Viktor, Thailand, 2023 , weltwärts
Land und Leute
Während meines Auslandsaufenthaltes in Thailand lernte ich eine faszinierende und vielfältige Kultur kennen. Am Anfang war vieles ungewohnt: die Sprache, die Essgewohnheiten und die sozialen Normen. Besonders auffällig waren der respektvolle Umgang miteinander und die Bedeutung von Höflichkeit und Hierarchie. Die thailändische Kultur legt großen Wert auf Respekt gegenüber älteren und höher gestellten Personen, was sich in der täglichen Kommunikation und im sozialen Miteinander deutlich zeigte. Diese kulturellen Unterschiede erschienen mir anfangs fremd, wurden aber mit der Zeit zu einer wertvollen Erfahrung.
Ein wesentlicher Teil meiner Zeit in Thailand bestand darin, die lokalen Bräuche und Traditionen zu verstehen.
Eines der unvergesslichsten Erlebnisse war die Teilnahme am Loy Krathong Festival, bei dem tausende Menschen ihre mit Kerzen und Blumen geschmückten Krathongs auf Flüsse und Seen setzen, um symbolisch ihre Sorgen zu vertreiben.
Ebenso beeindruckend war das Songkran Festival, das thailändische Neujahrsfest, das mit großen Wasserschlachten gefeiert wird.
Arbeitsplatz
Während meines Freiwilligendienstes arbeitete ich als Assistent an einer Schule. Zu meinen Aufgaben gehörte es, die Lehrer im Unterricht zu unterstützen, Unterrichtsmaterialien vorzubereiten und außerschulische Aktivitäten durchzuführen. Besonders die Vorbereitung und Durchführung von Englischunterricht und Kulturaustauschprojekten waren wichtige Bestandteile meiner Tätigkeit. Vor meinem Einsatz wurde ich durch Workshops und Trainings auf meine Aufgaben vorbereitet.
Ich arbeitete durchschnittlich 15 Stunden pro Woche und nur selten am Wochenende, wenn besondere Schulveranstaltungen stattfanden. Zu meinen Aufgaben gehörte es auch, spezielle Englisch-Workshops für Schüler anzubieten, die zusätzliche Unterstützung benötigten. Diese Workshops boten mir die Möglichkeit, kreativ zu sein und den Unterricht so zu gestalten, dass er den Schülern Spaß machte und gleichzeitig ihr Interesse an der englischen Sprache weckte. Die Arbeitsbelastung war meistens gut ausbalanciert.
Ein besonderes Highlight meiner Arbeit war die Teilnahme an einem interkulturellen Projekt, bei dem die Schüler eigene kleine Theaterstücke in englischer Sprache aufführten. Dieses Projekt förderte nicht nur ihre Sprachkenntnisse, sondern auch ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeit, vor einem Publikum zu sprechen. Da ich auf dem Schulgelände untergebracht war, hatte ich keine langen Wege zur Arbeit und konnte mich voll auf meine Aufgaben konzentrieren. Die Nähe zum Arbeitsplatz ermöglichte es mir auch, spontan und flexibel auf die Bedürfnisse der Schule und der Schüler einzugehen.
Gastfamilie/Unterkunft
Die Eingewöhnung an der Schule verlief überraschend reibungslos. Die Lehrer und Schüler waren sehr herzlich und unterstützend, was mir den Einstieg sehr erleichterte. Die anfängliche Nervosität wich schnell einem Gefühl der Sicherheit. Die Nähe zu Schülern und Lehrern half mir, mich schnell in die Gemeinschaft zu integrieren.
Das Leben auf dem Schulcampus hatte seine eigenen Besonderheiten und Herausforderungen. Einerseits war es eine einmalige Gelegenheit, das Schulleben hautnah mitzuerleben und eng mit Lehrern und Schülern zusammenzuarbeiten. Andererseits war es manchmal schwierig, zwischen Arbeit und Freizeit zu trennen, da der Arbeitsplatz auch mein Zuhause war. Trotz dieser Herausforderungen war die Unterstützung, die ich von den Lehrern und anderen Mitarbeitern erhielt, unglaublich wertvoll. Sie halfen mir, mich in die thailändische Kultur einzuleben und standen mir bei Fragen und Problemen immer zur Seite. Umso schwerer fiel mir der Abschied, da sich enge Beziehungen entwickelt hatten. Durch die gemeinsame Zeit, die vielen Gespräche und die gegenseitige Unterstützung sind starke persönliche Bindungen entstanden, die den Abschied sehr emotional machten.
Betreuung
Die Betreuung durch AFS und die Partnerorganisation im Gastland war sehr gut. Regelmäßige Treffen und Seminare boten Raum für Reflexion und Austausch. Besonders die Seminare zu interkultureller Kommunikation und Konfliktmanagement haben mir geholfen, mich in meiner Rolle besser zurechtzufinden.
Hier konnten wir unsere Erfahrungen und Herausforderungen diskutieren. Diese Treffen boten nicht nur die Möglichkeit, Unterstützung zu bekommen, sondern auch von den Erfahrungen der anderen Freiwilligen zu lernen. Ein Höhepunkt war das Zwischenseminar, das nach der Hälfte unseres Aufenthaltes stattfand. Es war eine gute Gelegenheit, meine bisherigen Erfahrungen zu reflektieren und neue Ziele für die verbleibende Zeit zu setzen.
Meine Erwartungen an AFS Deutschland haben sich voll erfüllt. Besonders geschätzt habe ich die kontinuierliche Unterstützung bei Problemen oder Unsicherheiten. Auftretende Konflikte wurden durch offene Kommunikation und gemeinsame Lösungsfindung gut bewältigt. Besonders hilfreich war der enge Kontakt zu meinem Betreuer vor Ort, der immer ein offenes Ohr für meine Anliegen hatte und mir praktische Tipps für den Alltag und den Umgang mit kulturellen Unterschieden gab.
Sprache und Kommunikation
In meiner Unterkunft und an meinem Arbeitsplatz kommunizierte ich hauptsächlich auf Thailändisch. Bei meiner Ankunft waren meine Sprachkenntnisse noch begrenzt, aber durch die tägliche Anwendung und die Unterstützung meiner Kollegen und der Schulgemeinschaft verbesserte sich meine Kommunikationsfähigkeit erheblich. Die Sprachbarriere war am Anfang eine der größten Herausforderungen, aber mit Geduld und täglichem Üben wurde es einfacher.
Besonders wertvoll war der tägliche Sprachkontakt mit den Schülern und Lehrern, die mir halfen, mein Thailändisch zu verbessern. Anfangs reagierten alle sehr geduldig und unterstützend auf meine sprachlichen Fehler. Durch diesen ständigen Austausch lernte ich nicht nur die Sprache, sondern auch viel über die kulturellen Nuancen der Kommunikation in Thailand. Die Schüler freuten sich, wenn ich versuchte, ihre Sprache zu sprechen und halfen mir oft lachend, meine Fehler zu korrigieren.
Die Fähigkeit, in der Landessprache zu kommunizieren, öffnete mir viele Türen und ermöglichte es mir, tiefere Beziehungen zu meiner Umgebung aufzubauen.
Es war besonders befriedigend zu sehen, wie meine Bemühungen, Thailändisch zu sprechen, von meiner Gastgemeinde geschätzt wurden und wie dies die Interaktionen bereicherte.
Globales Lernen und Entwicklungspolitik
Globales Lernen bedeutet für mich, ein Bewusstsein für die Zusammenhänge und Abhängigkeiten in unserer Welt zu entwickeln. Durch meinen Aufenthalt habe ich viel über Entwicklungszusammenarbeit gelernt, insbesondere über die Herausforderungen und Erfolge im Bildungsbereich in Thailand.
Ein wesentlicher Aspekt des Globalen Lernens war für mich zu erkennen, wie unterschiedlich Bildungssysteme auf der ganzen Welt funktionieren und welche spezifischen Herausforderungen jedes System mit sich bringt. In Thailand habe ich gelernt, wie wichtig Gemeinschaft und Zusammenarbeit im Bildungsprozess sind. Lehrer und Schüler arbeiteten eng zusammen, um ein unterstützendes Lernumfeld zu schaffen, und es wurde viel Wert auf Respekt und gegenseitige Hilfe gelegt.
Ein weiterer wichtiger Punkt für mich ist die Förderung von Austauschprogrammen und Freiwilligenarbeit, da ich aus erster Hand erfahren habe, wie bereichernd solche Erfahrungen sein können. Durch meine Erfahrungen in Thailand habe ich nicht nur neue Freundschaften geschlossen, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von globaler Zusammenarbeit und Solidarität entwickelt.
Vielen Dank für die Möglichkeit, diese bereichernde Erfahrung zu machen. Mein Auslandsaufenthalt hat mich persönlich und beruflich enorm weitergebracht und ich freue mich darauf, meine Erfahrungen und das Gelernte in die Praxis umzusetzen.