Lina, Indien, 2018, AFS-Kurzzeitaustausch mit AFS-Stipendium:

Nachdem ich mich zu Hause von meiner ganzen Familie verabschiedet hatte fuhr ich mit meiner Mutter an den Bahnhof. Dort traf ich mich mit Carla, die auch an dem .gegenseitigen Austausch nach Indien teilnahm und die mir durch die Vorbereitungstreffen schon sehr vertraut war. Von dort ging es nach einer kurzen Verabschiedung meiner Mutter mit dem Zug zum Frankfurter-Flughafen. Dort trafen wir dann Jesper und Rebecca, die ebenfalls mit uns nach Indien reisten. Mithilfe einer AFS-Freiwilligen checkten wir problemlos und sehr schnell ein. Wir verabschiedeten uns von der AFS-Freiwilligen und waren für den 8-9 stündigen Flug bereit.

Die Wolkendecke war durch die abgedunkelten Fenster zu sehen, ich war hell wach. Ich saß zwischen einem älteren Inder und einem ungefähr gleichaltrigen Jungen, in der Mitte des Fliegers. Es waren nur noch 1-2 Stunden, bevor ich Delhi erreichen würde, geschlafen hatte ich schon und Essen hatte es auch schon gegeben. Ich dachte an meine Gefühle beim Los-fliegen, die total anders waren, wie ich es erwartet hatte, da ich total entspannt war. Erleichtert fühlte ich mich auch durch die anderen, also Carla, Rebecca und Jesper, die mit mir reisten, denn so kam keine Langeweile beim Warten auf und es war total schön dieses Erlebnis teilen zu können.

Angekommen am Flughafen… rein in den Smog…, unsere Gesichter erstarrten als wir in Delhi aus dem Airport gingen und das „Tropenhaus“ bestiegen. Ich meine mir war klar, dass Indien sehr warm ist, jedoch hatte ich keine Vorstellung wie heiß, zudem fiel das Atmen sehr, sehr schwer und ich überlegte, wie ich das denn die nächsten 8 Wochen aushalten sollte. Abgeholt von einem, beziehungsweise zwei AFS- Mitarbeitern, wurden wir ins Verkehrsleben eingewiesen. Es ging durch die Straßen Delhi`s , dabei wurde ich ganz sentimental, so beeindruckend, anders, laut und bunt war alles. Es fühlte sich wie in ein Traum an. Auch als ein Vogel gegen unsere Scheibe prallte und der Fahrer so reagierte als wäre eine Mücke gegen die Windschutzscheibe geflogen.

Im Hotel angekommen, das einem kleinen Palast glich, frühstückten wir erneut, diesmal richtig indisch. Danach hatten wir dann eine Orientation mit einer sehr netten Frau, sie bereitete uns auf das Leben in Indien z.B. auf unsere Gastfamilien vor, indem wir viel mit ihr redeten. Danach hatten, wir die Möglichkeit in den Zimmern des Hotels auszuruhen, was wir auch sofort machten. Nachdem wir noch kurz im Zimmer, das sehr kalt war plauderten schliefen wir nach und nach ein.

Durch ein AFS´ler geweckt ging es gleich zum Flughafen, doch durch meinen tiefen und festen Schlaf, war ich in Gedanken schon beim nächsten Tag und total geschockt, ohne mich gerichtet zu haben, geschweige denn etwas gegessen zu haben, aus meinem Schlaf gerissen, sofort in das heiße Auto zu steigen und zum Flughafen zu fahren. Bis mir nach längerer Zeit bewusst wurde, dass es der gleiche Tag war und ich nur 2 Stunden geschlafen hatte.  Am Flughafen verabschiedeten Carla, Rebecca und ich uns von Jesper, deren Gastfamilie in einer ganz anderen Stadt lebte. Dann ging es für uns drei endlich von Delhi mit dem Flugzeug nach Indore, wo unsere Austauschpartnerinnen leben, die wir in Deutschland schon sehr gut kennengelernt haben, da auch sie 8 Wochen bei uns, mit uns in unseren Familien lebten. Ich glaube in diesem Flieger fingen wir alle erst so richtig, an zu realisieren dass wir nun in Indien waren.

Kennenlernen mit meiner Gastfamilie

Ziemlich aufgeregt verließen wir den Flughafen in Indore, wo wir von unseren Austauschpartnerinnen herzlich empfangen wurden. Es war wunderschön Amaysi, meiner Austauschpartnerin, in die Arme zu fallen. Sie hatte mich mit ihrer Mutter abgeholt, der ich auch gleich in die Arme fiel. Ich war einfach nur glücklich und sehr froh darüber mich bei meiner indischen Gastmutter von Anhieb so wohl und geborgen zu fühlen. Gemeinsam fuhren wir drei dann zum Haus meiner Gastfamilie. Auf der Fahrt war ich von den ganzen Eindrücken total fasziniert, die vielen kleinen Läden, die so alt auf mich wirkten, auch heruntergekommen, jedoch trotzdem so belebt. Die vielen Straßenhunde, die überall herum liefen. Die vielen Menschen, wie sie miteinander agierten beeindruckten mich. Worüber ich sehr froh war, war dass die Luft so viel besser als in Delhi war und auch sehr viel sauberer.

Am Haus, welches sehr groß für indische Verhältnisse ist, wurde ich dann von meinem Gastvater, meinem Gastbruder, sowie der Haushaltshilfe mit einem Willkommensritual empfangen. Bei dem sie für mich sangen, mir eine Blumenkette umlegten und auf dem schön hergerichteten Kupferteller mit Kerzen, rotes Pulver mit Wasser mischten und mir ein drittes Auge, also einen Punkt auf die Stirn zeichneten. Nachdem wir etwas gegessen hatten, lernte ich den Opa der mit im Haus lebte kennen, der tagsüber bei dem Onkel von Amaysi lebt und gegen Nachmittag/Abend, immer zurück zu dem Haus meiner Gastfamilie gebracht wird. Er ist sehr krank und alt und muss voll umsorgt werden, was die Familie total liebevoll und respektvoll macht. An diesem Abend habe ich dann auch noch meine Gastgeschenke verteilt und bin dann in mein Zimmer, das sehr groß war, zusätzlich hatte ich noch ein Bad und ein kleines Ankleidezimmer. Die Familie hatte dieses Zimmer für mich freigeräumt. In Indien ist es normalerweise nicht üblich seinen eigenen Raum zu haben und meine Gastfamilie schläft prinzipiell immer zusammen in einem Raum. In der Zeit meines Besuches schliefen sie immer in einen der großen Zimmer und ich in dem anderen. Ich schätzte es sehr meinen eigenen Raum gehabt zu haben um mich manchmal zurückziehen konnte.

An meinem nächsten Tag, nachdem wir in einem wunderschönen Organic-Biergarten waren, wo es Zuckerrübensirup mit Limetten und Salz, der mir nicht so gut schmeckte, und Haferomlett, das super lecker war, gab, lernte ich meine Gastgroßeltern kennen. Beim Haus der Eltern meiner Gastmutter, die man in Indien immer Nanni (Oma) und Nannu (Opa) nennt, wurde ich erneut mit einem Willkommensritual empfangen und lernte die beiden herzensguten Menschen kennen. Gemeinsam besuchten wir dann alle ein Palast mit wunderschönen Garten und Nanni, hielt mich immer an der Hand, um mich zu beschützen, was meiner Meinung nach nicht wirklich nötig gewesen wäre, aber total süß war und ich so auch noch nicht kannte. Bei der Rückfahrt wollte ich mich dann gleich wieder anschnallen, was in Indien grundsätzlich nicht gemacht wird.

Mein indischer Schultag

Mein Alarm weckte mich jeden Morgen und ich kämpfte mich mühselig aus dem Bett. Nachdem ich mich gewaschen hatte, zog ich mir dann meine Schuluniform an. Dann schnappte ich mir ein paar Nüsse, Äpfel oder eine Banane und dann wurden wir meistens von Amu, meinem Gastvater, zum Busstop gefahren, der immer etwas matschig war. Im Schulbus trafen wir dann immer ein paar Freunde von Amaysi und fuhren gemeinsam zur Schule. Die Schule war immer noch sehr leer, da unser Bus einer der ersten Schulbusse war, die am Morgen die Schule erreichten.

Als dann alle da waren und die Schulglocke geläutet hatte, kam jeden Morgen unsere Klassenlehrerin, eine sehr hilfsbereite Frau, ins Zimmer, anschließend kam das Morgengebet dran, bei dem wir jeden Morgen gemeinsam ein Mantra sangen. Den Schulalltag begleitete ich meine Austauschpartnerin Amaysi und auch Carla, war gemeinsam mit uns in meiner Klasse, da ihre Austauschpartnerin, die gleiche Schule besuchte und Carla die Fächer ihrer Austauschpartnerin nicht wirklich mochte. Wir besuchten dann die Fächer Englisch, Geschichte, Politik, Wirtschaft und Optional-Unterricht, bei dem ich Kunst wählte. Oft jedoch gingen Carla und ich auch während den Stunden in die Bibliothek und lasen oder redeten.  Jeden Tag gab es so gegen 11:00 Uhr etwas zu essen, dafür sind wir alle gemeinsam in den Mensa-Saal gegangen, um gemeinsam zu essen, was wir alle im stehen zu uns nahmen. Auch samstags besuchten wir die Schule, jedoch nur von 7:00 Uhr bis 11:30 Uhr. Nach dem regulären Unterricht bin ich dann noch öfters mit Amaysi bis 14:00 Uhr in der Schule geblieben und hab ihr beim Tanzen zugesehen.

Zuhause haben wir dann nochmal etwas gegessen und haben dann gemeinsam Tempel besichtigt, Filme gesehen, Shoppingtouren unternommen uns mit Freunden getroffen oder die Großeltern besucht.

Das schönste Erlebnis jedoch war, als ich und Carla mit ein paar amerikanischen Austauschschülern, mit denen wir schon einige Tagesreisen unternommen hatten, und ein paar anderen indischen Tanzschülern gemeinsam, einen Tanz für den Independenceday vorbereiteten. Es war ein riesiger Spaß, wir trugen wunderschöne, total bunte Outfits und übten einen Gerba-Tanz ein. Ich war total, bevor wir ihn aufführten, da wir spontan mitgemacht hatten und ich beim Proben noch einige Fehler bei der Klopfreihenfolge, die wir immer in zweier Teams machen mussten, machte. Doch als wir ihn vorführten, hatte ich einfach nur Spaß und machte keine Fehler.

An Sonntagen hatten wir keine Schule und wir begannen den Tag mit Yoga, da jeden Morgen für eine Stunde ein Yogalehrer bei uns im Haus war, ich genoss es richtig und lies keine Stunde an einem Sonntag ausfallen, außer natürlich wir waren verreist. Danach besuchten wir die Cricketakademie meines Gastvaters und frühstückten gemeinsam im Organic-Biergarten. Danach unternahmen wir alle gemeinsam etwas und hatten schöne Familienerlebnisse. Gegen Abend führte uns Amu mein Gastvater meist noch schön aus, bevor wir wieder heimgingen. Meist habe ich gar nicht meine eigenen Klamotten getragen, sondern habe mir etwas aus dem Schrank meiner Gastmutter ausgesucht, da sie es sehr mochte, mich in indischer Kleidung zu sehen, aber natürlich hätte ich auch meine eigenen Klamotten tragen können. Es machte mir rießigen Spaß mich indisch zu kleiden, da ich Kirtas, Sari, Bindis und all das so sehr liebe.

Ein besonderes Erlebnis- die Reise nach Rajasthan

Nach einer kleinen Verzögerung ging es mit den Auto einige Stunden nach Rajasthan, ich versuchte auf der Autofahrt zu schlafen, habe aber eigentlich nur vor mich hin gedöst. Zwischenzeitig fühlte ich mich echt sehr eingequetscht, da mein Gastbruder Kanha sehr viel Platz brauchte. Endlich am Hotel angekommen, erwartete uns ein wunderschönes Gebäude mit tollen Zimmern und da meiner Gastmutter es nicht gut dabei ging mit meinem Gastvater in einem anderen Zimmer zu schlafen, stornierten sie eines der zwei Zimmer und sie kamen in unser Zimmer, um mit uns im Raum zu schlafen.

Am nächsten Morgen, frühstückten wir alle, diesmal sehr ungesund, bevor es für uns losging. Gemeinsam besichtigten wir zwei Paläste, einer davon war richtig in den Wäldern, im Gebirge, sie waren wunderschön und ich erfuhr viel über deren Geschichte. Der Ausblick von den Palästen war gigantisch und ich wünschte mir einen nie endeten Moment. Danach unternahmen wir eine Boot-Tour zu einer Art Inselhotel. Nach der Boot-Tour gingen wir durch die Straßen in die kleinen Läden. In diesen Laden fand, ich die schönsten Kleidungsstücke und Geschenke für meine Familie in Deutschland. Ich hatte richtig Spaß, mich durch die ganzen Läden durch zu stöbern und wollte gar nicht mehr gehen. Am Ende des Tages gingen wir noch zum Essen und besichtigten eine Sammlung Oldtimer eines Prinzen, bevor wir todmüde im Hotel einschliefen.

Am nächsten Morgen ging es dann gleich für Amaysi, Kanha und mich nach dem Aufstehen zum Hotelpool schwimmen, beziehungsweise baden oder herumblödeln. Nachdem wir gefrühstückt hatten, besuchten wir erneut ein Palast, dieses Mal war es ein riesiger, wunderschöner Palast den wir ganze 3 Sunden besichtigten, im weißen detailhaften Innenhof kam ich ganz nah an ein Streifenhörnchen, die es dauernd zu sehen gab. Ich durfte alte Versteinerungen mit Sanskrit bewundern, sowie echte königliche Kleidung. Nach dem dreistündigen Ausflug ging es nach einer Kokosnuss, die es an jeder Straßenecke zu kaufen gab und die ich immer sehr genoss, für eine kleine Pause ins Hotel. Danach kauften wir noch Ohrringe und Schmuck für meine Gastmutter, dabei kamen oft Straßenkinder, da sie mich sahen und darauf hofften, mir einen Luftballon verkaufen zu können, der Anblick der großen Augen war nicht immer einfach für mich, doch da ich gelernt hatte damit richtig umzugehen, da so etwas schon häufiger vorkam, war es erträglich. Mir wurde immer gesagt, ich solle sie ignorieren, was ich nicht tat, ich versuchte ihnen einfach nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Als letztes, kamen wir an einem kleinen Parfümladen der etwas ganz Magisches hatte, in dem ein Mann selbsthergestellte und sehr edle Parfüme verkaufte. Das besondere war, der Mann hatte aus unerklärlichen Gründen an jeder Hand und jeden Fuß jeweils 6 Finger/Zehen. Es war total cool so etwas sehen zu können. Was erstaunlich war, die Hand sah überhaupt nicht auffällig auf. Am Abend ging es dann über die Nacht mit dem Auto wieder nach Hause und ich denke immer gerne an diese Reise zurück!

Rückblick

Ich bin AFS sehr dankbar darüber, dass sie mich mit einem Stipendium gefördert und mir diese unvergessliche Reise ermöglicht haben. Ich denke gerne und ständig an die wunderschöne Zeit in Indien zurück, da sie mich in jeder Hinsicht bereichert hat, nicht nur in der Sicht, wie ich die Sachen betrachte oder wie ich auf andere reagiere und mit Situationen umgehe. Ich habe viele tolle, inspirierende Persönlichkeiten kennenlernen dürfen. Ich vermisse am meisten meine Gastfamilie, aber auch das indische Essen, das ich sehr liebe und immer genoss. Die wunderschöne Kleidung, das fahren mit den Touktou`ks, die sonntägliche Yogastunde mit dem kleinen Yogalehrer und vieles mehr.

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