache zu bekommen. Es hat mir sehr geholfen, da ich so wenigstens ein paar Vorkenntnisse hatte, als ich nach Panama gekommen bin.

Zur Begrüßung hatte meine Familie die tolle Idee, für mich an viele Gegenstände die spanischen Begriffe zu kleben. In meiner Klasse habe ich zwei sehr gute Freunde, die mir Vokabeln aufschreiben und nach 3 Tagen abfragen – das ist eine tolle Unterstützung! So oft es geht spreche ich Spanisch – Übung macht den Meister! Ich bin richtig stolz darauf, dass ich mich nach nur vier Monaten schon gut unterhalten kann. Natürlich habe ich immer noch Verständnisprobleme und Sprachschwierigkeiten, aber das wird schnell besser.

Oft ist es so, dass ich mich mit wildfremden Leuten unterhalte. Die Menschen hier sind sehr offen und sprechen einen auch gerne an. Ob im Supermarkt an der Kasse, im Bus oder auf Partys, man redet oft einfach so mit fremden Menschen. Ich finde diese Small Talks toll. Oft ist es dann auch so, dass man sich einfach dabei an den Arm fäst oder näher beim Reden zusammen steht als wir das aus Deutschland kennen.

Mein Schulalltag

Hier in Panama habe ich ein ganz anderes Schulgefühl bekommen. Der Schulalltag ist ganz ruhig und ohne Hektik oder Zeitdruck. Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern ist viel persönlicher als in Deutschland. Es wird zum Beispiel zusammen mit den Lehrern in der Pause gegessen und geredet.

Jede Schule hat eine Schulband – Musik spielt hier immer und überall eine große Rolle. Es wird oft für die so genannten Desfiles (Paraden, Märsche) geübt, welche im November stattfinden. Dabei spielt die Band Musik, Schüler tragen die Fahne von Panama, einige Jungen marschieren in Uniform, Mädchen jonglieren mit Fahnen und weitere Mädchen laufen in Uniform oder Trachten hinterher. Ich durfte daran teilnehmen und dabei die Fahne von Panama tragen. Das hat mich sehr stolz gemacht.

Ich trage als Schuluniform ein Poloshirt mit dem Schullogo, eine graue lange Hose, Tennissocken mit dem Schullogo und schwarze Anzugschuhe. Auch wenn es in einigen Situationen ohne Klimaanlage sehr warm wird, fühlte ich mich durch die gleiche Kleidung wie in einer großen Familie und genieße es die Uniform zu tragen.

Über die Zeit habe ich in der Schule viele Freunde gefunden. Außer bei wenigen richtig guten Freunden sind die Beziehungen allerdings recht oberflächlich. Mal ist man den ganzen Schultag zusammen und redet viel und mal spricht man ein paar Tage überhaupt nicht miteinander. Ich sage daher mal lieber, dass ich sehr viele neue Bekanntschaften gefunden habe.

Durch die heiße Trockenzeit von November bis März, habe ich momentan 4 Monate Ferien. Diese Zeit nutze ich um mehr von diesem unglaublich schönen Land kennen zu lernen. Die Natur ist vielseitig und sehr faszinierend!

Reisen in Panama

Sechs Wochen Ferien sind jetzt vorbei und ich habe schon sehr viel erlebt und bin viel in Panama herumgereist. Es gibt jede Menge Möglichkeiten für mich unterwegs zu sein. Ob Ausflüge in die nähere Umgebung oder Urlaub mit meiner Familie, Treffen und Übernachtungen bei anderen Gastschülern, mit Freunden Ausflüge zu traumhaften Stränden oder Naturschauspielen zu machen oder die vielen Möglichkeiten, die der AFS anbietet (Inselgruppen besichtigen, Surftrips und Ausflüge) – ich versuche so viel wie möglich zu erleben, zu sehen und zu lernen. Durch dies alles, wird mein Panama-Jahr noch aufregender und wundervoller.

Im vergangenen Jahr hatten wir in Deutschland eine Gastschülerin aus Panama aufgenommen. Auch wenn Karol nur 2 Wochen bei uns war, weil ihre Jahresgastfamilie in Hamburg lebte, hatten wir eine sehr schöne und intensive Zeit miteinander. Wir zeigten ihr unser Leben und unsere Heimat und machten viele Ausflüge. Außerdem hatte ich dadurch die Gelegenheit mit ihr darüber zu sprechen, wie es ist, Gastschüler zu sein und konnte alle meine Fragen rund um Panama stellen. Nun darf ich ihre Familie kennenlernen, Karol zeigt mir ihr Land und ihre Familie nimmt mich mit in den Urlaub nach Costa Rica.

Ich habe gelernt, dass persönliche Kontakte viel wertvoller sind als Geld. Ich werde von Freunden überall hin mitgenommen, kann hier und dort übernachten, der Vater eines anderen Freundes nahm mich mit auf eine Farm und es wird mir ermöglicht, auch einen Teil von Costa Rica zu sehen. Gastfreundschaft hat für mich eine ganz neue Bedeutung erhalten und ich weiß, dass meine Freunde bei uns zu Hause immer willkommen sein werden.

Bisher hatte ich eine unbeschreiblich schöne Zeit, habe viele kleine und große Hürden überwunden und bin dadurch selbstständiger geworden. Ich habe besondere Erfahrungen gesammelt und viele unterschiedliche Menschen kennengelernt. Schon jetzt hat sich meine Denkweise verändert und ich bin an den Erlebnissen, der ersten Monate gewachsen.

Mein Rat an zukünftige AFSer

Ich empfehle jedem Jugendlichen der Interesse daran hat, ein Jahr im Ausland zu verbringen, mutig zu sein und sich dieser Herausforderung zu stellen! Du wächst über Dich hinaus und lernst mit jeder Art von Menschen umzugehen. Gehe unvoreingenommen und mit offenen Augen in Dein Abenteuer! Sammle dabei Deine eigenen Erfahrungen, die Dich Dein Leben lang begleiten werden. Für mich ist es nicht nur ein Jahr in meinem Leben, sondern leben in einem Jahr, an das ich mich immer zurückerinnern werde und viel davon zu erzählen habe! Ich bin AFS und meinem Stipendium-Geber, der Deutschen Bank AG sehr dankbar, dass sie mir zusammen mit meinen Eltern diese Erfahrung möglich machen! Herzlichen Dank dafür!

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