Jana, Thailand, 2018, weltwärts

Jana berichtet über ihre Erfahrungen beim Freiwilligendienst in Thailand mit AFS und dem weltwärts-Programm. Sie hat an einer Schule für Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen unterrichtet und die Kinder auch außerhalb des Unterrichts betreut.

Land und Leute

AFS Freiwilligendienst mit weltwärts in Thailand war Jana

Es gab drei Stadien während meiner Zeit in Thailand: Alles akzeptieren – alles nervt – ich nehme alles an, und mache mir keinen Gedanken darüber.

Zu Beginn ist alles Neu und Anders. Da ich ein sehr offener Mensch bin, habe ich alles einfach mitgemacht. Ich fand es schön, dass mit mir gekocht wurde, ich mich in meinem Projekt engagieren durfte, mich die Lehrer teilweise mit zu Aktivitäten genommen haben, dass sie mich am Wochenende ins Einkaufszentrum gefahren haben, etc. Viele dieser Dinge hatten jedoch auch Momente, in denen ich mich nicht so wohl gefühlt habe. Wie ewiges Warten, bis ich abgeholt wurde, zu viel Bespaßung, sehr, sehr scharfes Essen, usw.

Im zweiten Stadium gingen mir einige dieser Eigenschaften der Kultur auf die Nerven. Diese Zeit verging jedoch relativ schnell und ich lebte den gleichen, entspannten Lebensstil. “Sabei-Sabei” ist das Motto der Thais. Alles Langsam machen und sich immer genügend Zeit lassen…
Auch hier in Deutschland komme ich noch regelmäßig zu spät!

Die Freundlichkeit blieb nie zu kurz. Jeder war sehr besorgt, dass es mir auch gut geht. An Essen mangelte es auch auf keinen Fall in Thailand. Egal ob man hungrig war oder nicht. Morgens-mittags-abends wird gegessen, und zwar Reis! Witzig für mich war immer die Frage, ob ich denn von Brot satt werde (meine Mama hatte mir Knäckebrot geschickt)? Die Bezeichnung für Brot lautet in Thailand „KhanomBang“, Khanom bedeutet so viel wie Süßigkeit oder Snack, was auch die Frage, ob ich denn satt werde, etwas berechtigt.

In meiner Freizeit und am Wochenende unternahm ich etwas mit Gleichaltrigen oder Älteren, die mir die Kultur zeigen wollten. Dafür bin ich echt dankbar. Ich hatte das Glück, Menschen kennenlernen zu dürfen, die offen für andere Kulturen waren, und auch offen im Umgang mit alltäglichen Situationen und Kritik. In Thailand wird viel indirekt zum Ausdruck gebracht, was teilweise etwas die Kommunikation erschwerte, doch in meinem Freundeskreis waren alle erstaunlich offen.

Freizeitaktivitäten, wie wandern oder einfach eine Runde laufen, sind so gar nicht Thai-Style, auch das verstand ich nach einer gewissen Zeit. Es ist dort einfach viel zu warm, um sich zu bewegen!

Meine Einsatzstelle

Wie macht man einen Handabdruck? AFS Freiwillige Jana und eine Kollegin beim Erklären

Der Weg in meine Schule war ganz einfach. Türe auf! Und schon stand ich auf dem Schulhof. Zu Beginn musste ich immer noch mit einer Lehrerin zur Schule fahren, da die neue Schule noch nicht eröffnet wurde. Aber ab Oktober wurde das alte Gebäude nicht mehr genutzt und ich konnte direkt von meinem Zimmer aus starten.

Montags bis freitags war regulärer Unterricht, welcher immer mit dem Morgenkreis und dem Hissen der Flagge begann. Anschließend trennten sich die Gruppen. Die Autisten durften in ihren Klassenraum, sowie die Downsyndrom-Kinder und die körperlich eingeschränkten Kinder in ihren. In der Eingewöhnungsphase konnte ich überall hineinschnuppern. Irgendwie bin ich dann die meiste Zeit bei den körperlich beeinträchtigten Kindern hängen geblieben, da mir meine Rolle dort am besten gefiel.

Zu meinen Aufgaben gehörte es, den Kindern das ABC, den Umgang mit Zahlen, einfache englische Wörter, Tanzen und Fingerfertigkeiten beizubringen. Außerdem, alltägliche Situationen mit ihnen zu üben, wie das Aufknöpfen der eigenen Jacke, oder auch einfach sie zu betreuen und mit ihnen zu spielen. Oft musste gebastelt werden, da es über das Jahr verteilt sehr viele Feste gab. Kreativität war bei all diesen Aufgaben sehr hilfreich. Ich habe auch bei der Essensausgabe mitgewirkt und einigen Kindern beim Essen geholfen.

Meine Arbeit startete Montag morgens um 7.30 Uhr. Die Kinder wurden dann zwischen 12 Uhr und 14 Uhr abgeholt. Mittags fand für einzelne Kinder noch Schwimmunterricht, Reiten und Gartenarbeit statt. Ich konnte dabei nicht wirklich helfen, sodass ich mit den Kindern tanzte, spielte oder ins schuleigene Café ging und mich dort mit den älteren Kindern, welche im Café eingelernt wurden, unterhielt. Die Lehrer hatten noch viel Büroarbeit zu erledigen. Dabei konnte ich jedoch nicht helfen, so beschäftigte ich mich immer selbst. Das war nie ein Problem, denn ich hatte immer neue Ideen, was ich machen könnte. Offiziell nach Hause durfte ich dann um 17 Uhr.

Ich war und bin immer noch sehr zufrieden mit meiner Einsatzstelle. Ich konnte mich selbst einbringen und wurde von allen akzeptiert. Manchmal hätte ich mir noch mehr Arbeit gewünscht, jedoch verging die Zeit auch ohne vorgegebene Aufgeben sehr schnell.

Betreuung durch AFS

AFS-Freiwillige bei dem von AFS-Thailand organisierten Massageseminar

Dank AFS-Deutschland fühlte ich mich gut vorbereitet. Nicht speziell auf Thailand, aber auf den Umgang mit anderen Menschen, andere Kulturen, Kommunikationsarten, Rassismus uvm. Die Vorbereitungssemiare waren hilfreich, um Kontakte zu knüpfen, damit man im Gastland nicht alleine ist. Es war für mich sehr schön, in Thailand Freunde zu haben, die einen verstanden und viele Situationen und Gefühlslagen nachvollziehen konnten.

Im Gastland hat mir die Betreuung vor Ort sehr gut gefallen. Die Mitarbeiter von AFS-Thailand gaben mir das Gefühl, dass ich bei Problemen immer Gehör finde. Es entstand eine sachliche aber freundschaftliche Ebene, die den Weg der Kommunikation sehr vereinfachte. Die Camps vor Ort waren sehr entspannend. Das On-arrival -Camp war für mich wichtig, um im Land anzukommen, ohne direkt komplett in die Kultur überzugehen. Ich fand es sehr schön, dass man zwar bereits in Thailand war und auch einiges kennen lernen durfte, jedoch noch von anderen deutschen Teilnehmern/innen mit deutscher Mentalität umgeben war. So fiel mir die Eingewöhnung viel leichter, da es nicht von einer Kultur, ohne Übergang, in die andere ging. Was mir gut gefallen hat war, dass unsere Gastfamilien oder Kontaktpersonen (bei mir Lehrer und Kontaktperson, da ich in meinem Projekt lebte) persönlich nach Bangkok reisten um uns abzuholen.

Das Midstay-Camp war für mich die erste freie Zeit in Thailand. Dass unser Hotel direkt am Meer lag, unterstützte auf jeden Fall den Entspannungseffekt. Doch nicht nur das, sondern auch viele Gespräche mit anderen Freiwilligen, über gleiche Erfahrungen, die wir als Menschen mit deutsch geprägter Kultur falsch aufnahmen, lies es mir leichter fallen, das Erlebte anzunehmen und festzustellen, dass manche Sachen eigentlich gar nicht böse gemeint waren, sondern nur ein Teil der Thaikultur sind.
Das End-off-stay-Camp war noch eine schöne Zeit, um nochmals Erlebtes zu teilen und Abschied zu nehmen.

Im Allgemeinen ist zu sagen, dass ich mich von AFS-Thailand immer gut unterstützt gefühlt habe, und sie mir das Gefühl vermittelt haben, dass jeder Freiwillige ihnen am Herzen liegt und unser Wohl ihnen wichtig ist.

Sprache und Kommunikation

Grundschulheft mit Bildern zum Thai Sprechen und Schreiben lernen

In Thailand ist die Amtssprache Thai. Nach meinen Erfahrungen lernen fast alle Schüler zwar Englisch in den Schulen, jedoch können die wenigsten es sprechen. So war die Kommunikation zu Beginn an meiner Schule etwas erschwert. Ein Bruchteil der Lehrer traute sich überhaupt, mit mir zu reden, und dieser Anteil beschränkte sich dann auch noch auf ein Englisch, welches ich verstehen konnte. So redete ich zu Beginn nur mit wenigen an meiner Schule. Wenn es etwas zu klären gab, dann konnte immer nur eine Person an meiner Schule mir überhaupt helfen. Aber ich war sehr dankbar dafür, dass wenigstens jemand mich verstanden hat. Der Rest der Lehrerschaft war ziemlich schüchtern und meistens lächelten sie mich nur an oder hielten mir Essen unter die Nase. Das ist eine sehr freundliche Geste. Gegen Ende wurde es total witzig, dann plötzlich wollten alle mit mir reden. Ich verstand nach einer gewissen Zeit auch etwas Thai, so fand ein Austausch mit einer Mischung aus wilder Gestikulation, Thai und Englisch statt.

Die Thaisprache mit ihren unterschiedlichen Tönen war für mich sehr schwer zu erlernen. Thai ist eine Tonsprache und somit könnte man ein Wort, auf 5 verschiedene Arten aussprechen um ihm jeweils eine neue Bedeutung zu geben. Ich will nicht wissen, wie oft ich jemanden aus Versehen beleidigt habe, wenn ich einen Ton nicht steigend, sondern fallend ausgesprochen habe. Das tut mir sehr leid. Auch wenn das Alphabet aus sehr viele Buchstaben besteht, konnte ich mir dank einem Grundschullernbuch alles gut selbst beibringen und bin jetzt immer noch froh, dass ich etwas Lesen und Schreiben kann.

Was den Kommunikationsstil der Thailänder angeht, ist dieser von unserem zu unterscheiden. Viel wird durch „die Blume“ gesagt oder als „Ja“ bezeichnet, obwohl ein „Nein“ gemeint war. Da ich ein sehr direkter Mensch bin und das auch auf mein bisheriges Umfeld zutrifft, ist diese Art der Kommunikation neu für mich und ich habe mir oft überlegt, ob das Gesagte wirklich so gemeint war, wie ich es verstanden habe, oder nicht. Aber mit etwas Selbstvertrauen und Eigeninstinkt gehe ich davon aus, dass ich mich nach einer anfänglichen Eingewöhnungszeit recht gut daran angepasst habe.

Wertvoller Kulturaustausch

AFS-Freiwillige Japan in Thailand mit Kratongs ("Schiffchen") für das Lichterfest

Ich habe in diesem Jahr unglaublich viel lernen dürfen. Die Welt ist so viel größer und vielseitiger, als wir uns sie immer vorstellen. Ich bin dankbar, ein Individuum zu sein, welches offen für neue Erfahrungen ist. Aus diesem Grund freue ich mich, wenn ich selbst Menschen aus anderen Ländern eine Stütze sein kann. Es ist wichtig, dass man Personen vor Ort kennen lernt, die einem die Kultur näherbringen können und verstehen, wie schwer die Anfangszeit sein kann. Ich freue mich darauf, neue Kulturen in Deutschland zu treffen, um meinen Horizont zu erweitern.

In Thailand hat mit der Austausch sehr gut gefallen. Ich habe gesehen, wie ich Kleinigkeiten in Menschen bewegen konnte, ob es nun darum ging, Zeit mit den Kindern zu verbringen und mich wirklich intensiv mit ihnen zu beschäftigen, oder ob es um Kommunikation ging. Ich freue mich schon darauf, wenn hier in Deutschland jemand mir eine Freude bereitet nur durch das Erzählen, wie das Leben in anderen Kulturen sein kann.

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