Das Vorbereitungsjahr ging sehr schnell zu Ende und schon saß ich im Flugzeug nach Russland und ließ meine Familie und alle meine Freunde für 10 Monate zurück.
Das Arrival Camp war interessant, die Volunteers waren cool drauf und haben uns alles Wichtige erklärt und uns ein wenig Russisch beigebracht. Drei Tage vergingen wie im Flug und schon waren wir wieder unterwegs, im Zug nach Kirov.
Die Zugfahrt von Moskau nach Kirov war ganz entspannt, ich habe trotz der Aufregung ein paar Stunden geschlafen und daher kam mir die Fahrt nicht so lang vor. Meine Mutter kommt ursprünglich aus Russland und hat mir sehr viel über das Land erzählt, insbesondere über die Größe. Ehrlich gesagt, habe ich ihr nicht so ganz geglaubt, bis ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Diese Größe ist unbeschreiblich!!!!
Der erste Schultag in Russland war cool
Als ich endlich meine neue Familie, die mich herzlich aufgenommen hat, gesehen habe, fiel meine letzte Anspannung weg und ich merkte plötzlich, wie erschöpft ich bin. Gefühlte 24 Stunden habe ich geschlafen und fühlte mich auf meinen ersten Schultag mental vorbereitet.
Der erste Schultag war cool und ganz anders als in Deutschland. Der ganze Jahrgang hat sich zur Begrüßung versammelt, ich musste ein paar Worte sagen, was aber kein Problem war, da ich mich vorbereitet habe. Der Russisch Crashkurs in den ersten zwei Schulwochen hat mir echt geholfen, meine Russisch Kenntnisse zu verbessern.
In den ersten Tagen hat sich meine Gastfamilie bemüht, mir die Stadt und die Kultur näher zu bringen und mir die Angst und die Anspannung weg zu nehmen. Mir wurde einiges gezeigt, Denkmäler, ein Kloster, mehrere Cafés und Einkaufsmöglichkeiten. Kirov ist eine große Stadt mit einer langen und interessanten Vergangenheit. Ich habe zwar schon viel von der Stadt gesehen aber noch lange nicht alles.
Jetzt lerne ich Russland kennen
Ich war mit meinen Gastbrüdern in Slobotskoy, einer kleinen Stadt, die zu Kirov gehört. Wir sind dort mit Freunden spazieren gegangen und haben die Stadt angesehen.
Das Lyzeum von Sovetsk hat mich und Laura eingeladen, dort in den Klassen Vorträge zu halten und mit den Schülern zu reden. Für viele Schüler dort waren wir die ersten Ausländer in ihrem Leben, wir haben viele neue Leute kennengelernt.
Als Hobby habe ich mir Reiten ausgesucht, weil ich es schon immer mal machen wollte und mir nach dem langen und anstrengendem Schultag Ausgleich zu verschaffen. Da der Reiterhof nur 5 Minuten Fußweg von meiner Gastfamilie entfernt ist, kann ich fast jeden Tag meine Reitstunden nehmen.
In den Herbstferien war ich in Surgut (Sibirien), wir haben uns dort die Stadt angesehen, uns mit Schülern unterhalten. Wir haben auch eine Hantifamilie (Einheimische in der Region um Surgut) besucht. Ich war sehr beeindruckt, wie einfach sie dort leben, Rentiere züchten und Fische am Fluss fangen. Die Zugfahrt von Kirov nach Surgut dauerte 35 Stunden, zurück nochmal zwei Stunden mehr, es war echt cool, da wir in unserem Wagen viele neue Leute kennenlernten und alte Freunde wiedergesehen haben.
Die russische Kultur und die russische Mentalität ist genauso, wie meine Mutter mir immer erzählt hat: die Menschen sind sehr offen, herzlich und sehr gastfreundlich. Trotz Verständnisschwierigkeiten kamen wir sehr schnell ins Gespräch, wurden sofort zum Essen eingeladen und tauschten uns über das Leben in Deutschland und Russland aus.
Die Natur um uns herum veränderte sich ständig und endlich kam die Schneelandschaft, auf die ich so lange gewartet habe. -15 Grad im Oktober! Es fühlte sich richtig gut an! Jetzt habe ich Russland kennengelernt und bin dankbar, dass ich die Chance dafür bekommen habe!!!!