Janina, USA, 2015, Schuljahr im Ausland mit AFS-Stipendium:

Ein Auslandsjahr war mein größter Traum, und ich schätze es sehr, dass ich die Gelegenheit hatte, für 10 Monate in Ohio (USA) zu leben. Fast fühlt es sich an, als wäre es erst gestern gewesen, als ich auf dem Weg in mein neues Leben war, ohne wirklich zu wissen, was mich erwartete. Über eins war ich mir jedoch im Klaren, und zwar dass die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist. Es wurde schnell zu meinem neuen zu Hause und die dortige Gastfamilie wurde zu meiner zweiten Familie. Jetzt bin ich schon seit mehr als 4 Monaten wieder zurück in “good old Germany“mit vielen schönen Erinnerungen und einer Menge Geschichten, die ich zu erzählen habe.

Meine Gastfamilie in den USA

Ich bin bei der besten Gastfamilie untergekommen, die ich hätte bekommen können. Ich lebte in Chilicothe, Ohio mit meinen Gasteltern und ihren drei Töchtern, ihrem Sohn und einem deutschen Schäferhund. Sie behandelten mich wie eine Tochter bzw. Schwester und sie wurden zu einer echten Familie in einem anderen Teil der Welt. Und ich genoss jede Minute, weil ich selber nicht so viele Geschwister habe. Ich würde sagen, obwohl ich meine Familie und Freunde zu Hause vermisst habe, habe ich nie wirklich Heimweh bekommen, weil ich Leute um mich herum hatte, die dafür sorgten, dass es mir gut ging.

Mein Auslandsjahr wäre ohne Fotoapparat nicht zu erdenken gewesen. Ich habe so viele neue Erfahrungen gemacht, Menschen kennengelernt und neue Orte gesehen, die ich unbedingt festhalten musste. Denn mit der Zeit verblasst manche Erinnerung. Doch ein Bild sagt mehr als tausend Worte und so werde ich mich auch immer an die dazugehörigen Erlebnisse und Geschichten erinnern: Wie zum Beispiel die Besuche der Drive-in-Kinos, Footballspiele, Urlaube, amerikanische und mexikanische Restaurants, Wanderorte, Konzerte oder die Schulbälle.

Das Schulleben in den USA

Das Schulleben in den USA, auf das ich mich schon sehr gefreut hatte, bereitete mir von Anfang an viel Freude. Ich besuchte eine öffentliche amerikanische High School in Chillicothe/Ohio. Meinen ersten Schultag konnte ich kaum erwarten. Ich ging auch nicht mit einem mulmigen Gefühl los, da ich ja bereits meine zwei Gastschwestern kannte, die auf die gleiche Schule gingen. Der Anblick von Schließfächern, wimmelnden Schülern in den Fluren, Cheerleadern und die Verwendung von Begriffen wie „Freshmen“, „Sophomores“, „Juniors“ und „Seniors“ waren bereits genug, um mir das Gefühl zu vermitteln, dass ich den amerikanischen Traum lebte. Die Schule war groß, jeder war anders und es war so vielfältig. Ich habe noch nie so viele unterschiedliche Menschen an einem Ort getroffen. Schon sehr schnell begann ich mich wohl zu fühlen. Es war witzig, dass viele überrascht darüber waren, dass ich bereits gut Englisch sprach.

Es gab eine vielfältige Auswahl an Schulfächern. Ich wählte die Fächer „amerikanisches Regierungssystem“ Spanisch, Biologie, „Language arts“, „Health und Food for today“. Ich hatte die Chance, spannende Klassen zu besuchen wie „Skulpturtechniken“, Konzertchor und Kunst . Mit diesen Fächern, hatte ich eine gute Entscheidung getroffen. Jedoch stellten sich die ersten Schulwochen als sehr anstrengend heraus. Eigentlich war ich nach einer sprachlich unglaublich ermüdenden ersten Woche in den USA davon ausgegangen, dass ich mich an die Sprache gewöhnt hatte, aber besonders in dem Unterrichtsfach „Das amerikanische Regierungssystem“ kamen plötzlich ganz neue Wortfelder auf mich zu. Zudem musste ich mich an wöchentliche Tests gewöhnen, denn auch das ist Teil des amerikanischen Schullebens.

Auffallend war, dass amerikanische Lehrer einen anderen Umgang mit ihren Schülern pflegen als deutsche Lehrer. Sie haben eine sehr freundschaftliche Beziehung zu ihren Schülern. Amerikanische Lehrer reden über persönliche Geschichten aus ihrem Privatleben, dadurch haben sie einen engeren Draht zu ihren Schülern. Auch sind sie immer vor und nach dem Unterricht anzutreffen und auch außerhalb des Unterrichts immer bereit dazu, sich nochmals extra Zeit für einen Schüler zu nehmen. Der größte Unterschied zwischen den deutschen und amerikanischen Schulen ist jedoch die Sicht und Beziehung der Schüler zur Schule. Für amerikanische Schüler ist die Schule der Mittelpunkt ihres Lebens. Dort verbringen sie die meiste Zeit, gehen ihren Hobbys nach und finden ihre Freunde.

Der amerikanische „School Spirit“

Außerdem sind die Schüler sehr stolz auf ihre High School. Durch zahlreiche Veranstaltungen der Schule wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Da Amerika eine sportbegeisterte Nation ist, wird dies genutzt, um die Schüler zusammen zu bringen und auch an die Schule zu binden. Fast jeder geht nach dem Unterricht, der bei mir bis ca. 13:30 Uhr dauerte, einem seiner Hobbys nach. Ich war in zwei Sportteams, Lacrosse und Cheerleading. Lacrosse hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich es auch in Deutschland weiter spiele. Zudem bin ich einer kirchlichen Jugendgruppe beigetreten. Durch meine Freizeitaktivitäten habe ich viele Teenager kennengelernt, die ähnliche Interessen wie ich haben, und es viel mir leicht Freunde zu finden. Amerikaner sind meist sehr nett, höflich, hilfsbereit und offen, was es einem erleichtert, auf Menschen zuzugehen, sich einzulassen und Freundschaften fürs Leben zu schließen.

Mein Rat an zukünftige AFSer

Den zukünftigen AFSern, die Interesse an einem Jahr im Ausland haben, kann ich mit auf dem Weg geben: Seid neugierig und offen, traut euch alles zu und erlebt diese Welt und euch selbst etwas anders als bisher. Geduld haben spielt auch eine sehr große Rolle. Es ist wichtig, übliche Gewohnheiten abzulegen, offen für Neues zu sein und stets zu versuchen, das Beste aus jeder Situation zu machen. Seid ehrlich und offen zu eurer Gastfamilie – wenn euch etwas nicht passt, setzt euch zusammen und sprecht über Probleme. Wenn das jedoch nicht helfen sollte, schreckt nicht davor zurück, eure Organisation zu kontaktieren, ihr habt immer die Chance, die Familie zu wechseln. Tretet Clubs und Sportteams in eurer Schule bei, ihr werdet sehen, dass es euch einiges erleichtert. Zudem solltet ihr versuchen, immer nur Englisch zu sprechen. Außerdem gebe ich auf den Weg, sich so viel wie möglich einzubringen.

Ich kann nur sagen, dass ich unglaublich viele tolle Erfahrungen gemacht habe. Anders als ich, vielleicht oberflächlicherweise, vor dem Jahr gedacht hatte, sind die besten Erfahrungen nicht die Welt‐Städte und andere bekannte Orte, sondern die Menschen, die ich getroffen habe, die Freundschaften, die ich geschlossen habe und von denen ich mir erhoffe, dass sie ein Leben lang halten. Bei AFS sagt man nicht „bye“, sondern „till we meet again“. Und mit diesen Worten verabschiedete ich mich auch von meiner Gastfamilie, meinen Freunden, den Städten und Orten, von dem wohl schönsten Jahr meines bisherigen Lebens. Das Teilstipendium bot mir die Möglichkeit, für ein Schuljahr in den USA mit einer Gastfamilie zu leben, eine amerikanische High School zu besuchen und eine neue Kultur kennenzulernen. Das Auslandsjahr hat mich selbstbewusster, selbständiger und toleranter gemacht. Ich habe nicht nur viele liebe Menschen und eine Heimat dazu gewonnen, ich bin außerdem an meinen Erfahrungen gereift und habe viel über das Leben gelernt. Ich habe meinen Traum gelebt und die Erinnerungen werden immer bleiben. An dieser Stelle möchte ich mich deshalb ganz herzlich bei meinem Stipendiengeber und AFS bedanken. Ohne sie wär mein Austausch nach Amerika nicht möglich gewesen.

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