Simon, Ghana, Republik, 2017, weltwärts:

Simon hat seinen Freiwilligendienst mit AFS und weltwärts in Ghana gemacht. Er hat als Lehrassistent in einer Schule geholfen. Über seine Eindrücke aus Ghana, von den Menschen und über seinen Freiwilligendienst schreibt er uns in seinem Erfahrungsbericht.

Eine atemberaubende Erfahrung mit weltwärts und AFS in Ghana

Simon mit Flagge in Ghana
AFS Freiwilligendienst: Simon mit Flagge in Ghana

Hallo Alle zusammen, mein Name ist Simon und habe den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts mit AFS in Ghana gemacht. Dies war eine atemberaubende Erfahrung, die mich wahrscheinlich noch mein ganzes Leben lang prägen wird. Auf den folgenden Seiten möchte ich ein bisschen über die vielfältigen Erfahrungen im Zuge dieses Jahres reden.

Bevor es überhaupt nach Ghana ging, nahm ich an zwei 5-tägigen Vorbereitungsseminaren von AFS teil, wo es natürlich um die Vorbereitung des Einsatzes in Ghana ging. In dieser Zeit lernte ich die Leute kennen, die mit mir nach Ghana gehen würden und darüber hinaus auch noch Freiwillige, die ihr Jahr in Südafrika verbringen würden. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie wichtig die Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden, für mich waren.

Vorbereitungsseminare sind ein besonderes Erlebnis und bilden Freundschaften

Während des Jahres waren wir als Gruppe immer füreinander da und halfen uns gegenseitig mit unseren Problemen. Auch nach unserer Rückkehr stehen wir eng miteinander in Kontakt. Die Vorbereitungsseminare waren aber darüber hinaus noch immens wichtig, aufgrund der Inhalte, die uns in dieser Zeit beigebracht worden sind. Wir lernten Einiges über unser Gastland, interkulturellen Austausch, Kommunikation und vieles mehr. Des Weiteren hinterfragten wir auch den Sinn und Zweck des Freiwilligendienstes und der Entwicklungsarbeit, was mir persönlich sehr die Augen öffnete.

Nach diesen Seminaren fühlte ich mich auf jeden Fall sehr viel besser vorbereitet auf das bevorstehende Jahr.  Auch das nach dem Jahr stattfindende Nachbereitungsseminar beinhaltete wichtige Informationen, welche einem den „Einstieg“ zurück in das Leben hier in Deutschland vereinfachten. Generell war ich sehr zufrieden mit der Betreuung durch AFS Deutschland, welche sich vor, während und nach dem Jahr sehr gut um mich kümmerten und immer schnell zur Stelle waren, falls es was gab. Dafür einen ganz herzlichen Dank von mir an alle Mitarbeiter/-innen und Teamer/-innen.

Ein komplett anderes Umfeld in Ghana

Wie oben schon erwähnt, sollte es mich nach Ghana ziehen. Es dauerte nur wenige Stunden nach der Ankunft, bis uns allen bewusst wurde, dass wir uns in ein komplett anderes Umfeld begeben hatten. Auf dem Weg vom Flughafen zu unserem Hotel lief an vielen Stellen laut Musik und Menschen verkauften verschiedenste Dinge, die sie auf ihren Kopf trugen, auf der Straße. Neben dem heißen Wetter waren das sehr viele Eindrücke in unseren ersten Stunden in Ghana und deshalb war es für uns auch erst einmal ganz angenehm unsere ersten drei Tage in einem Hotel zu verbringen, wo wir von den Mitarbeitern von AFS Ghana nochmals speziell auf das Jahr vorbereitet wurden.

Uns wurden verschiedene Inhalte über das Land, die Leute und die Kultur beigebracht, welche sich im Laufe der kommenden Wochen als sehr hilfreich darstellen sollten. Auch die Betreuung durch AFS Ghana gefiel mir sehr gut. Es gab fast zu jeder Zeit eine Ansprechperson, welche einem bei einem Problem weiterhalf.  Besonders am Anfang unternahmen die Mitarbeiter von AFS Ghana und die lokalen Freiwilligen mit uns sehr viel. So gab es z.B. Kurse in der lokalen Sprache oder auch Ausflüge zum Strand.

Meine Unterbringung in einer Gastfamilie in Ghana

Gelebt habe ich zunächst einmal in La Paz, einem Viertel von Accra, der Hauptstadt Ghanas. Dort war ich in einer Gastfamilie untergebracht, die aus einer Mutter, zwei älteren Schwestern, der Nichte meiner Gastmutter und einem anderen Jungen bestand. In der Familie wurde ich sehr herzlich empfangen. Dennoch musste ich mich erst einmal an die Unterschiede im Familienleben gewöhnen. Am Anfang hatte ich oftmals das Gefühl, dass meine Familie nicht so herzlich sei, wie ich es aus Deutschland gewohnt war, da man sich gegenseitig z.B. nicht jeden Tag fragte, was es so Neues gab oder wie der Tag gelaufen sei.

Mit der Zeit fand ich jedoch heraus, dass vieles in Ghana über indirekte Kommunikation läuft und man vieles nicht so direkt anspricht, wie wir es in Deutschland tun. So wurde ich nicht immer gefragt, wie mein Tag so war. Sobald ich aber etwas auf dem Herzen hatte, konnte ich dies direkt ansprechen. Eine weitere Sache, die sehr unterschiedlich erscheinen mag, sind die gemeinsamen Familienaktivitäten.

Der Glaube gehört für viele Ghanaer einfach dazu

In Ghana ist es z. B. in vielen Familien nicht üblich, dass man zusammen isst und sich dabei unterhält, wie es bei vielen deutschen Familien der Fall ist. Auch gemeinsame Ausflüge oder andere Aktivitäten dieser Art halten sich in Grenzen. Was jedoch ein Muss in vielen ghanaischen Familien ist, ist der wöchentliche Kirchenbesuch, welcher auch mehr als einmal die Woche stattfinden kann.

Obwohl ich selbst nicht religiös war und in manchen Situationen meine Schwierigkeiten hatte, mich in die Ansichten meiner Mitmenschen hineinzuversetzen, waren diese Erfahrungen für mich eine große Bereicherung. Für die meisten Ghanaer gehört der Glaube zu einer der wichtigsten Sachen im Leben. Zur Kirche zieht man sich in wunderschönen, traditionellen Sachen an und geht dann gemeinsam als Familie zur Kirche. Ein Gottesdienst kann sich dann auch gerne mal über mehrere Stunden erstrecken, welcher aber häufig aufgewecktes Singen und ausgefallenes Tanzen beinhaltet.

Wechsel der Gastfamilie

Im Februar wechselte ich meine Gastfamilie aus persönlichen Gründen und lebte anschließend in einer Gastfamilie in Oyarifa, einem Außenbezirk von Accra.  Hier bestand meine Familie aus einem Vater, einer Mutter, zwei älteren Geschwistern und dem Neffen meiner Gastmutter. Auch hier wurde ich sehr herzlich empfangen und fühlte mich vom ersten Tag wie ein vollwertiges Familienmitglied. Über die darauffolgenden Monate lernte ich von meiner Gastfamilie sehr viel über ihre Kultur.

So lernte ich u. a. ein paar ghanaische Gerichte zu kochen und auch mein Twi (einer der lokalen Sprachen) verbesserte sich sehr. Ghanas offizielle Landesprache ist Englisch, was auch von der Mehrheit der Leute sehr gut gesprochen wird und ich hatte in meinem Jahr wirklich selten irgendwelche Verständigungsprobleme. Neben Englisch gibt es in Ghana jedoch noch 60 lokalen Sprachen, von denen Twi die meist gesprochene ist. Obwohl man mit Englisch fast überall überlebt, kann ich es nur empfehlen, eine der lokalen Sprache zu lernen, da sich die Leute wirklich sehr freuen und es einem in gewissen Situation doch sehr weiter helfen kann.

Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich diese tolle Erfahrung machen durfte, da das Leben in einer Familie einem noch mal einen ganz anderen Blick in die Kultur ermöglicht. Am Ende war der Abschied von meiner Gastfamilie wirklich ein sehr schwieriger, jedoch bin ich mir sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis ich diese wiedersehen werde. Neben der Gastfamilie spielte sich mein Leben zum großen Teil in meinem Projekt ab.

Mein Projekt beim weltwärts-Freiwilligendienst in Ghana

AFS Freiwilligendienst: Simon beim Sport mit seiner Klasse

Mein Projekt hieß Alsyd Academy, eine Schule für SchülerInnen im Alter von 3 – 15 Jahren. Meine Aufgabe war es dort als Lehrerassistenz in den Fächern Informatik und Sport zu agieren. Dies bedeutete, dass ich bei der Unterrichtsplanung und Durchführung half, sowie beim Berichtigen von Hausaufgaben und Klassenarbeiten. Darüber hinaus half ich noch bei der Organisation von sportlichen Aktivitäten außerhalb des Sportunterrichts und der Organisation der Schulband. Der Unterricht ging immer um 8:00 Uhr los und endete um 16 Uhr.

Die Arbeit hat mir jeden Tag aufs Neue sehr viel Spaß gemacht. Nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase wurde ich schnell von meinen KollegInnen und SchülerInnen als vollwertiger Lehrer angesehen. Dies bedeutete natürlich auch eine Menge Verantwortung und viel Arbeit. Große Freude haben mir aber besonders die Kinder bereitet, da sie Tag ein Tag aus mit einer sehr positiven Energie zur Schule kamen und man als Lehrer auch sehr respektvoll behandelt worden ist. Auch mit meinen KollegInnen freundete ich mich sehr schnell an, sodass wir auch mal was außerhalb der Schule unternahmen.

Tro Tro – ein cooles Transportmittel

Zur Schule fuhr ich jeden Tag mit dem Tro Tro, dem populärsten öffentlichen Verkehrsmittel in Ghana. Tro Tros sind normalerweise alte Minibusse, die aus Europa oder Asien importiert wurden, oft noch mit den entsprechenden Schriftzügen oder -zeichen versehen. In diese Minibusse werden so viele Sitze wie möglich eingebaut. Bei voller Auslastung fasst so ein alter Mercedes-Sprinter etwa 23 Menschen inklusive Fahrer und Mate.

Der Mate ist dabei derjenige, der aus dem Fenster die Endstation des Busses schreit und dem man ein Zeichen gibt, dass man zusteigen möchte. Obwohl ich anfangs noch manchmal etwas überfordert damit war, gewöhnt man sich schnell daran und am Ende gehörte Tro Tro zu fahren zu meinen liebsten Aktivitäten in Ghana, da immer etwas passiert und keine Fahrt wie die andere ist.

Zur ghanaischen Kultur

Zur Kultur kann ich nur sagen, dass ich diese als eine sehr offene und gastfreundliche erlebt habe. Eigentlich überall, wo ich war, wurde ich mit offenen Armen empfangen. Sei es bei der Gastfamilie, im Projekt oder beim Reisen. Falls ich mal Hilfe brauchte, dauerte es gar nicht lange, bis diese gefunden war. Ein gutes Beispiel dafür, welches auch den Unterschied zu Deutschland gut darstellt, ist z. B., wen man jemanden in Ghana nach dem Weg fragt. Häufig kommt es dann nämlich vor, dass die Person einen einfach bei der Hand nimmt und mit einem bis zum gewünschten Ziel läuft, obwohl die Person vielleicht sogar in die andere Richtung unterwegs war.

Zu Beginn muss man sich manchmal jedoch noch daran gewöhnen, von vielen als „der Weiße“ (Obroni) angesehen zu werden. Obwohl mit dieser Vorstellung natürlich auch Gedanken eingehen, wie, dass man als Weißer immer reicher ist, sind diese Gedanken/Ansichten überhaupt nicht als negativ zu verstehen. Die Ghanaer freuen sich immer einen Weißen zu sehen, da viele es als Ehre empfinden, dass man nach Ghana gekommen ist und sich ihr Land anschaut. Dennoch ist es erst einmal komisch, plötzlich nur auf seine Hautfarbe reduziert zu werden.

Insgesamt kann ich aber jedem einen Freiwilligendienst in Ghana nur empfehlen! Auch wenn es an manchen Punkten natürlich auch Herausforderungen gibt, lernt man viel über sich selbst, andere Kulturen und die Welt im Ganzen.  Darüber hinaus hat man die Ehre ein wunderschönes Land kennenzulernen, welches für viele Menschen leider unentdeckt bleibt.

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