Gastfamilie Paschke, Russland 2016:

Seit Anfang der 90er Jahre haben wir Gastkinder, vorwiegend aus den Ländern der ehemaligen UdSSR (weil uns Sprache und Mentalität vertraut sind), aber auch aus China, Amerika und anderen Ländern. Die Jugendlichen waren mal für mehrere Wochenenden, eine Woche, ein Vierteljahr oder, erstmals jetzt, die Barbara, für ein ganzes Schuljahr da. So lange hatten wir es uns zuvor nicht gewagt, da wir beide bis zum letzten

Jahr beruflich und ehrenamtlich sehr eingespannt waren. Doch nun war es so weit, wir wollten einmal wirklich mit einem Gastkind gemeinsam die Jahreszeiten und deren spezifische Feste, die Höhepunkte (und auch die Tiefen) in einer Familie, eben alles gemeinsam durchschreiten. Um es vorweg zu sagen, es war ein wunderbares Erlebnis! Doch dazu später!

Wir haben immer den Standpunkt vertreten, dass man sich bei einer Entscheidung für ein Gastkind darüber im Klaren sein muss und sich folgende Fragen beantworten sollte:

– Bin ich aufgeschlossen genug, ein ganz fremdes Kind in meine Familie aufzunehmen und es anzunehmen, als wäre es mein eigenes?

– Reicht mein Wohnraum, um die eigenen „Rückzuggebiete“ und die des Gastkinds zu sichern;

– Sehe ich Schwierigkeiten und Missverständnisse als Normalität in einer Familie mit Jugendlichen an und suche nach Kompromissen?

– Bin ich bereit, Zeit, Kraft und auch Geld zu investieren und dies doch als persönliche Bereicherung zu empfinden?

Wir haben das immer mit ja beantwortet! Wir haben vier Töchter mit Anhang und in Kürze kommt das 10. Enkelkind. Also, unsere Familie ist groß und es ist immer etwas los, aber es gibt ja immer noch Luft nach oben.

Als Anfang September der Bericht über unser regionales AFS-Team in der Volksstimme erschien, es werden noch Gasteltern gesucht, griffen wir kurzerhand wieder zum Hörer. Unser AFS -Team Stendal ist sehr aktiv und so ließ ein Besuch nicht lange auf sich warten. Mein Mann war gleich Feuer und Flamme: Barbara, eine Russin, sollte es sein. Er wollte keine anderen „Angebote“ und die Zeit drängte.

Wir hatten ein tolles Jahr – Was haben wir nicht alles miteinander erlebt! Wir sind runter von der Couch – haben Regionen ganz nah und fern und auch Länder besucht, in  denen wir selbst noch nicht oder lange nicht mehr waren. Wir haben unsere Kochkünste gegenseitig ausprobiert und Kompromisse geschlossen! Und dieses wunderbare Gefühl erlebt, dass uns ein junger Mensch mehr und mehr ans Herz wuchs. Nach den vielen Monaten wissen wir viel voneinander. Wir wissen von Schwächen und Stärken und sind uns gewiss, dass auch Barbaras Eltern wussten: Ihr Kind ist in guten Händen. Von April bis Juli kam dann noch die Gastschwester Diana aus Kasachstan dazu. Wir vier hatten eine wunderbare Zeit!

Barbara will einmal in Deutschland studieren. Sie wird es schaffen, ihr Wille ist stark. Es ist wunderbar, dieses schöne Gefühl, sie ein Stück auf dem Weg zur Erfüllung ihres Traumes begleitet zu haben.

Wir danken Barbara und danken besonders der sehr engagierten AFS-Gruppe vor Ort und in Hamburg, auch dem Diesterweg- Gymnasium in Tangermünde. Ja, ein paar Tränen sind schon gekullert – beim Abschied von Barbara! Barbara: empfindsam, draufgängerisch, entschlossen, manchmal kleine Nervensäge, hilfsbereit – und eben auch unsere Tochter auf Zeit- doch ein bisschen auch für alle Zeit!

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