Bernhard, Frankreich, 2016, Schuljahr im Ausland mit AFS-München-Stipendium:

Einer meiner ersten Eindrücke nach der Ankunft in Frankreich war die Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft der Franzosen. Dadurch habe ich mich in meiner Gastfamilie, der Schule und auch im Fahrradclub sehr schnell wohl gefühlt – beinahe wie Zuhause.

Land und Leute

Südfrankreich hat mit seiner leicht hügligen Landschaft nicht nur für Rennradfahrer (wie mich) einiges zu bieten, auch die andersartige, wie aus einer anderen Zeit stammende, Bauweise der Häuser verleiht Frankreich seinen typischen Charme.

Abendessen gibt es hier in Frankreich etwas später als in Deutschland. Und natürlich besteht die Speisekarte nicht nur aus Croissants und Café au Lait zum Frühstück, Baguette, Crêpes und Ratatouille, sondern häufiger gibt es Gemüse, wie Karotten oder Bohnen, alles was zu einer Ausgewogenen Ernährung beiträgt. Was ich am deutschen Essen vermisse ist Schwarzbrot, mal eine Brezel und Gummibärchen. Aber die Schokoladenfabrik entschädigt mich dafür und ist fast mein liebster Ort in der Stadt – ich laufe auf dem Weg zur Schule jeden Tag daran vorbei und probiere oft neue Sorten.

Das Selbstkochen im Ausland gestaltete sich auch schwieriger als zunächst gedacht. Ich wollte meiner Gastfamilie etwas Gutes tun und für sie kochen. Dabei bin ich bei ein paar Zutaten durcheinandergekommen und das Ergebnis schmeckte anders als geplant… beim zweiten Versuch mit mehr Vokabular und besserer Vorbereitung ist mein Kochversuch gelungen.

Auch im Straßenverkehr ist mir die französische Art aufgefallen. Als Fußgänger oder Fahrradfahrer wird man von den Autofahrern grundsätzlich vorgelassen und kann jederzeit die Straße überqueren. Diese Rücksichtnahme gibt mir immer wieder ein fast familiäres Gefühl, was ich aus meiner Heimatstadt Ingolstadt nicht kenne.

Die Schule

Zur Schule sollte man nie zu spät kommen, denn sonst steht man vor verschlossenen Toren und man kommt weder rein noch raus. Ganz anders als in Deutschland wo man quasi immer Zutritt zum Schulgebäude hat. Eine größere Umstellung war für mich jeden Tag Nachmittagsunterricht zu haben. Das Gute daran ist, dass ich den ganzen Tag mit meinen Freunden verbringen kann und nach Schulschluss alles erledigt ist. Kleinere Schwierigkeiten hatte ich in der Schule vor allem in Physik und Chemie – in Deutschland gehe ich auf ein musisches Gymnasium, also kommen naturwissenschaftliche Fächer etwas zu kurz. In meiner französischen Schule haben wir viel mehr Zeit für Versuche in beiden Fächern und dabei konnte ich bisher am meisten lernen und hatte sehr viel Spaß.

Das schönste und gleichzeitig verrückteste Ereignis war der Fund einer Katze in unserem Garten, als ich von der Schule nach Hause kam. Meine Gastmutter war zunächst nicht sonderlich begeistert über den vierbeinigen Familienzuwachs, aber mein Gastbruder konnte sie überzeugen, dass wir die Katze behalten mussten. So kam es zum zweiten Familienzuwachs (nach mir) innerhalb eines Monats. Unsere neue Mitbewohnerin heißt Mistigri und ist zuckersüß.

Freizeitgestaltung

Ich fahre wie auch schon in Deutschland weiterhin Rennrad, mein Gastbruder spielt Tennis und meine Schwester tanzt gerne. Meine Schulfreunde spielen in der Schule und im Verein verschiedenste Ballsportarten, wie zum Beispiel Badminton, Handball, Tennis und wie könnte es auch anders sein natürlich auch Fußball. Bei einer Partie Fußball bin ich auch immer gerne mit dabei – dafür muss man auch kein französisch sprechen, was mir anfangs noch sehr schwer fiel. Mit ein paar Freunden von AFS und von der Schule war ich auch schon Schlittschuhlaufen und sonst geh ich gerne mal ins Kino – mittlerweile verstehe ich die Filme ja auch auf Französisch.

Modisch gesehen unterscheidet sich Frankreich kaum von Deutschland – hin und wieder trifft man auf Klischees wie ein gestreiftes Hemd oder die Baskenmütze, aber eher in der älteren Generation. So langsam freunde ich mich auch mit französischsprachiger Musik an – fast alle Mädchen aus meiner Klasse schwärmen für den Sänger M. Pokora und die Musik ist wirklich nicht schlecht.

Die Freizeit, die sich besonders auf das Wochenende und den Mittwoch (an diesem Tag haben wir nur bis 12 Uhr Schule) beschränkt, verbringe ich gerne mit meinen Freunden oder meiner Gastfamilie. Mit meinen Freunden treffe ich mich manchmal zum Essen, wir machen gemeinsam Sport oder Musik, schauen Filme oder entspannen ganz einfach. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mittlerweile so gut Französisch kann, um auch mal anspruchsvollere Diskussionen und Gespräche zu führen.

Mein Rat an zukünftige AFSer

Zukünftigen AFSern möchte ich auf den Weg geben, sich von Anfang an um Freunde zu kümmern und den Status des „Neuen“ und noch dazu Austauschschüler/in zu nutzen. Man sollte allem gegenüber offen sein und sich auch an Ungewohntes heranwagen.

Zu guter Letzt möchte ich mich herzlich bei AFS Stipendium München für die finanzielle Unterstützung bedanken, die mir meinen Auslandsaufenthalt überhaupt erst ermöglicht. Meine Zeit in Frankreich werde ich wohl nie vergessen, die vielen tollen Eindrücke und Erlebnisse, meine Gastfamilie und meine Freunde – ein zweites Zuhause in Frankreich.

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